Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

In "Lomo" eskalieren die Ereignisse zwischen virtueller und wirklicher Welt. "Super Troopers 2" ist hingegen ein Paradebeispiel dafür, warum Sequels so oft einfach nur unnötig sind.

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Auf der Suche nach Ingmar Bergman

Kinostart - 'Auf der Suche nach Ingmar Bergman'

Quelle: dpa

Für ihren Film "Auf der Suche nach Ingmar Bergman" hat sich Margarete von Trotta auf die, genau, Suche nach Ingmar Bergman begeben. Nun ist der tot, also ist ziemlich klar, wo er ist: Unter der Erde. Richtiger müsste der Film "Gespräche über Filme Ingmar Bergmans mit Leuten die mit Ingmar Bergman zu tun hatten an Orten an denen Ingmar Bergman mal irgendwann war" heißen. Dann wüsste man gleich, was man zu erwarten hat. Ein Vorschlag zur Güte.

Juliane Liebert

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Die Farbe des Horizonts / Adrift

Kinostart - 'Die Farbe des Horizonts'

Quelle: dpa

Er sagt rot. Sie sagt orange. Er gelb. Sie rosa. So geht das, wenn man verliebt ist und von einer Segelyacht aus den Horizont betrachtet. Doch für die beiden Turteltauben (Shailene Woodley und Sam Claflin) ist es mit der Farbenlehre bald vorbei, sie geraten mitten im Pazifik in einen Hurrikan, der ihr Boot zerstört. Regisseur Baltasar Kormákur zeigt ihren Überlebenskampf in aller Härte, schneidet aber ellenlange Rückblenden dazwischen, in denen die beiden noch mehr durch die rosa Brille schauen dürfen. Das sieht nett aus, ruiniert leider aber auch die Spannung.

Josef Grübl

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Foxtrot

Der Film 'Foxtrot' kommt in die Kinos

Quelle: epd

Der israelische Regisseur Samuel Maoz zeichnet in seinem zweiten, international hoch gelobten Spielfilm mit morbidem Humor, klaustrophobisch kühl gestalteten Szenen und sagenhaften Schauspielern den Überlebenskampf einer von Holocaust-Traumata geprägten Gesellschaft, die umgeben ist von Feinden. Der Film, der in Israel eine heftige Kontroverse ausgelöst und die Kulturministerin Miri Regev dazu verführt hat, Maoz einen "Verräter" zu nennen, ist streng aufgeteilt in drei Kapitel: Ein Ehepaar erhält die Nachricht vom Tod des Sohnes in der Armee, dann sieht man den Sohn und drei Soldaten-Kumpel an einem absurd verwaisten Armeestützpunkt Dienst schieben und den Schlagbaum für ein Dromedar öffnen - und die dritte Szene schließlich ist eine Apokalypse, bei der eine Gruppe arabisch aussehender junger Menschen getötet wird.

Thorsten Schmitz

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Lomo

Lomo

Quelle: Flare Film GmbH / Michal Grabowski

Coming of Age im digitalen Zeitalter, das kann im Kino sehr öde aussehen, nicht so im Spielfilmdebüt von Julia Langhof. Sie verwebt Bilder und Töne, SMS-Texte, Netzkommentare, Handyfilme und Tonschnipsel so verführerisch und beunruhigend, dass sie jugendliche Orientierungslosigkeit ebenso transzendieren wie den gefährlichen Sog der Netzgemeinde. Kurz vor dem Abitur steckt der siebzehnjährige Karl, den Jonas Dassler zwischen Aufbegehren und Lethargie oszillieren lässt, immer mehr Energie in den titelgebenden Blog, auf dem er sich ein Bild von seiner Familie und seinen Freunden macht. Als er aus Liebeskummer das Sexvideo einer Klassenkameradin postet, eskalieren die Ereignisse zwischen virtueller und wirklicher Welt.

Anke Sterneborg

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Love, Cecil

LOVE, CECIL

Quelle: StudiocanalGmbH / Courtesy of the Cecil Beaton Studio Archive at Sotheby's

Ein stargespickter Film, Audrey Hepburn und Marilyn Monroe, Mick Jagger und Andy Warhol, Picasso und Nurejew, dazu die britischen Royals, alle glamourös und voguehaft in Szene gesetzt vom großen Cecil Beaton. Lisa Immordino Vreeland skizziert sein Leben und Wirken, mit liebevoller Distanz und einer fantastischen Fülle von Material: seine Fotos aus dem Kriegslondon, seine Ausstattung für die Filme My Fair Lady und Gigi, Auszüge aus den Tagebüchern. Eine Menge Liebschaften, meistens Männer, aber auch, drängend und intensiv: Greta Garbo.Ein bright young thing wurde er mal genannt, in der glorreichen Tradition britisch-blasierter Selbstdarstellung.

