Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Mit "Deadpool 2" wandelt sich das Superhelden-Genre endgültig zum Pop-Phänomen. Und Roman Polanski liefert mit "Nach einer wahren Geschichte" einen sehenswerten Thriller.

Von den SZ-Kinokritikern

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The Cleaners

Kinostart - 'The Cleaners'

Quelle: dpa

Sie sind die Putztruppe im Internet, machen die Drecksarbeit für die großen Konzerne: Hans Block und Moritz Riesewieck begleiten fünf sogenannte Content-Manager aus Manila, die für Facebook, Youtube und Twitter zweifelhafte Inhalte sichten und Gewalt oder Pornografie gegebenenfalls löschen. Die Doku führt in eine Schattenwelt: Die Arbeit ist extrem belastend. Und es ist erschreckend zu sehen, wie viel Macht die Internetkonzerne haben. Noch erschreckender aber ist es, zu erleben, nach welchen Regeln das Netz funktioniert. Geklickt werden starke Gefühle, weshalb Facebook und Co. zum Brandbeschleuniger von Konflikten werden.

Martina Knoben

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Deadpool 2

Film 'Deadpool 2'

Quelle: dpa

Schon der erste Teil hatte Marvel-Konventionen ironisch auseinandergenommen, dass das Blut nur so spritzte, im zweiten remixt David Leitch aus den Einzelteilen überraschende Zwischentöne. Er sprengt - wörtlich - weiße Männerkörper und erzählt zum Beispiel von einer Heldin mit Afro, deren Superkraft es ist, Glück zu haben. Das Superhelden-Genre schafft damit endgültig den Übergang zum Pop-Phänomen, samt der subversiven Kraft und der interessanten Widersprüche des Pop. Nur dorthin konnte die Reise gehen. Arthouse-Puristen müssen jetzt ganz tapfer sein: Das hier ist tatsächlich Avantgarde.

Philipp Bovermann

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Maria by Callas

Maria Callas

Quelle: dpa

Jemand muss sich mal ein neues Konzept für Musik-Dokumentationen ausdenken. Tom Wolfs Maria by Callas ist eine Dokumentation über die berühmte Opernsängerin, und die ist gut gemacht und schaut sich zugleich wie jede einzelne Musikdoku auf dem Planeten, mit Footage und den üblichen Interviews mit der Lehrerin, dem Cousin, irgendjemanden, der aus irgendeinem Grund auch noch eine Meinung zur Callas hat oder einmal neben ihr in der U-Bahn saß. Es ist Zeit für eine Revolution! Wenigstens eine kleine.

Juliane Liebert

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Nach einer wahren Geschichte

Nach einer wahren Geschichte

Quelle: Carole Bethuel

Die Erfolgsautorin Delphine (Emmanuelle Seigner) lernt eine verkrachte Ghostwriterin (Eva Green) kennen, die in Windeseile ihre beste Freundin wird und bei ihr einzieht. Bald wird es mysteriös:Ist diese Frau ganz jemand anders? Warum setzt sie Delphine bei der Arbeit an einem neuen Buch so unter Druck? Roman Polanski hat, nach einem Drehbuch von Olivier Assayas, einen ordentlichen, durchaus sehenswerten Thriller inszeniert.

Susan Vahabzadeh

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Schatzkammer Berlin

SChatzkammer Berlin

Quelle: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Umzug ins Humboldt-Forum, Kolonialismusdebatte, Reformdruck: Einen besseren Moment für eine Doku über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hätte Dag Freyer nicht wählen können. Nur erwähnt er diese Themen kaum. Stattdessen hat er einen naiven, aus der Zeit gefallenen, 90-minütigen Werbeclip für die Berliner Museen gedreht, dessen Dauerraunen und betuliche Effektverliebtheit einem auch die schönste Kunst vergällen.

Jörg Häntzschel

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Die Tochter

Die Tochter

Quelle: missingFilms

Das ehemalige Paar Jimmy und Hannah fährt mit der siebenjährigen Tochter Luca auf eine griechische Insel, um ihr altes Ferienhaus für einen Käufer auf Vordermann zu bringen. Die Liebe blüht wieder auf, zum Missfallen von Luca, die um die väterliche Zuneigung buhlt. Mascha Schilinski spielt mit einer faszinierend beklemmenden Musikkulisse und der Spanne zwischen kindlichen Zweifeln, Neugier und Trotz. Und zeigt gekonnt, dass Vater, Mutter, Kind noch lange keine versöhnliche Familie macht.

Kim Maurus

7 / 8

Wohne lieber ungewöhnlich

Wohne lieber ungewöhnlich

Quelle: Photographer:JEAN-CLAUDE LOTHER; Neue Visionen Filmverleih / Jean-Claude Lother

Scheidungskinder proben den Aufstand. Sie haben es satt, täglich die Wohnung wechseln zu müssen, vom Vater zur Mutter und zurück, nach einem stressigen Tagesplan. Im Film von Gabriel Julien-Leferriere stellen sie das System auf den Kopf, sie ziehen ins Appartment einer Großmutter zusammen und die diversen Elternteile kriegen ihren Tagesplan. Es folgt ein sympathisches Chaos mit Schaumschlägereien, Blessuren, Reanimation und jeder Menge Streit. Ein Vater erlebt, was richtige Präsenz ist. Levi-Strauss hat gesagt, die Familie sei die Keimzelle der Gesellschaft, erklärt Bastien, der junge Mastermind der Unternehmung. Und vor allem: Die gemeinsame Wohnung hat ein Jacuzzi!

Fritz Göttler

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Zwei Freunde und ihr Dachs

Zwei Freunde und ihr Dachs

Quelle: Kinostar Filmverleih GmbH

Knutsen und Ludvigsen machten seit den Siebzigern in Norwegen Musik für Kinder. Auch Rasmus A. Sivertsen und Rune Spaans wuchsen mit den Liedern des Duos auf, das sie inspirierte. In ihrem Animationsfilm leben die durchgeknallten Kindsköpfe in einem Eisenbahntunnel, wo eine junge Frau auf der Suche nach ihrem entführten Vater landet. Die beiden Freunde sind nur bedingt eine Hilfe, können sie doch bloß singen, nerven und Chaos verbreiten. Ein Glück, dass es zumindest einen Dachs gibt, der cool bleibt.

Ana Maria Michel

© SZ.de/cag
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