Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Laila M." thematisiert mutig und brillant den Islamismus als neuen Punk. "Steig. Nicht. Aus!" verwebt atemlose Action mit Bauskandalen.

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Steig. Nicht. Aus!

Steig. Nicht. Aus!

Quelle: TWK ; SYRREAL ENTERTAINMENT

Größter Druck auf engstem Raum. Als ein anonymer Anrufer ihn morgens im Auto wissen lässt, dass er und seine Kinder auf tickenden Bomben sitzen, ist Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring) gezwungen, seine Talente als skrupelloser Fixer einer Baufirma in eigener Sache einzusetzen. Während er durch Berlin kurvt, muss er Geschäftspartner, Ehefrau und Assistenten per Telefon überreden, riesige Geldsummen bereitzustellen, und Polizisten davon überzeugen, dass er das Opfer und nicht der Täter ist. Im Remake eines spanischen Thrillers verwebt Christian Alvart atemlose Action mit Bauskandalen.

Anke Sterneborg

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Wildes Herz

Wildes Herz

Quelle: Neue Visionen Filmverleih

Jan "Monchi" Gorkow ist nicht der diplomatische Typ. Entsprechend viele Schimpfwörter fallen in dem Dokumentarfilm, den Schauspieler Charly Hübner mit Sebastian Schultz über den Sänger der Antifa-Punkband Feine Sahne Fischfilet gedreht hat. Er zeichnet das Porträt eines charismatischen Großmauls mit Mission. Hübner - wie sein Protagonist in Meck-Pomm beheimatet - ist auf dessen Seite, leuchtet neben der klaren politischen Kante aber auch Ambivalenzen aus. Ein im besten Sinne streitbarer Film über Politisierung auf dem platten Land, wütende Songtexte und das Arsch-hoch-Kriegen.

Annett Scheffel

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Saturday Night Fever

Saturday Night Fever

Quelle: Droits réservés

Es soll nicht wenige Jungs gegeben haben, die sich in einen dreiteiligen, weißen Polyesteranzug zwängten, nachdem sie John Travolta so im Kino gesehen hatten. Das war Ende der Siebzigerjahre, John Badhams Film markierte den Höhepunkt der Discowelle, die Bee Gees lieferten die Songs dazu. Die prollige Dancefloor-Saga ist längst ein Klassiker und kommt jetzt in einer digitalisierten Version in die Kinos. Die Polyesteranzüge zwicken zwar noch genauso wie damals, versetzen ihre Träger aber in discokugelfunkelnde Trance.

Josef Grübl

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3 Tage in Quiberon

3 Tage in Quiberon

Quelle: Peter Hartwig /Rohfilm Factory / Prokino Filmverleih GmbH

Marie Bäumer spielt Romy Schneider, die 1981 Detox an der bretonischen Küste macht. Dann kommt ein Stern-Journalist für ein Enthüllungsinterview. Emily Atef setzt der Reduktion der Künstlerin auf Sissi leider wenig entgegen. Schön ist, wie sie zeigt, wie Schneider zwischen Champagner und Xanax, Euphorie und Depression von ihrer Entourage ausgenutzt, aber auch getragen, also zum Star gemacht wird.

Philipp Stadelmaier

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Das etruskische Lächeln

Das etruskische Lächeln

Quelle: Constantin Film Verleih GmbH

Es beginnt mit einem erbitterten Wettstreit, zwei alte Knacker giften sich an, wer von beiden wohl zuerst sterben wird. Schauplatz ist eine Insel der schottischen Hebriden. Der eine, Rory, hat Krebs, er fliegt nach San Francisco, zu seinem Sohn und dessen Familie. Nach dem bösen, widerborstigen Start nimmt die Geschichte dann eine heftige Feelgood-Kurve. Sogar sein Gälisch darf Rory für einen Professor aktivieren. Der Erfolgsroman eines spanischen Erzählers, für die Verfilmung nach Amerika verlegt, inszeniert vom israelischen Regiepaar Mihal Brezis und Oded Binnun. Eine Arthur-Cohn-Produktion. Brian Cox ist Rory, dem im Museum die immer noch wunderbare Rosanna Arquette begegnet.

Fritz Göttler

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Der Himmel über Berlin

Kinostart - 'Der Himmel über Berlin'

Quelle: dpa

Nie war der Himmel über Berlin so scharf wie 2018. In Liebhaberarbeit wurden die Originalnegative von Wim Wenders' Klassiker neu gescannt. Jetzt kann Bruno Ganz in 4K-Auflösung den unendlich vielen einzelnen Leben zusehen, die alle schön, aber unerreichbar sind, und der unwiderstehlichen Solveig Dommartin, der Engel hab sie selig, in neu erschönter West-Berlin-Melancholie. Ein liebevoller Architekturfilm, dessen Szenen einem lange nicht aus dem Kopf gehen.

