Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

In "Boulevard" sieht Robin Williams wie ein Gespenst auf sein Leben zurück, in "Valley of Love" sind Isabelle Huppert und Gérard Depardieu grandios verloren.

Von den SZ-Kinokritikern

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Alaaf You

Alaaf you Camino Film Köln

Quelle: Camino

Wie fängt man ein Groß- und Kultereignis wie den Kölner Karneval filmisch ein? Man ruft die Menschen dazu auf, selbst loszuziehen, den Karneval zu filmen und das Material dann dem Regisseur Baris Aladag zu schicken, der aus 500 Stunden und 1000 Kameraeinstellungen jetzt eine einzig große Köln-Hommage gebastelt hat: Eine 99-Jährige schwoft allein im Wohnzimmer, ein Mann im Kuhkostüm erklärt die Welt, eine kreischende Masse kurz vor der Ekstase. Zauberhaftes Filmprojekt, das auch Nicht-Kölner rührt.

Hannes Vollmuth

2 / 15

Anomalisa

ANOMALISA; Film

Quelle: Paramount Pictures

Der Verkaufsberater Michael Stone kommt zu einem Seminar nach Cincinnati, und dort trifft dieser traurige Mann das erste Mal seit langer Zeit einen Menschen, den er als echten Menschen wahrnimmt - seine "Anomalisa". Was daraus auf der Leinwand entsteht ist rührend, kunstvoll - und einzigartig. Charlie Kaufman und Duke Johnson erfinden sich mit Puppentrick eine Wirklichkeit, die sich beim Zuschauen ganz real anfühlt, weil sie so perfekt nachahmen, was Menschen ausmacht.

Eine ausführliche Filmkritik lesen Sie hier.

Susan Vahabzadeh

3 / 15

BIbi & Tina 3 - Mädchen gegen Jungs

Bibi & Tina 3 - Mädchen gegen Jungs

Quelle: DCM

Am leichtesten erträgt man Detlev Bucks überzeichnete Teenagerklamotte, wenn die Schauspieler singen, anstatt zu sprechen. Zum Glück tun sie das recht oft, denn auch für das dritte Reiterhof-Abenteuer der kleinen Hexe und ihrer besten Freundin hat der ehemalige Rosenstolz-Sänger Peter Plate bonbonbunte Ohrwürmer geschrieben, vom Battlerap über New Age bis zum pubertären Klagelied.

Kathleen Hildebrand

4 / 15

Boulevard

-

Quelle: SZ

Dito Montiels Film sieht aus wie Robin Williams' Testament. Der spielt hier in einer seiner letzten Rollen einen verkappten Schwulen, der sich in einen Stricher verliebt, während Ehe und Bankkarriere in die Brüche gehen. Seine Umgebung vermisst er weniger mit seinem Körper als mit Blick und Stimme, während er traurig auf ein vergangenes und verpasstes Leben zurückblickt wie ein Gespenst.

Philipp Stadelmaier

5 / 15

Brooklyn

Saoirse Ronan Emory Cohen

Quelle: AP

Dieser Film ist nur etwas für professionelle Romantiker: Nach dem gleichnamigen Roman von Colm Tóibín inszeniert John Crowley die Geschichte eines irischen Mädchens (Saoirse Ronan), das in den Fünfzigern in die USA emigriert und zwischen Heim- und Fernweh sowie zwei jungen Männern hin und her gerissen ist. Ein rührender Beitrag zum Genre des Melodrams, das leider vom Aussterben bedroht ist.

Ein Interview mit Saoirse Ronan lesen Sie hier, und hier eine ausführliche Rezension zum Film.

David Steinitz

6 / 15

Daddy's Home

Will Ferrell Mark Wahlberg

Quelle: AP

Nachdem Mark Wahlberg und Will Ferrell ihre unterschiedlichen Temperamente schon als Cops in "The Other Guys" auf Kollisionskurs brachten, gehen sie jetzt in der US-Suburbia-Hölle als konkurrierende Väter in den Clinch. Hier der coole Biker-Daddy, dort der rührend bemühte Stiefvater in einem irren Kampf um die Gunst der Kinder. Unter der Regie von Sean Anders ist das meistens ziemlich hanebüchen und lächerlich, manchmal aber auch absurd komisch.

Anke Sterneborg

7 / 15

Hello, I am David - Eine Reise mit David Helfgott

Hello, I am David Film

Quelle: Piffl

Rachmaninow zum Beispiel, das dritte Konzert für Klavier und Orchester: Wenn David wüsste, wie schwer die Stücke sind, könnte er sie gar nicht spielen, sagt Helfgotts Frau Gillian. Man kennt ihn über den Film "Shine", in dem Geoffrey Rush ihn spielte und einen Oscar dafür bekam. Ein großartiger Pianist, 1970 erlitt er einen Nervenzusammenbruch, man diagnostizierte eine schizoaffektive Störung. Erst 1986 schaffte er es wieder auf die Bühne und zurück in eine begeisternde Karriere. Cosima Lange begleitet ihn und fängt all die Augenblicke ein, von denen jeder einzigartig ist für David - wenn er nach Tee sucht für einen Besucher, freut er sich über die Farbe jeder Tasse im Schrank. Beim Spielen verwächst er mit dem Flügel und wirft immerfort Blicke ins Publikum, der einzige Pianist, der sein Spiel wirklich mit uns teilt.

