Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Asgar Farhadi macht aus "Offenes Geheimnis" mit Penélope Cruz und Javier Bardem einen recht ordentlichen Thriller. In "Ballon" von Michael "Bully" Herbig hingegen weiß man vorher schon, wie es ausgeht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Alles ist gut

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Quelle: NFP

ineinhalb Minuten Geschlechtsverkehr, und viele offene Fragen. Was hat Janne (Aenne Schwarz) da mit dem großen, kräftigen Kerl von der Party erlebt? Schlechten Sex? Eine Vergewaltigung? Eva Trobisch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich der Opferrolle verweigert, deren Leben aber trotzdem aus den Fugen gerät. Ein kluges und kraftvolles Kinodebüt über die urmenschliche Angst zu erkennen, was man längst weiß.

David Steinitz

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Ava

Film Ava

Quelle: Verleih

Das gibt es so nur in Frankreich: die Feier der "fille méchante", des widerständigen, sich Rollenbildern und Erwartungen widersetzenden Mädchens, das zugleich auf erotische Entdeckungsreise geht. Hier hat die Regisseurin Léa Mysius eine wunderbare Variation geschaffen, mit der fantastischen Noée Abita in der Hauptrolle. Die 13-jährige Ava erlebt einen Sommer am Atlantikstrand der Gironde, in dem alles noch schicksalhafter wird als sonst in der Pubertät. Denn die Ärzte sagen, dass Ava bald blind werden wird.

Tobias Kniebe

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Balkan Dreams

Balkan Dreams

Quelle: Finimondo Productions

Der Balkan kann so vieles sein - Musik, Sonne, Krieg, Armut. In Deutschland vermengen sich die Assoziationen oft zu einem großen Mysterium. Der Filmemacher Gianluca Vallero hat über viele Monate drei junge Männer aus dem Balkan in Berlin begleitet, jeder mit einer individuellen Herkunftsgeschichte, alle mit Herz für die Kunst. Ihre Träume werden vom Alltag eingeholt. Der Regisseur hält die Kamera einfach drauf, keine Kommentare, keine Einordnung. Verständnis stellt sich trotzdem ein.

Ekaterina Kel

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Ballon

BALLON

Quelle: SZ

In Michael "Bully" Herbigs erstem nicht komödiantischen Film wollen zwei Familien in einem selbstgebauten Heißluftballon aus der DDR in den Westen fliehen. Die filmischen Tricks gehen nicht alle auf, die Szenen sind mit viel zu viel Musik unterlegt und man weiß vorher schon, wie es ausgeht - trotzdem ist die (wahre) Geschichte spannend.

Karoline Meta Beisel

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Offenes Geheimnis

Film Everybody knows

Quelle: Festival

Den iranischen Filmemacher Asgar Farhadi hat es nach Spanien verschlagen, dort inzeniert er, um Penélope Cruz und Javier Bardem herum, die Geschichte eines Kidnappings. Ein recht ordentlicher Thriller,der dadurch an Tiefe gewinnt, dass am Grund des Familiendramas, das nun sichtbar wird, Klassenunterschiede und soziale Ungerechtigkeit zu finden sind - und, wie fast immer bei Farhadi, ein unumkehrbarer Fehler in der Vergangenheit.

Susan Vahabzadeh

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Fly Rocket Fly

Fly Rocket Fly

Quelle: Kinostar Filmverleih GmbH

Lutz Kayser gründete 1975 die erste private Raumfahrtgesellschaft überhaupt. Zwanzig Jahre Space Age - doch die BRD hinkte in der Raumfahrttechnik damals anderen Nationen weit hinterher. Der Stuttgarter Student tüftelt mit Kommilitonen an einer extrem billigen Do-it-yourself-Rakete. Die "Orbital Transport- und Raketen Aktiengesellschaft" soll deren Entwicklung finanzieren. Als Testgelände pachtet Kayser ein Gebiet im Kongo, von der Größe der damaligen DDR. Der Dokumentarfilm von Oliver Schwehm ist eine fantastische Abenteuergeschichte. Als dann eine der Raketen kurz nach dem Start im Sinkflug abschmiert, wird die Story zum Politthriller.

Ella Tiemann

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I Can Only Imagine

I can only Imagine

Quelle: KSM GmbH

Ein Aufsteiger aus einfachen Verhältnissen findet diesmal nicht nur den Erfolg, sondern auch Gott: Bart Millard ist Sänger der Band MercyMe, die mit dem Song "I Can Only Imagine" den wohl größten Hit der christlichen Popmusik gelandet hat. Nun legen Andrew und Jon Erwin den Film zum Song vor: Sie erzählen, wie Bart (J. Michael Finley) seinem prügelnden Vater (Dennis Quaid) entkommt und zum Star wird. Alles ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Ein christliches Propaganda-Vehikel.