Juliane Liebert

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Laila M.

Laila M. Kino Film

Quelle: missingFILMs / Pief Weyman

Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass Islamismus mal der neue Punk sein würde? So erzählt Mijke de Jong die Geschichte einer marokkanischstämmigen jungen Frau in Amsterdam. Ihre Umgebung empfindet sie als repressiv und rassistisch. Deshalb beginnt sie eine Reise, die sie bis in den Mittleren Osten führen wird. Man hätte so viel falsch machen können bei diesem Thema. Die holländische Regisseurin und ihre brillante Hauptdarstellerin Nora El Koussour schaffen es hingegen, dass man Mitleid mit dieser Layla empfindet und zugleich - ja, tatsächlich! - stolz auf sie ist. Mutiges und tolles Kino.

Philipp Bovermann

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Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes

Kinostart - 'Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes'

Quelle: dpa

Die Mutter, sonst brave Hausfrau, macht Wellness, Papa Moll (Stefan Kurt) muss alleine klarkommen. Diese Herausforderung für das Familienoberhaupt rührt Manuel Flurin Hendry mit Chaos in dessen Schokoladenfabrik und einer Zirkus-Dackel-Entführung zusammen. Bonbonästhetik wie bei Wes Anderson. Aber da ist nicht nur zu viel Slapstick. Der Film wirkt so altmodisch, dass es einen schüttelt. Er verpasst es, die Figur Papa Moll, die eine Erfindung von 1952 ist, der Gegenwart auch nur anzunähern.

Ana Maria Michel

9 / 12

A Quiet Place

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Quelle: Jonny Cournoyer/Paramount

Wer den Mund aufmacht, stirbt. Auf ihrer kleinen Farm wird eine Familie von rasend schnellen Monstern bedroht, die nur nach dem Gehör jagen. Der typische Minimalismus des Horrorgenres ist bei diesem sehr leisen Film Konzept: John Krasinski, Regisseur und neben seiner Frau Emily Blunt auch einer der Hauptdarsteller, erzählt fast nur mit ruhigen, detailverliebten Bildern von dem stummen Überlebenskampf und der Angst der Familie. Jedes Wort, jedes Geräusch wird zum Schockeffekt.

Nicolas Freund

10 / 12

Der Sex-Pakt

Kinostart - 'Der Sex Pakt'

Quelle: dpa

Gerade wenn man denkt, jetzt wird es zu bescheuert und zotig, greift das alte Judd-Apatow-Rezept, dass man sich eine ganze Menge erlauben kann, wenn man das Herz am rechten Fleck hat. Das gilt auch für das Eltern-Trio, das den Prom-Night-Deflorations-Beschluss ihrer drei Mädchen generalstabsmäßig mit einem oberpeinlichen Verhinderungsangriff vereiteln will. Mit Leslie Mann als Patin gelingt der "30 Rock"- und "Pitch Perfect"-Autorin Kay Cannon in ihrem Regiedebüt eine Teen-Komödie, in der vor allem die Eltern erwachsen werden müssen und die jungen Mädchen selbstbestimmt entscheiden, was sie wollen und was nicht.

Anke Sterneborg

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Spell Reel

Spell Reel Kino Film

Quelle: Spectre Productions

Im Jahr 2011 tauchten in Guinea-Bissau 100 Stunden Filmmaterial auf, die im Unabhängigkeitskrieg der 1970er gedreht wurden. Viel davon ist kaputt, ein Teil wurde inzwischen restauriert. Die Filmemacherin Filipa César zeigt diesen Teil und die Reaktionen darauf. Sie reist mit Projektor durch das afrikanische Land und führt die Bilder öffentlich vor, während ehemalige Kämpfer dazu erzählen. Sie bietet Geschichte als Dokument und Experiment, sie lenkt den Blick auf das, was Film kann und was Film bedeuten kann.

Doris Kuhn

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Spielmacher

Standfoto 'Der Spielmacher'

Quelle: Warner Brothers/Gordon Timpen, S

Man muss Fußball und Sportwetten nicht lieben, um sich von Regisseur Timon Modersohn in diese Welt hineinziehen zu lassen. Sein Protagonist Ivo (Frederick Lau) hat nichts aus seiner Zeit im Knast gelernt. Um seine Schulden beim Kroaten Dejans (Oliver Masucci) abzuzahlen, hilft er ihm dabei, Spiele zu manipulieren, auf internationaler Ebene. Damit mag der Plot zwar vorhersagbar geraten, aber der Film bleibt trotzdem eine packende Milieustudie.

Tatjana Michel

© SZ.de/frw
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