Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Die Doku "Draußen" über Obdachlose sucht eine Ordnung in einem Leben, das gemeinhin als ordnungslos angesehen wird. "Safari: Match Me If You Can" setzt auf alte 90er-Jahre-Zoten.

Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse

1 / 11
(Foto: Camino Filmverleih)

Glotzböbbel - das sind Augen. Es ist das wohl plumpste Wort, das der schwäbische Dialekt hervorgebracht hat. Plump auch der Versuch des Reutlinger Comedians Dodokay, damit einen abendfüllenden Spielfilm zu füllen. Nachdem er bereits Barack Obama und Darth Vader seine Stimme lieh, hat er nun Fritz Langs Klassiker synchronisiert. Das heißt: 90 Minuten Schwäbisch. Im Original ein Albtraum-Szenario der staatlichen Totalüberwachung , hier eine Komödie um Kehrwoche und Gelber Sack. Man fragt sich, welche Version dystopischer ist.

Asphaltgorillas

2 / 11
(Foto: dpa)

Nach viermal Pferdemädchen-Happiness mit "Bibi & Tina" scheint sich Detlev Buck mit einigem Übermut in das Kontrastprogramm seines neuen Films geschmissen zu haben: Seine Verfilmung der Von-Schirach-Erzählung "Der Schlüssel" ist eine in alle Richtungen explodierende Großstadt-Verbrechergeschichte, ein wildgewordener Tarantino für das neonbeschienene Kreuzberg von heute, mit albernen Verwicklungen, ästhetisierten Actionszenen und skurrilen Figuren, die von angesagten Jungstars, Deutschrappern und Influencern gespielt werden. Alles ein bisschen drüber. Aber ansteckend in seinem Inszenierungshunger.

Bad Spies

3 / 11
(Foto: dpa)

Als Audrey (Kunis) erfährt, dass ihr Ex ein Spion ist, durchleben sie und ihre beste Freundin Morgan Freeman (Kate McKinnon, und ja, sie heißt wirklich so) eine stereotype Heldinnenreise vom Normalo-Leben unschuldiger Bürgerinnen zum Agentinnen-Alltag zweier Badass-Bräute. Aufwendig produziertes Unterhaltungskino, aber eines, das schnell wieder vergessen ist, weil der Humor nicht immer so zündet, wie er sollte.

Breakdown in Tokyo

4 / 11
(Foto: UCM.One)

Der Regisseur Lászlo dreht eine Doku über die Japan-Tour der Progressive Metal-Band "PeroPero" seines Sohnes. Er fängt eine Affäre mit der japanischen Tour-Managerin an, obwohl seine Frau, die Produzentin des Films, dabei ist. Sie ist auch die Frau und Produzentin von Zoltan Paul, der in der Rolle des Lászlo ein amüsantes Spiel mit autobiographischen Elementen treibt. Wenn der alternde, liebeskranke Mann zwischen pfeilschnellen Zügen verloren geht, erinnert das ein bisschen an "Lost in Translation", bleibt aber irgendwie auch eine Doku über die "PeroPero"-Tour. Fetzen tun beide: Film und Band.

Donbass

5 / 11
(Foto: Pyramide Distribution)

Sergei Loznitsa zeigt in seinem Spielfilm in dreizehn Episoden den Konflikt und das Leben in der seit 2014 von prorussischen Separatisten regierten Ostukraine. Die Herstellung von Fake News, Korruption, Militärwillkür, Armut, Lynchjustiz und Explosionen ergeben ein brutal-absurdes Fresko einer Welt, die nur noch aus Kulissen besteht, in welche die Figuren eintreten, ohne sie wieder verlassen zu können.

draußen

6 / 11
(Foto: Thekla Ehling)

Obdachlose, Überlebenskünstler, auf den Straßen und unter den Brücken in Köln, Matze und Elvis, Peter und Sergio. Tama Tobias-Macht und Johanna Sunder-Plassmann haben deren Herkunft und Geschichten erforscht, aus ihren Erinnerungen und den Objekten, die sie der Kamera präsentieren. Löffel oder Pillendosen, aber auch funkelnde Ringe oder, am Bildrand, eine alte Südstaatenflagge. Eine Chance zur Selbstdarstellung, eine eigene Innenwelt formt sich. Wir sind trash, sagt einer mit nüchterner Ironie, so fasst er die Ansicht der anderen Menschen zusammen. Der Film sucht eine Ordnung in einem Leben, das gemeinhin als ordnungslos angesehen wird, durch die überlegten Einstellungen der Kamerafrau Sophie Maintigneux.

