Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Dramatisch ist "Catch Me!" zwar nicht, aber ganz lustig. "Fridas Sommer" ist dagegen ein Meisterwerk an genauer Beobachtung.

Ant-Man and the Wasp

Verschnaufpause für Superheldenfans: Nachdem neuere Marvel-Filme wie "Black Panther" sehr politisch waren und die letzte "Avengers"-Folge mal eben die komplette Zukunft der Helden infrage stellt, ist dieser Film von Peyton Reed Eskapismus mit den Mitteln der Screwball-Komödie: zurück in die Vergangenheit, in die kleine Welt, in die unschuldige Kindheit. Ant-Mans besondere Fähigkeit ist es, sich selbst und jedes Objekt beliebig vergrößern und verkleinern zu können. Autos schrumpfen deshalb auf Spielzeuggröße, Ameisen mutieren zum treuen Reittierfreund und die ganze Welt wird ein einziger Abenteuerspielplatz. Zwischen Ant-Man und seiner Freundin Wasp schwirren die Punchlines hin und her, Probleme bestehen nicht mehr zwischen den Hautfarben oder Ideologien, sondern innerhalb der Familie. Gelungener Eskapismus vom ernsten Superheldenalltag.

Catch Me!

1 / 8
(Foto: dpa)

Am Ende der sorglosen Neunziger kam "Fight Club" in die Kinos. Dort ging es um Männer, die gesellschaftlichen Zwängen und Ikea-Regalen entfliehen, indem sie sich zu Raufereien verabreden. Das ist ungefähr auch das Prinzip bei Jeff Tomsic - nur dass sich die Kerle hier einmal im Jahr treffen, um Fangen zu spielen. Das ist naturgemäß erst einmal weniger dramatisch, aber großteils ganz lustig. Und inzwischen ist das echte Leben ja irgendwie auch schon dramatisch genug.

Fridas Sommer

2 / 8
(Foto: Grandfilm)

Fridas Mutter ist gestorben. Aber die Sechsjährige, unfassbar natürlich von Laia Artigas gespielt, kann nicht weinen. Stattdessen beginnt sie vor Traurig- und Einsamkeit das Familienleben ihres Onkels und ihrer Tante zu sabotieren, die sie aus Barcelona zu sich aufs Land geholt haben. Der Debütfilm von Carla Simón ist ein Meisterwerk an genauer Beobachtung. Er konzentriert sich ganz auf Fridas Kinderperspektive und verzichtet auf Trauerpathos, aus dem Hof von Fridas Adoptivfamilie dringt statt schwermütiger Streicher leichte Jazzmusik.

Gute Manieren

3 / 8
(Foto: Salzgeber Company Medien)

Beginnt wie ein typisches brasilianisches Sozialdrama. Kindermädchen Clara (schwarz, arm, dienend) zieht zu Ana (weiß, reich, hochschwanger) in ein Luxus-Hochhaus in São Paulo. Doch auch Ana ist fragil, ihre Familie hat sie verstoßen. Aus der Schwangerschaft als Urgewalt bricht lesbisches Begehren hervor, dann noch ganz andere, blutige Dinge. Mitten im Fantasy-Horror geht es dem brasilianischen Regie-Duo Marco Dutra und Juliana Rojas immer das universale Gefühl der Mutterliebe, dass sie wunderbar bittersüß beschwören.

Hellbound - Hellraiser II

4 / 8
(Foto: Drop-Out Cinema eG / Jörg van Bebber)

Der Verleih Drop-Out Cinema bringt erfolgreich Horrorfilme zurück ins Kino, die schon dreißig Jahre oder mehr auf dem Buckel haben. Aktuell ist er zweite Teil der "Hellraiser"-Serie (1988) dran: Kirsty, die einzige Überlebende aus Teil eins, wacht in einer psychiatrischen Klinik auf und muss bald darauf erneut gegen fleischeslustige Kreaturen aus einer anderen Dimension bestehen. Maden krabbeln auf Menschenteilen aus Knetmasse, das Kunstblut tropft und schmiert - Tony Randel vereint auf surreale Weise Dschungelcamp und Fleischerei und bleibt einer spannenden Handlungsabfolge dabei fern.

Hotel Artemis

5 / 8
(Foto: dpa)

Los Angeles 2028. Das Hotel Artemis ist ein geheimes Krankenhaus für Kriminelle jeder Couleur. Wer dort behandelt wird, verpflichtet sich, den Ort als neutrales Terrain zu respektieren. Drew Pearce, ein großer Freund des Eighties-Gangsterkinos, zeigt, was passiert, wenn mehrere Patienten gleichzeitig diese Regel brechen und erinnert daran, wie gut Loyalität, Unvernunft oder der Umgang mit Wurfmessern aussehen kann.

Ein Lied in Gottes Ohr

6 / 8
(Foto: dpa)

Unter Druck von oben muss der Musikproduzent Nicolas (gespielt von Regisseur Fabrice Eboué) binnen sechs Monaten die Bilanzen ankurbeln, sein Endziel ist ein ausverkauftes Konzert im Pariser "Olympia". Die Idee, einen Priester, einen Rabbi und einen Imam zum Chanson-Trio zusammenzuspannen, verbindet größtmögliches Aufregerpotenzial mit einer breit angelegten Zielgruppe. Doch der toleranzfördernde Zündstoff dieses Arrangements wird leider in albernen Klischees und platten Vorurteilen verheizt. Dass der angebliche Imam nur ein verkleideter arabischer Musiker ist, trägt zur weiteren Verwässerung bei.

Papillon

7 / 8
(Foto: dpa)

Michael Noers Film basiert auf den Erinnerungen des Franzosen Henri Charrière, der in den Dreißigerjahren in einem berüchtigten Gefängnis in Französisch-Guyana landete und nur mit knapper Not überlebte - und auf dem Drehbuch zu deren Verfilmung von 1973, mit Steve McQueen und Dustin Hoffman. Diese Neuauflage ist ein spannendes, gut gespieltes Gefängnisdrama - etwas weniger episch, aber fast so gut wie das Original. Aber eben auch nur fast.

Die verborgenen Farben der Dinge

8 / 8
(Foto: Filmkinotext)

Es gibt sie also doch noch, die richtig schönen Liebesfilme. In denen sich zwei Menschen einfach kennenlernen, anstatt überdreht herumzuhampeln und beim Date Rotwein zu verschütten. Silvio Soldini zeigt, wie es besser geht: Teo, vierzig, arbeitet in einer Werbeagentur und ist zu beschäftigt, um sein Liebesleben in eine zukunftsreife Ordnung zu bringen. Emma ist Osteopathin und blind. Sie mögen sich und sie verzweifeln aneinander - und sind dabei herzerwärmend nachvollziehbar.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: