Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Der Geschmack des Lebens" will mit viel Nacktheit der Spießergesellschaft den Spiegel vorhalten. "Wendy 2" zelebriert nur auf den ersten Blick das Ponyhofidyll.

Von den SZ-Kinokritikern

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Heilstätten

Heilstaetten

Quelle: Twentieth Century Fox

Auf der Jagd nach Klicks übernachtet eine Gruppe Youtuber (unter anderem Sonja Gerhard und Nilam Farooq alias "daaruum") in Beelitz. Diese frühere Lungenheilanstalt außerhalb von Berlin zieht seit Jahrzehnten Menschen an, die für den morbiden Charme des Verfalls etwas übrighaben - und Filmteams wie das von Regisseur Michael David Pate. Bald passieren allerlei erwartbare Gruseligkeiten, von der Hälfte des Films an wird eigentlich nur noch gekreischt. Als "Blair Witch Project"-Adaption für Youtuber geht der Film aber gerade noch durch.

Karoline Meta Beisel

2 / 5

Wendy 2

Wendy 2

Quelle: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Galoppieren und mit Dixie schmusen: Die Ferien könnten perfekt sein, aber Wendys (Jule Hermann) Familie braucht Geld. Ein Turniersieg muss her, Ex-Zirkuspferd Dixie ist dafür jedoch nicht zu haben. Mit Schimmeldame Penny könnte es klappen, nur die mag auch nicht springen. Neben Hindernissen stellt Hanno Olderdissen Wendy jede Menge Intrigen in den Weg. Auf dem Ponyhof sieht es zwar maximal heil aus, aber die Abgründe sind fies. Und dann ist Dixie auch noch eifersüchtig. Immerhin: das Pferd hat Witz.

Ana Maria Michel

3 / 5

Der Geschmack von Leben

Der Geschmack von Leben

Quelle: mira; WTP international GmbH

Im Titel geht es um den Geschmack von Sperma, das man gelegentlich im Porno-Stil aus erigierten Schwänzen spritzen sieht. Wenn sie nicht gerade Männer befriedigt, fährt die Heldin im Landrover durchs Voralpenland und liest komische Käuze auf, dazwischen geht es hochsymbolisch und theatralisch um Lust, Schuld, Freiheit und Selbstverleugnung - eigentlich wie immer bei Roland Reber. Der Rauschebart-Filmkommunarde aus Landsberg kann nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr sprechen, aber seine Frauen machen einfach weiter. Und das Projekt, der Welt ihre Verklemmtheit vorzuhalten, ist ja in der Tat nie abgeschlossen.

Tobias Kniebe

4 / 5

Docteur Knock

Kinostart - 'Docteur Knock'

Quelle: dpa

Ein Kleinstadtkrieg in den Fünfzigern, zwischen dem Pfarrer von Saint Maurice und dem neuen Arzt. Der Docteur Knock ist jung, dynamisch, schwarz, mit durchaus dubioser Vergangenheit, er wird gespielt von Omar Sy. Seine Methode ist simpel, aber effektiv: Er redet den Leuten die Krankheit ein, von der er sie dann kuriert. Eine kleine Parabel aufs französische Wirtschaftswunder, inklusive Träumen von der glorreichen Vergangenheit und Misstrauen den Deutschen gegenüber und ihrem Adenauer. Lorraine Levy nutzt die Situationen und Gags des Quacksalber-Genres, ohne sich um Correctness zu scheren. Der durchschlagende Erfolg des Docteurs ist, wenn sich beim Glockenschlag der Rathausuhr 350 Thermometer in 350 Körperöffnungen bohren.

Fritz Göttler

5 / 5

Die Verlegerin

Kinostart - 'Die Verlegerin'

Quelle: dpa

Steven Spielberg analysiert die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus. Washington-Post-Herausgeberin Katharine Graham (Meryl Streep) und ihr Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) haben die Pentagon-Papiere, geheime Akten, die belegen, dass die diverse Regierungen seit vielen Jahren wissen, dass der Vietnamkrieg nicht zu gewinnen ist, die Öffentlichkeit wird belogen. Wann ist Verraten Verrat, wann grenzt den Mund halten an unterlassene Hilfeleistung? Es steckt viel Nostalgie fürs Zeitungshandwerk in diesem Film - und eine ganz kämpferische Geste in Richtung Zukunft.

Susan Vahabzadeh

© SZ.de/kmh
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