Fritz Göttler

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Ryuichi Sakamoto: Coda

Ryuichi Sakamoto: Coda

Quelle: Copyright Salzgeber & Co. Medien GmbH

Seinen großen Auftritt hatte er in Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence, er war der Lagerkommandant, den der blonde britische Gefangene David Bowie zwei Küsse ins Gesicht drückt, und den dieser Frevel in Ohnmacht fallen lässt. Er fühlte sich geehrt, erzählt Ryuichi Sakamoto, als der geschätzte Filmemacher Nagisa Oshima ihm diese Rolle antrug, aber in jugendlichem Überschwang verband er die Zusage mit einem forschen ,Nur wenn ich auch die Musik machen darf'. Dieser Überschwang ist auch noch zu spüren Jahrzehnte später, wenn der große japanische Komponist in dem schönen Film von Stephen Nomura Schible still am Klavier sitzt, von dem Rachenkrebs erzählt, den er bekämpft, von seinem Engagement gegen Atomkraftwerke. Gleich zu Beginn untersucht er liebevoll ein Klavier, das ramponiert den Tsunami überstand bei der Katastrophe von Fukushima.

Fritz Göttler

7 / 11

Skyscraper

Film Title: Skyscraper

Quelle: AP

Dwayne "The Rock" Johnson spielt einen Sicherheitsexperten, der nach einer Geiselnahme in Hong Kong seine Familie aus dem größten Hochhaus der Welt befreien muss. Höhepunkt des sehr gelungenen Films von Rawson Marshall Thurber ist ein Sprung von einem Kran in ein Fenster des Turms, der physikalisch nicht gelingen kann, filmisch aber sehr wohl: "The Rock" ist ein Fels, der sogar in der Luft stehen kann.

Philipp Stadelmaier

8 / 11

Super Troopers 2

Kinostart - 'Super Troopers 2'

Quelle: dpa

Tatü tata, die chaotischen Highway-Bullen von 2001 sind wieder da. Ganz verwildert sehen ihre Rotzbremsen anfangs aus, aber heute wird ja alles neu aufgewärmt und wieder in Form rasiert, was nicht bei drei von der Straße ist. Dieser Pimmelwitz-Marathon von Jay Chandrasekhar ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, warum Sequels so oft einfach nur unnötig sind: Dasselbe nochmal, nur mit sich selbst verdünnt. Als Garnitur obendrauf gibt's ein bisschen Migrations-Thematik, weil der Produzent gesagt hat, das interessiere die Leute. Schon traurig irgendwie.

Philipp Bovermann

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Symphony of Now

Symphony of Now

Quelle: Pappel Studios UG

Nachtleben statt Arbeitsalltag: Während Walther Ruttmann Berlin für seine "Sinfonie der Großstadt" (1927) noch als Metropole in Fließbandbewegungen einfing, ist der urbane Mensch in Johannes Schaffs Neuinterpretation eher ein so selbstbestimmter wie selbstvergessener Tänzer. Zu elektronischen Klängen von Frank Wiedemann, Hans-Joachim Roedelius oder Modeselektor durchwandert die Kamera die Hauptstadt als kulturellen Freiraum: Konzerte, Theaterproben, immer wieder die wogende Menge in einem Club, die Zigarette in der Morgendämmerung. Neu ist der Zugang nicht, ergibt aber eine vielgestaltige Jetzt-Collage.

Annett Scheffel

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Los versos del olvido

Los versos del olvido

Quelle: Bodega Films

Diktaturen lassen Menschen verschwinden; gewonnen haben sie aber erst, findet der Wärter eines lateinamerikanischen Leichenschauhauses, wenn man aufhört, die Toten dem Vergessen zu entreißen. So versucht er verbissen, einer erschossenen jungen Frau, die eine Miliz bei ihm abgelegt hat, ein würdiges Begräbnis zu verschaffen. Der Regisseur Alireza Khatami hat hier Erinnerungen an den iranisch-irakischen Krieg, ein paar Bezüge zu Pinochet und magischen Realismus verwoben.

Susan Vahabzadeh

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Zama

Zama

Quelle: BTeam Pictures

Im achtzehnten Jahrhundert ist Don Diego de Zama (Daniel Giménez Cacho) Beamter im spanischen Kolonialsystem, das er noch verkörpert aber von dem er doch längst entfremdet ist. Die Argentinierin Lucrecia Martel zeichnet das faszinierende, zerfließende Innenleben eines Mannes, der zwischen seiner Autorität und ihrem Verlust sich auf dem Weg in eine Lächerlichkeit befindet, die ihn sehr gegenwärtig macht.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de/bere
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