Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"In The Middle Of The River" zeichnet ein finsteres Portrait eines zerrissenen Landes. "The Endless" dagegen mangelt es an Sinn und zeitlicher Kohärenz.

Breaking In

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(Foto: Universal Pictures)

Der Titel ist ein wenig irreführend, denn die einen wollen wirklich einbrechen im neuen Film von James McTeigue (der oft mit den "Matrix"-Geschwistern Wachowski zusammenarbeitete), andere hingegen wollen schnellstmöglich wieder raus. Der Ort: ein Haus in den Hügeln, mit allen denkbaren Sicherheitsschikanen. Eine Viererbande sucht dort den prall gefüllten Safe des Besitzers, kriegt dabei dessen Enkel in die Gewalt, und deren Mutter, Gabrielle Union, versucht sie zu retten, in Panik, aber mit aller Gewalt. In all dem Hin und Her und Rein und Raus schafft es der Film allerdings nie zu einer eigenen Dynamik, einem konsequenten Rhythmus.

Christopher Robin

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(Foto: Disney Enterprises, Inc.)

Was wurde wohl aus dem kleinen Jungen Christopher Robin, der in den Kinderbüchern mit Winnie Puh durch den Wald tobte? Leider ein deprimierter Erwachsener in der Midlife-Crisis. Deshalb muss er zurück ins Disney-Bootcamp, wo er wieder Zeit mit den Kuscheltieren seiner Kindheit verbringt. Marc Forster inszeniert diese Umerziehung zum Glück als Melodram alter Schule, ganz ohne den hektischen Firlefanz der üblichen Disney-Blockbuster.

The Darkest Minds

3 / 14
(Foto: dpa)

Die alte Dystopie-Retorte: Amerika als totalitärer Staat, der alle Kinder wegsperrt, die zufällig Superkräfte haben. Bis sie sich befreien und kämpfen, natürlich kombiniert mit einer Liebesgeschichte. Jede Idee ist aus besseren Filmen geklaut, die Helden sind wohlerzogen, die Hintergründe diffus. Immerhin weiß man danach, dass man die sichtlich geplanten Fortsetzungen von Jennifer Yuh Nelsons Teen-Science-Fiction entspannt ignorieren kann.

Don´t worry, weglaufen geht nicht

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(Foto: Scott Patrick Green)

Joaquin Phoenix ist ein Meister der Verkleidung. Diesmal zieht er als Cartoonist John Callahan alle Register, heult und kotzt, ist überzeugend querschnittgelähmt bis in kleinste Bewegungen, lässt die Erlösung auf seinem Gesicht glänzen. Alles ist sehr rührend. Musik, Szenen, Gesichter. Die Alkoholiker in Johns Selbsthilfegruppe haben fast Jarmusch'schen Pop-Faktor: Beth Ditto motzt weise, Kim Gordon sitzt etwas verloren, aber sehr würdevoll herum. Trotzdem wünscht man sich, Regisseur Gus Van Sant würde mal wieder einen sperrigen Film wie "Last Days" machen.

Ein Dorf zieht blank

5 / 14
(Foto: Concorde)

Spencer Tunick taucht in diesem Film auf unter dem Namen Blake Newman und wird gespielt von dem wunderbar versonnenen Toby Jones. Ein weltbekannter Fotograf, der für seine Bilder Hunderte Leute sich komplett entkleiden lässt und sie in malerische Landschaften oder vor historische Bauten stellt. Im Film von Philippe Le Guay verguckt er sich in eine grüne Weide in der Normandie und will dort die Bewohner des nahegelegenen Dorfes sehen. Der Bürgermeister, gespielt von François Cluzet, soll sie alle mobilisieren. Ein schöner, komischer Film zur Krise der Landwirtschaft und der Ökologie, mit einer stillen Liebe zu traditionellen fotografischen Apparaten.

The Endless

6 / 14
(Foto: Snowfort Pictures)

Zwei Brüder entkommen einer Ufo-Selbstmord-Sekte. Der jüngere will wieder zurück, weil ihm dort das Essen so gut geschmeckt hat. Der ältere, gespielt von Regisseur Justin Benson, sagt erst Nein und dann na gut, obwohl die Sektenbrüder ihm doch Giftlimonade geben wollten. Nichts in diesem unspektakulären Horror-Thriller macht wirklich Sinn. Da fällt es dann schon fast nicht mehr ins Gewicht, dass auch noch Raum und Zeit zu spinnen beginnen, so als würden sie sich gegen das Drehbuch wehren.

The Equalizer 2

7 / 14
(Foto: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

"Es gibt zwei Arten von Schmerz in dieser Welt", sagt Denzel Washington im zweiten Teil von Antoine Fuquas Actionthriller zu einem Entführer: "Schmerz, der wehtut und Schmerz, der verändert. Heute kannst du wählen." Es gibt auch zwei Arten von Actionthrillern, solche, die einem den Atem rauben und solche, die einen sanft einschläfern. Und Actionthriller mit hervorragenden Hauptdarstellern, denen man auch beim Nasebohren zusehen würde. Zahnschmerzen gibt es auch. Die hat niemand gerne, aber ändert das was?

Familie Brasch

8 / 14
(Foto: dpa)

Am Beispiel der Funktionärsfamilie Brasch erzählt Annekatrin Hendel in diesem ausgeruhten Dokumentarfilm DDR-Geschichte. Vater Brasch ist jüdischer Katholik und glühender Sozialist, der die DDR mit aufbaut, seine Frau wäre lieber woanders, und die Kinder hadern mit ihrem Land. Als der charismatische Sohn Thomas gegen den Einmarsch der Sowjets im Prager Frühling protestiert, beginnt die Familie endgültig zu zerbrechen. Ein Film, der verständlich macht, wie hin- und hergerissen man als DDR-Bürger sein konnte - zwischen dem Willen zur Bewahrung einer Utopie und der enttäuschenden Wirklichkeit.

Finsteres Glück

9 / 14
(Foto: TRILUNA FILM / Tobias Dengler)

Eliane wird nachts als Therapeutin ins Krankenhaus zum achtjährigen Yves gerufen, der einziger Überlebender eines Autounfalls ist, bei dem seine Eltern und seine beiden Geschwister ums Leben gekommen sind. Je mehr sie sich für das Kind engagiert, desto stärker verstrickt sich ihre eigene komplizierte Familiengeschichte mit Unfalltod, Trennungstrauma und zwei pubertierenden Mädchen mit der des Jungen. In seiner Verfilmung eines Romans von Lukas Hartmann vernetzt der Schweizer Stefan Haupt Traumpsychologie, Malerei und kosmische Phänomene zu einem Therapieprojekt, bei dem am Ende jedem geholfen ist.

Forever My Girl

10 / 14
(Foto: Kinostar Filmverleih GmbH)

Man hofft auf Neues, weil dieses Liebesdrama anfängt, wo andere aufhören. Der berühmte Musikstar Liam Page kehrt in seinen Heimatort zurück, wo er seine Highschool-Liebe Josie vor Jahren am Altar hat sitzen lassen. Authentisch zeigt Bethany Asthon Wolf, dass sich jede Lebensentscheidung auf skurril-sentimentale Weise rechtfertigen lässt. Trotzdem trägt Josie zu viel Rosa und alles trieft vor amerikanischem Dating-Kitsch. Überraschend ist da höchstens, dass Liam beim Wiedersehen keine Ohrfeige, sondern einen Schlag in die Magengrube kassiert.

Das Geheimnis von Neapel

11 / 14
(Foto: PROKINO Filmverleih GmbH)

Adriana hat sich verliebt, doch sie sieht den viel jüngeren Mann erst wieder, als er auf ihrem Tisch in der Gerichtsmedizin landet - grausam verstümmelt. Was wie ein Krimi beginnt, wird zu einer Reise in Adrianas Familiengeschichte. Lebt der Mann noch, oder spielt ihr ihre Fantasie einen Streich, weil sie sich nicht bewusst ist, was sie alles weiß? Regisseur Ferzan Ozpetek inszeniert Neapel als Labyrinth der Kunstschätze und verborgenen Schönheiten, und selbst wenn es keine klaren Antworten auf einfache Fragen gibt, die Bilder, die er für sein Drama gefunden hat, sind voller Zauber.

Geniale Göttin - Die Geschichte von Hedy Lamar

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(Foto: Courtesy Everett Collection)

Die Hollywood-Schauspielerin Hedi Lamarr galt in den Vierzigerjahren als schönste Frau der Welt, das Disney-Schneewittchen und Cat Woman wurden nach ihrem Vorbild gezeichnet. Was wenige wussten und lange niemand ernst nahm: Nach Drehschluss war Lamarr Erfinderin und entwickelte ein Verschlüsselungsverfahren für die Kommunikation zwischen U-Booten und Torpedos. Alexandra Deans Dokumentarfilm zeigt eindrücklich den Sexismus in Hollywood und dem Rest der Welt, stilisiert seine Heldin dabei aber nie nur zum Opfer.

In The Middle Of The River

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(Foto: dpa)

Zurück nach Trump-Land: Der unehrenhaft entlassene Soldat Gabriel versucht in der von Rassismus, Drogen und Gewalt gezeichneten Heimat herauszufinden, warum seine Zwillingsschwester sterben musste. Der amerikanische Traum ist hier ein Überlebenskampf, in dem die Fronten durch die eigene Familie verlaufen. Regisseur Damian John Harper erkundet mit Handkamera, Laienschauspielern und minutenlangen Einstellungen den brutalen und heruntergekommenen Hinterhof der Vereinigten Staaten. Seinen Figuren kommt er dabei so nahe, wie es sonst nur wenigen Filmemachern gelingt. Finsteres wie grandios gespieltes und gefilmtes Porträt eines zerrissenen Landes.

So was von da

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(Foto: dpa)

Eine Nachtleben-Groteske aus der Feder eines echten Hamburger Clubbetreibers, dazu der Regisseur Jakob Lass, der sich erwiesenermaßen auf die improvisierte Entfesselung junger Schauspielenergien versteht. Das hätte was werden können, aber ach - herausgekommen sind leider bloß 90 Minuten hirnamputiertes Dauer-Stroboskop-Gewitter. Wieso überleben bei solchen Verfilmungen immer nur die allerblödesten Ideen - etwa das lachhafte Konstrukt, dass die Mutter des jungen Rockstarhelden ausgerechnet die fremdenfeindliche Hamburger Innensenatorin ist?

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