Following Habeck

7 / 11
(Foto: ImFilm Agentur und Verleih)

An dem Schreibtisch ist er in den letzten Jahren vielleicht 20 Stunden gesessen, erklärt Robert Habeck, inzwischen Parteichef der Grünen, damals noch stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Politiker reisen viel, gearbeitet wird oft mehr im Zug als im Büro. Malte Blockhaus hat Robert Habeck mit der Kamera begleitet und nicht nur seinen Aufstieg zum Parteivorsitzenden dokumentiert, sondern auch viele schöne Szenen und Details aus dem Politikeralltag eingefangen, wie eine ganze Kollektion bunter Outdoorjacken, endlose Taxifahrten oder eine Ordensverleihung, bei der sich die Gäste vor allem für die Steckdosen am Konferenztisch interessieren.

Grüner wird´s nicht

8 / 11
(Foto: Majestic Filmverleih GmbH; Majestic)

Ein Gärtner geht in die Luft. Schorsch steht vor der Pleite, sein Betrieb geht nicht mehr. Die Tochter bastelt monströse Objekte für die Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie. Eines Tages setzt Schorsch sich in seinen roten Doppeldecker und fliegt davon, Richtung Nordkap. Ein Traum, so diffus, wie es sich für große Träume gehört. Monika Baumgartner und Dagmar Manzel sind, sukzessive, die Frauen seines Lebens. Unterwegs trifft er die junge Emma Bading und ihre schrecklichen bourgeoisen Eltern, Sunnyi Melles und Ulrich Tukur. Florian Gallenberger, der mit geschichtsschweren Filmen bekannt wurde, John Rabe und Colonia Dignidad, erzählt lässig und ganz bodenständig. Und Elmar Wepper bringt als Schorsch seine Sätze mit hinreißend synkopischer Bedächtigkeit.

Käpt´n Sharky

9 / 11
(Foto: dpa)

Er wäre gerne ein fieser Pirat, aber eigentlich ist Sharky nur ein kleiner Junge. Mit seiner Crew behauptet sich der Kinderbuch- und Hörspielheld trotzdem nun auch im Kino gegen richtig fiese Piraten und einen strengen Admiral. Weil dessen Tochter lieber auf See als im Internat ist, gibt es Ärger. Jan Stoltz' und Hubert Weilands Animationsfilm braucht etwas, um Fahrt aufzunehmen. Wenn man dann aber Sharky beim Kitesurfen zuschauen darf, finden nicht nur die jüngsten Zuschauer Gefallen am Piratenabenteuer.

Kindeswohl

10 / 11
(Foto: dpa)

Sie entscheidet darüber, ob man siamesische Zwillinge operativ trennen soll oder ob ein leukämiekranker Zeuge Jehovas gegen seinen Willen mit Blutkonserven versorgt wird. Als Familienrichterin urteilt Emma Thompson in der Verfilmung von Ian McEwans Roman mit überzeugender Rationalität. Bei ihrem Mann (Stanley Tucci) ist das anders: Er will eine Affäre und begründet das ganz rational mit der ehelichen Sexflaute. Daraufhin trennt sie sich von ihm. Richard Eyre erzählt von den Konsequenzen, die solche Entscheidungen mit sich bringen: Die einen sind spannend, die anderen banal.

Safari: Match Me If You Can

11 / 11
(Foto: dpa)

Eine deutsche Komödie über den Trend zur Beischlaf-App. "Tinder" heißt die bekannteste im wahren Leben, "Safari" nun ihr Pendant im Film von Rudi Gaul. Der Regisseur lässt ein halbes Dutzend Münchner den schnellen Sex via Smartphone suchen. Er erzählt das in bewährter Episodenfilm-Manier in Handlungssträngen, die sich immer wieder kreuzen. Doch nicht nur die Struktur des Films ist altbekannt. Auch die Zoten könnten aus einer 90er-Jahre-Sexklamotte stammen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: