Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Selten hat man Kinder vor der Kamera bezaubernder agieren sehen als in "The Florida Project". Max Hubacher guckt in "Der Hauptmann" dagegen eher unspannend aus der Offizierswäsche.

1 / 10

The Florida Project

Kinostart - 'The Florida Project'

Quelle: dpa

Ein Feriensommer ganz ohne Aufsicht der Erwachsenen - ist das nicht seit Astrid Lindgren ein klassischer Kindheitstraum? Die sechsjährige Moonee (Brooklynn Prince) erlebt selbsterfundene Abenteuer rund um das schäbige Highway-Motel in Florida, in dem sie mit ihrer sehr jungen Mutter Halley (Bria Vinaite) wohnt. Disneyworld ist nur einen Steinwurf entfernt, aber unnereichbar und unbezahlbar. Selten hat man Kinder vor der Kamera bezaubernder agieren sehen. Ihre Fantasie scheint unbesiegbar - doch Regisseur Sean Baker blendet auch die bittere Realtität der Armut nicht aus.

Tobias Kniebe

2 / 10

Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier

Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier Kino

Quelle: Constantin Film Verleih GmbH

Die Fünf Freunde sind auf der Suche nach einem Dinosaurierskelett. Das hat Martys (Jacob Matschenz) Vater vor seinem Tod entdeckt, nur niemand glaubte ihm. Die Jungdetektive wollen Marty helfen und mit einer Wandergruppe dorthin gelangen, wo die Knochen liegen sollen. Alle Wanderer sind verdächtig und könnten es auf den Fund abgesehen haben. Mike Marzuk erzählt das Abenteuer mit viel Witz und noch mehr Herz und Spannung. Die Auflösung kommt plötzlich, aber das macht Timmy, der Hund, mit einem fulminanten Stunt wett.

Ana Maria Michel

3 / 10

Für dich soll's ewig rote Rosen geben

Für dich soll's ewig rote Rosen geben Kino

Quelle: PRO-FUN MEDIA

Zwei alte Männer, ihr Leben lang ein glückliches Paar, sind in Schwierigkeiten: Der eine ist krank, der andere hat kein Geld mehr. Aber weil er früher Profispieler war, plant er, sein Vermögen mit einer letzten großen Pokerrunde wieder herbeizubluffen. Cesare Furesi kombiniert in seiner Liebesgeschichte nonchalant, was jeder Romantiker schätzt - Verfall und Poesie, Zärtlichkeit für die Figuren und das sommerliche Sardinien.

Doris Kuhn

4 / 10

Der Hauptmann

Kinostart - 'Der Hauptmann'

Quelle: dpa

Wie wird man zum Hauptmann der Wehrmacht? Indem man als Fahnenflüchtling kurz vor Kriegsende eine unbemannte Uniform findet. Der Rest ergibt sich durch Method Acting ganz allein und schon ist man für schwere Kriegsverbrechen in Schwarz-Weiß verantwortlich. Robert Schwentke hat dieses Drama größtenteils stimmig inszeniert, allerdings guckt sein Hauptdarsteller Max Hubacher arg unspannend aus der Offizierswäsche.

Philipp Bovermann

5 / 10

Loveless

Kinostart - 'Loveless'

Quelle: dpa

Hier sind alle ohne Liebe. Die Männer lieben ihre Frauen nicht, die Frauen nicht ihre Männer. Und Eltern sind ohne Liebe für ihre Kinder. Das Ehepaar Zhenya und Boris ist sich nur in einer Sache einig: dass sich nach der Scheidung keiner der beiden um Sohn Aljoscha kümmern will. Während Mama und Papa seine Abschiebung ins Internat besprechen, entdeckt die Kamera den Jungen hinter der Tür: Sein Gesicht ist verzerrt vor Schmerz. Andrej Swjaginzew entwirft in seinem vielfach preisgekrönten Film ein zutiefst düsteres Bild Russlands - als gespaltenes, mitleidloses Land, das seine Zukunft verspielt.