Fritz Göttler

8 / 15

Match Me!

Match Me! Film

Quelle: W-Film

Die Liebe unter Langzeitbeobachtung: Zwei Frauen und ein Mann suchen Partner über eigenwillige Vermittlungsagenturen. Kennenlern-Partys in Irland, das Heiratsdiktat einer Yoga-Gemeinde, Abenteuer-Dating in Finnland - am Ende hat Lia Jaspers' intime Doku gezeigt, dass nicht ein Geliebter zukunftsentscheidend ist, sondern die Selbstbestimmung.

Doris Kuhn

9 / 15

Point Break

Point Break Edgar Ramírez

Quelle: Concorde Filmverleih 2015/ Reiner Bajo

Ein Remake von Kathryn Bigelows Kultfilm über eine surfende Bankräuberbande. Ericson Core hat es leider geschafft, den Camp-Charme und Witz des Originals unter Extremsportbombast begraben. Wie ein verbissener Hochleistungstrainer treibt er seine Protagonisten durch diesen künstlich beschleunigten, Adrenalin-triefenden Actionfilm. Dass eine richtige Handlung nur am Rande stattfindet, ist dann auch schon egal.

Annett Scheffel

10 / 15

Ride Along 2: Next Level Miami

Ride Along Ice Cube Kevin Hart

Quelle: Universal

In Tim Storys Fortsetzung des Hits von 2014 jagt das ungleiche Polizisten-Paar in Miami einen Drogenboss. Umso länger man dem Spiel mit den Klischees zusieht - Ice Cube als harter Bulle und Kevin Hart als sein hyperaktiver Counterpart - desto klarer wird: Es ist weder mehr noch weniger lustig als beim letzten Mal - es ist einfach genau der gleiche Film. Ein mittelmäßiges Lachprodukt, getragen allein von Harts manischer Gesichtsakrobatik.

Annett Scheffel

11 / 15

Sumé - The Sound Of A Revolution

Sumé - The Sound of a Revolution

Quelle: minsdjazz

Wie eine Rockband den Aufbruch Grönlands zu politischer Unabhängigkeit inspirierte, davon erzählt Inuk Silis Høegh in seinem Porträt der Band Sumé. Er beschwört die Kraft der Songs, erkundet den Siebziger-Zeitgeist, verknüpft Archivaufnahmen mit Zeitzeugen zu einer packenden Collage.

Rainer Gansera

12 / 15

The True Cost - Der Preis der Mode

The True Cost - Der Preis der Mode

Quelle: Grandfilm

Die Gier nach immer neuen Klamotten kann tödlich sein, das weiß man spätestens, seit 2012 eine Textilfabrik in Bangladesch einstürzte. Die Doku von Andrew Morgan spannt den Bogen aber weiter, berichtet über Bauernselbstmorde in Indien und genmanipulierte Baumwolle - aufrüttelnd und sehenswert.

Karoline Meta Beisel

13 / 15

Isabelle Huppert und Gérard Depardieu in "Valley of Love".

Quelle: Concorde Filmverleih

Ein Geisterfilm im grellsten Sonnenlicht, in der Monsterhitze des Death Valley. Die käsige Isabelle Huppert und der dicke Gérard Depardieu quälen sich dort durch die Wüste, Michael, ihr Sohn hat sie hingerufen, er will sich ihnen wieder zeigen. Vor Jahren hat er Selbstmord begangen. Traurige, erschöpfte Menschen in lebloser Landschaft filmt Guillaume Nicloux, manchmal blitzt ein Sinn für practical jokes auf. "Wenn ich ein Drehbuch geschickt kriege", erklärt Depardieu, der einen Schauspieler spielt, "lese ich den Titel und wenn der nicht passt, sage ich ab. So habe ich Rainman, E.T. und Godfather abgelehnt."

Fritz Göttler

14 / 15

Die Wahlkämpferin

Die Wahlkämpferin Sandra Bullock

Quelle: 2015 Warner Bros. Entertainment Inc. and Ratpac-Dune Entertainment LLC

Sandra Bullock schlingert als Spin Doctor auf Wahlkampfreise nach Bolivien zwischen rasend komisch und bitterernst, was gut passt zu David Gordon Greens Satire. Am Ende bleibt es dabei: Hollywoods größter Vorwurf an die Politik ist, dass sie Hollywood zu ähnlich ist.

Susan Vahabzadeh

15 / 15

Wintergast

Wintergast Film

Quelle: Wintergast

Ein Filmemacher muss Geld verdienen und verdingt sich als Kontrolleur für Jugendherbergen. Es liegt Schnee, folgenlos wird er mit seltsamen Menschen konfrontiert. Die Kamera begleitet ihn, findet in der Hölle der Funktionsarchitektur die Symmetrie und in der Geschichte von Andy Herzog und Matthias Günter das Vergnügen.

Doris Kuhn

© SZ vom 21. Januar 2016/cag
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