Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

In "Early Man - Steinzeit bereit" zeigt "Wallace & Gromit"-Erfinder Nick Park, warum er der König des Stop-Motion-Slapsticks ist. Mit "Eldorado" legt endlich eine Doku die Strukturen der Flüchtlingskrise offen.

Avengers 3: Infinity War

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(Foto: dpa)

Das gigantischste Superhelden-Spektakel aller Zeiten wurde versprochen. Das schiere Aufgebot an Hollywoodstars in lustigen Gummianzügen ist erdrückend. So erdrückend, dass Marvel und die Regisseure Joe und Anthony Russo entschieden haben, ein bisschen aufzuräumen und Helden sterben zu lassen. Da wird es dann plötzlich doch spannend. Nicht wegen der routiniert superbombastischen Gefechte um das Schicksal des Universums, sondern weil die Zukunft der Figuren auf dem Spiel steht. Fans werden es lieben.

Vom Bauen der Zukunft - 100 Jahre Bauhaus

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(Foto: Neue Visionen Filmverleih)

Die Regisseure Niels Bolbrinker und Thomas Tielsch widmen sich der titelgebenden Kunstschule, die vor knapp 100 Jahren von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Der Film erklärt das Bauhaus von seinen Anfängen bis zu seinen Einflüssen auf die heutige Architektur und Raumplanung, rund um den berühmten Ausspruch "Volksbedarf statt Luxusbedarf!". Zwar etwas konventionell erzählt, aber die Inhalte sind dennoch sehenswert.

A Beautiful Day

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(Foto: epd)

Joe, ein Privatermittler, soll ein Mädchen aus einem Kinderprostitutionsring befreien und wird dabei von seiner eigenen traumatischen Vergangenheit gejagt. Joaquin Phoenix, beeindruckend, spielt ihn wie jemanden, der keine Luft mehr kriegt. Und Lynne Ramsay blendet Realität und Joes Wahrnehmung psychedelisch ineinander über. Ein schöner Tag sieht anders aus. Ein schöner Film ist dennoch rausgekommen.

Citizen Animal - A Small Family's Quest for Animal Rights

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(Foto: jip film & verleih / Tatjana Kühr)

Der Regisseur Oliver Kyr reist mit seiner Familie durch Europa, um, wie er sagt, seinen "Brüdern und Schwestern, den Tieren dieser Welt, eine Stimme zu geben". Ein trauriges Lamm oder ein verwahrloster Hund schauen den Zuschauer an und stellen mit lispelnder Kinderstimme anklagende Fragen, die Tierschützer beantworten. Ein hundertminütiger Vorwurf an die "schlechten Menschen, die sich selbst als Krone der Schöpfung sehen". Das pathetische Narrativ und die dramatische Musikuntermalung erreichen beim Zuschauer aber leider das Gegenteil von Empathie.

Djam

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(Foto: princes production 2017)

Die junge Griechin Djam (Daphné Patakia) singt und tanzt gerne und soll für ihren Onkel ein Schiffsersatzteil von Istanbul nach Lesbos bringen. Auf dem Weg begegnet sie einer jungen Französin sowie den Folgen von Wirtschafts- und Flüchtlingskrise. Das Elend will Tony Gatlif mit Musik und Gesang besiegen. Aber sein Film schwankt zwischen Depression und Lebensbejahung, als hätte er einen Ouzo zu viel intus.

Draußen in meinem Kopf

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(Foto: dpa)

Zwei junge Männer im Pflegeheim, der eine hat bösartigen Muskelschwund und kaum noch Lebenserwartung, der andere tritt als dessen neuer Betreuer ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Der Kranke befasst sich gern damit, den Gesunden aus der Fassung zu bringen, der ist gutwillig genug, um trotzdem eine Freundschaft entstehen zu lassen. Das Kammerspiel von Eibe Maleen Krebs zeigt viel Verbitterung der Protagonisten, legt es aber hauptsächlich darauf an, Mitleid mit ihnen zu erregen.

