Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Blanka" taucht tief hinab in die Straßen Manilas. Und die Komödie "Verpiss dich, Schneewittchen" hat trotz vieler bekannter Gesichter nur wenige Lacher zu bieten.

1000 Arten Regen zu beschreiben

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(Foto: Film Kino Text)

Seit Wochen hat sich der 18-jährige Mike in seinem Zimmer verbarrikadiert und zeigt sich nur als wortloser Schatten unter dem Türspalt. Die verschlossene Tür wird für Vater, Mutter und Schwester zur Zerreißprobe: Er sei "in Ohio", lügen sie die Nachbarn an, flehen und streiten und ringen mit dem eigenen Dasein. Isabel Prahl seziert in ihrem stimmungsvoll und symbolisch aufgeladenen Debütfilm eine Familie in totaler Überforderung. Bjarne Mädel, Bibiana Beglau und Emma Bading spielen sie mit erschütternd stiller Verzweiflung, auf die Hauschka seine gespenstische Filmmusik nieseln lässt.

Blanka

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(Foto: Filmfest München 2016)

Mit Diebstählen und kleinen Betrügereien kämpft sich das Waisenmädchen Blanka durch die Tage, bis es auf den blinden Straßenmusiker Peter trifft. Für seine moderne "Oliver Twist"-Erzählung taucht der japanische Regisseur Kohki Hasei tief hinab in die Straßen Manilas, ihre leuchtenden Farben, ihren Dreck, ihre Stimmungen und chaotischen Gegensätze. Im Zentrum steht nie die Trostlosigkeit der prekären Existenzen, sondern Durchhaltewillen und Freundschaft.

The Death of Stalin

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(Foto: dpa)

Die jüngste Politfarce des schottischen Autors und Regisseurs Armando Iannucci über die fieberhafte Übergangsphase im Moskauer Politbüro nach dem Tod des Sowjetdiktators ist seine bisher düsterste. Fantastisch besetzt und jede verstaubte Historisierung vermeidend, ist The Death of Stalin eine überzeitliche Ensemblekomödie über böse Menschen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit Böses tun.

Exodus - Der weite Weg

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(Foto: RealFiction)

Eine Süd-Sudanesin, die in Deutschland zur politischen Aktivistin wird, eine Familie aus Myanmar, die das eigene Dorf nur unter Lebensgefahr besuchen kann, und eine junge Syrerin, die sich in Brasilien vor rassistischen Anfeindungen fürchtet - Hank Levine erzählt in langen, ruhigen Einstellungen von der weltweiten Flüchtlingskrise, indem er den Menschen, die das Thema am allermeisten betrifft, ein Gesicht gibt: den Geflüchteten selbst.

Im Zweifel glücklich

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(Foto: Weltkino)

Ben Stiller hat das Genre des Midlife-Crisis-Movies zuletzt immer weiter perfektioniert, so schlecht wie in dieser Tragikomödie von Mike White ging es ihm aber noch nie. Als Vater, der seinen Sohn auf einen Ostküsten-Trip begleitet, durchlebt er gnadenlos peinliche Momente voller Sehnsucht nach jungen Mädchen und dem Leben, das er eigentlich hatte leben wollen. Astreiner Selbstmitleids-Striptease.

Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer

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(Foto: Warner Bros. Ent.)

Eine Neuauflage des Michael-Ende-Klassikers, diesmal nicht mit selbstgebastelten Marionetten von der Augsburger Puppenkiste, sondern echten Schauspielern und aufwendigen Computereffekten. Der Regisseur Dennis Gansel bewahrt trotzdem den Charme des Originals und nimmt an den richtigen Stellen dezente Modernisierungen vor. Zum Beispiel sieht Jim Knopf endlich nicht mehr aus wie der Sarotti-Mohr.

Laurin

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(Foto: 1988 Salinas Film)

Eine tolle Mischung aus Neugier und Skepsis steckt im Blick des Mädchens Laurin, das an der norddeutschen Küste lebt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Bubenräuber geht um, ein junger Leutnant kommt nach Hause zurück, auf dem Friedhof wird stumme Zwiesprache gehalten. Die Schreckensballade von Robert Sigl aus dem Jahr 1989 wurde lange Zeit als Geheimtipp gehandelt, seit Dezember ist sie auf DVD erhältlich (Bildstörung), nun läuft sie in ausgewählten Kinos.

Unsane - Ausgeliefert

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(Foto: Fox)

Schreck lass nach: Sawyer (Claire Foy) hat nicht nur einen Stalker, sie wird auch noch in der psychiatrischen Klinik, in der sie nur kurz Rat suchen wollte, für eine Woche eingewiesen. Steven Soderberghs großartig fieser kleiner Horrorfilm, in bedrückenden, düsteren Bildern auf einem iPhone gedreht, trifft einen Nerv - in Zeiten, in denen sich immer öfter die Frage stellt, wer eigentlich alles verrückt ist.

Verpiss dich, Schneewittchen

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(Foto: dpa)

Sammy will Rockstar werden. Doch eine Castingshow will nicht nur ihn, sondern eine ganze Band. Deswegen rekrutiert er seine Schwester, einen Kumpel und den alten Wolle, der im Hamam seines Bruders aushilft. Für den ersten Film mit Comedian Bülent Ceylan setzt Cüneyt Kaya die bunte Mischung der Band im Cast fort und bietet bekannte Gesichter aus Kino, Comedy und Youtube. Dem zum Trotz bleiben die erwarteten Lacher jedoch aus.

Vor dem Frühling

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(Foto: IRAKLI_GEDENIDZE; Neue Visionen Filmverleih)

Der Präsident ist entmachtet, mit seinen letzten Getreuen flieht er in die Berge. Die Wildnis kann ein Freund oder ein Feind sein, wie die Menschen, denen der Trupp auf der Flucht begegnet. Die Figur des geflüchteten Präsidenten hat ein historisches Vorbild, Regisseur George Owaschwili aber erzählt eine wunderschöne - und auch erschreckende - Meditation über Macht und Machtlosigkeit und die Unbehaustheit des Menschen.

Vor uns das Meer

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(Foto: Studiocanal / Dean Rogers)

Schon die Proviantkisten purzeln so orientierungslos durchs Schiffsinnere wie die kleine Trimaran-Yacht über die Weltmeere. 1968 startet der erfolglose Erfinder und Unternehmer Donald Crowhurst eine Weltumsegelung, mit der er ein neues Boot als Wohnmobil der Meere etablieren will. Regisseur James Marsh frönt erneut seinem Faible für Männer mit irrwitzigen Träumen. Zusammen mit Colin Firth erzählt er kein heroisches Abenteuer, sondern eine Geschichte von innerer Größe im Angesicht kläglichen Scheiterns.

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