Martina Knoben

6 / 10

Maria Magdalena

Kinostart - 'Maria Magdalena'

Quelle: dpa

Mit wunderschönen Bildern von kargen Landschaften, ungebleichter Leinenkleidung und Rooney Maras Porzellangesicht will "Lion"-Regisseur Garth Davis Maria Magdalena nicht nur auf den verdienten Platz im Kreis der Apostel erheben, sondern sie gleich noch zur feministischen Ikone machen. Weil aber ihre Motive, Jesus (Joaquin Phoenix) zu folgen unklar bleiben und sich ihre spirituelle Erweckung vor allem in schmachtenden Blicken zu ihrem Erlöser äußert, gelingt das diesem etwas müden Bibelfilm nur in sehr zaghaften Ansätzen.

Kathleen Hildebrand

7 / 10

Rückenwind von vorn

Rückenwind von vorn Kino Philipp Eichholtz

Quelle: UCM.ONE

Eine junge Frau arbeitet an einer Schule, wohnt mit ihrem Freund und soll auch bald Kinder kriegen. Kurz, die Zukunft ist durchstrukturiert - bis sie sich fragt, ob das die richtige Zukunft ist. Sie guckt auf ihre Oma, auf einen Arbeitskollegen, die beide eher eigenwillig sind, dann schweift ihr Alltag langsam ab. Philipp Eichholz beobachtet einen Aufbruch im bürgerlichen Berlin, er zeigt, zum Glück nicht radikal, nicht skurril sondern behutsam, ein Erwachen zur Selbstbestimmung.

Doris Kuhn

8 / 10

Tomb Raider

Kinostart - 'Tomb Raider'

Quelle: dpa

Hart, draufgängerisch und realistisch, so spielt die Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander die Computerspiel-Heldin Lara Croft in der neuen "Tomb Raider"-Verfilmung. Natürlich muss sie auf dem Weg von London (wo Lara Croft als kickboxende Fahrradkurierin in einer WG lebt) auf eine verwunschene japanische Insel (wo die Todeskönigin Himiko ihrer Erweckung harrt) allerlei beeindruckende Stunts absolvieren. Ebenso aufregend ist aber, dass Vikander - anders als Angelina Jolie im ersten "Tomb Raider"-Film von 2001 - durch den Film hindurchkommt, ohne sich für die mehrheitlich männlichen "Tomb Raider"-Fans ausziehen zu müssen. Feministisches Action-Kino? Geht doch.

Jan Kedves

9 / 10

Unsere Erde 2

Kinostart - 'Unsere Erde  2'

Quelle: dpa

Mehr vom Gleichen, immer mehr: Nach diesem Prinzip fertigen fleißige Film-Arbeitsbienen ihre Fortsetzungen vom Fließband an, Dokumentarfilmer wie Michael Moore oder der Pinguin-Reisende Luc Jacquet haben sich dieses Franchise-Konzept abgeschaut. Jetzt legen auch die Naturfilmexperten von der BBC ein Sequel ihres 2007er Kinohits "Unsere Erde" vor. Wieder gibt es tolle Tier- und Naturaufnahmen aus der ganzen Welt, wieder sind Musik und Erzählstimme (im Original von Robert Redford, in der deutschen Fassung von Günther Jauch) zu aufdringlich. Dafür lernt man afrikanische Sprichwörter kennen und wird Zeuge eines nervenaufreibenden Kampfes zwischen Meerechsen-Babys und Schlangenhorden.

Josef Grübl

10 / 10

Winchester - das Haus der Verdammten

Kinostart - 'Winchester - Das Haus der Verdammten'

Quelle: dpa

Kalifornien, 1906. Sarah Winchester (Helen Mirren) baut ein labyrinthisches Haus, um die Geister jener zu befrieden, die durch Winchester-Gewehre ums Leben kamen. Peter und Michael Spierig interessieren sich in ihrem Horror-Spukfilm leider mehr für jähe Schockeffekte anstatt für die politische Dimension ihres tollen Plots: die Gewalt in der Geschichte und im kollektiven Unbewussten der USA.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de/frw
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