Early Man - Steinzeit bereit

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(Foto: Studiocanal)

Steinzeit in England. Ungefähr da, wo später Manchester liegen wird, lebt eine sympathische Zottelclique zwischen plüschigen Mammuts. Ihr friedliches Hinterwäldlerdasein müssen sie gegen einen fremden Königsstamm verteidigen, und zwar mittels eines neuartigen Spiels namens Fußball. "Wallace & Gromit"-Erfinder Nick Park inszeniert das Duell als eine Art Urzeitversion von Manchester City vs. Manchester United und beweist lässig, warum er der König des Stop-Motion-Slapsticks ist.

Eldorado

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(Foto: dpa)

Goldene Rettungsfolie statt einer goldenen Zukunft. Markus Imhoof zeigt gleich in den ersten Bildern seiner Doku die Flüchtlingsrealität. Der Schweizer Filmemacher hat auch diesmal einen privaten Zugang zu einem globalen Thema gefunden. Seine Familie hatte 1945 ein italienisches Flüchtlingsmädchen aufgenommen. Den offenen Blick des Kindes, das er damals war, nutzt er, um tief in das Thema einzutauchen. Er folgt den Flüchtlingen von den Schiffen über die Erstaufnahmelager bis hin zu Slums, in denen illegale Immigranten Tomaten ernten. So ist - endlich! - eine Doku entstanden, die Hintergründe und Strukturen der Flüchtlingskrise offenlegt.

Grain - Weizen

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(Foto: Piffl Medien)

In faszinierenden Schwarz-Weiß-Bildern raunt Semih Kaplanoğlu vom Untergang der Menschheit. Weil alle genmanipulierten Getreidesorten eingegangen sind, kommt es zu Hungersnöten und Straßenschlachten. Wortkarge, bärtige Männer schlagen sich durch unwirtliche Ruinen, Sümpfe und surreale Mondlandschaften. Das erinnert an die Science-Fiction-Filme Andrej Tarkowskis, wie in "Stalker" scheint in einer schwer bewachten Zone die Lösung des Problems versteckt zu sein. Hier wartet am Ende aber keine tiefere Einsicht, sondern nur flache Kritik an der Gentechnik.

Hellraiser - Das Tor zur Hölle

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(Foto: Droits réservés)

Alte schlechte Filme sind oft auf erfrischende Weise deutlich unterhaltsamer als neue schlechte Filme; dieser Horrorfilmklassiker von Clive Barker ist dafür ein Paradebeispiel. Bis 2013 war er indiziert, jetzt wird er ab 16 Jahren freigegeben wieder aufgeführt. Es geht um, na, eigentlich ist es egal, worum es geht, es gibt Menschen zerreißende Haken und Sexszenen, die mit Schränke tragenden Möbelpackern gegeneinandergeschnitten sind, und miese Dialoge und platschendes Blut. So muss das sein.

Madame Aurora und der Duft von Frühling

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(Foto: epd)

Den Ehemann hat Aurora schon lang verloren, den Kellnerinnenjob hat sie hingeschmissen, die erwachsenen Töchter beginnen ihr eigenes Leben, eine macht sie sogar zur Oma, und dann noch diese fürchterlichen Hitzewallungen. Lauter kleine wahrhaftige Momente des Alltags mit dem Älterwerden überhöht Blandine Lenoir zur Märchenromanze, die von der wunderbaren Hauptdarstellerin Agnès Jaoui getragen wird.

Maybe, Baby!

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(Foto: W-Film)

Ein Paar Mitte dreißig, beide gehen fremd, treffen sich mit ihren jeweiligen Affären aus Versehen in derselben Berghütte. Dass die Gründe, warum keiner der vier gleich wieder abreisen kann, ganz schön hanebüchen sind - geschenkt. Die Versuchsanordnung in dem Film von Hauptdarstellerin Julia Becker ist durchaus amüsant. Sie mit ihrem eher studentischen Hengst, er mit seiner reifen Versorgerin. Die drumrum konstruierte Rahmenhandlung um die Frage Baby oder nicht hätte es neben dieser Menage à quatre allerdings nicht gebraucht.

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