Simon Rayß

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The Man Who Killed Don Quixote

The Man Who Killed Don Quixote

Quelle: Concorde

Vor langer, langer Zeit war Toby (Adam Driver) ein idealistischer, erlebnishungriger Regisseur, der als Abschluss an der Filmhochschule nichts Geringeres als eine Verfilmung von "Don Quixote" stemmte. Jetzt, Jahre später, trägt er Sonnenbrille zu Seidenschal und dreht zynisch Werbefilme für Energiekonzerne. Zufällig trifft er im staubtrockenen spanischen Hinterland seinen alten Hauptdarsteller (Jonathan Pryce) von damals wieder, der sich für den fahrenden Ritter hält, den er einst verkörperte, und beide Welten geraten durcheinander. Mehr als zwanzig Jahre arbeitete Regisseur Terry Gilliam an seinem "Don Quixote", zeitweise schien er aus Verzweiflung selbst Züge der schrulligen Figuren anzunehmen. Mehrere Hauptdarsteller, Drehversuche und einen Dokumentarfilm später ist der Film nun doch noch fertig geworden - als Romanadaption, die klug und witzig die Themen der Vorlage in die Gegenwart.

Nicolas Freund

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Nachlass

Nachlass Voss Hübner

Quelle: Film Kino Text

Wie spricht man über Geschichte, die man nicht erlebt hat und die trotzdem so schwer wiegt? Christoph Hübner und Gabriele Voss führen in ihrer Doku über das Erinnern ruhige, persönliche und eindrückliche Gespräche mit sieben Kindern und Enkeln von NS-Verbrechern und Holocaust-Überlebenden. Über Schuld und Terror, darüber, wie es ist, wenn der eigene Großvater Gruppenführer bei der SS war oder von den Nazis ermordet wurde, über Gedanken und Befindlichkeiten und den Versuch, davon etwas weiterzugeben. Fragen, die 2018 so wichtig sind wie vor 60 Jahren.

Annett Scheffel

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Das Böse III

Das Böse III Phantasm

Quelle: Drop-Out Cinema

Nach Teil I und II von Don Coscarellis Horror-Reihe kommt nun auch der dritte Teil von 1988 neu ins Kino. Der unverwüstliche Reggie (Reggie Bannister) kämpft weiter gegen den unverwüstlichen Tall Man, der Leichen klaut und - hinreißend sinnfrei - ihre Hirne in Killerkugeln packt. Am Ende sagt jemand: "Sehen ist eine Sache, aber Verstehen braucht Zeit." Zum Glück gibt's noch Teil IV und V.

Philipp Stadelmaier

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Das stille Leuchten

Das stille Leuchten

Quelle: Real Fiction

Anja Krug-Metzinger will all jene beruhigen, die zunehmende Herzlosigkeit in Europa fürchten. Sie stellt etliche Projekte vor, in denen Menschen zur Gruppen- oder zur Selbsterfahrung geführt werden, was sich dann im Umgang miteinander und mit der Welt niederschlagen soll. Viel gute Absicht wird sichtbar, egal ob im Fußballklub, in Kitas, Schulen oder Meditationszentren. Dass man für solche First-World-Privilegien Zeit und Geld übrig haben muss, bleibt unerwähnt.

Doris Kuhn

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Sweet Country

Sweet Country Grandfilm

Quelle: Grandfilm

"Vor den Augen Gottes sind wir alle gleich", sagt Fred (Sam Neill). Damit ist der liberale Priester ein Solitär im australischen Outback der Zwanzigerjahre. Als ein Streit zwischen seinem Aborigine-Farmarbeiter Sam und dem derben Kriegsveteranen Harry tödlich eskaliert, beginnt ein Western, der sich gegen Ende zum Gerichtsdrama unter freiem Himmel wandelt. Der Rassismus steht in harschem Kontrast zur kargen Schönheit der australischen Landschaft, die der einzige Verbündete der Aborigines gegen ihre Lynchmob-Verfolger ist. Für Regisseur Warwick Thornton, der selbst indigene Wurzeln hat, ist der Film auch eine Korrektur der Geschichtsschreibung Australiens.

Anke Sterneborg

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Die Unglaublichen 2

RGB; Die Unglaublichen 2 Disney

Quelle: Pixar; The Walt Disney Company France

Der Traum aller Eltern: beobachten, welche tollen Qualitäten ihre Kinder entwickeln. Im Fall von Jack Jack, dem Baby der Incredibles, ist diese Erfahrung fast albtraumhaft, so jenseits aller Vorstellungen vermag dieser zu agieren. Der zweite Film der Pixar-Superhelden-Serie von Brad Bird - vierzehn Jahre sind seit dem ersten vergangen - kreist um ein dröges Dilemma. Die Welt braucht offenkundig Superhelden, aber diese sind ihr auch absolut suspekt und gehören verboten. Die Mutter, Elastigirl, soll für eine bessere PR sorgen, der Vater hockt daheim und wird genervt von den Haushalts- und Erziehungspflichten. Sogar Mathe machen sie in der Schule jetzt andersherum.

Fritz Göttler

© SZ vom 27.09.2018/cag
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