1 / 8
Als Paul über das Meer kam
Quelle: Weydemann Bros. Juan Sarmiento G.
In seiner Doku begleitet Jakob Preuss Paul aus Kamerun auf seinem Weg über das Mittelmeer bis nach Europa. Im Mittelpunkt steht seine Beziehung zu ihm - wobei er zu wenig seine Machtposition als (weißer) Regisseur reflektiert. Der Film ist engagiert und dennoch unpolitisch. In jedem Fall unterstützt Preuss seinen Freund auf seinem Weg nach Deutschland. Das ist wichtiger als die Qualität des Films.
Philipp Stadelmaier
2 / 8
Haus ohne Dach
Quelle: SZ
Drei Geschwister, die im Nordirak geboren und in Stuttgart aufgewachsen sind, rauschen durch Kurdistan; auf der Ladefläche: der geklaute Sarg ihrer Mutter. Der wollen sie den letzten Willen erfüllen und sie im Heimatdorf neben dem Vater begraben. Auf der Odyssee durch die archaische Landschaft sickert aus den alten Wunden der Entwurzelung der Stoff für das emotionale Breitwandpanorama einer deutsch-kurdischen Identitätssuche. Regisseurin Soleen Yusef findet dafür poetische Zwischenzustände: zwischen feinem Humor und schmerzender Vergangenheit, Art-House-Totalen und kurdischem Heimatfilm.
Annett Scheffel
3 / 8
Auguste Rodin
Quelle: Wild Bunch
Faszinierendes Portrait des großen Auguste Rodin (1840 bis 1917). Jacques Doillon, Meister intimer Schilderung, macht das Atelier des Bildhauers zur Arena, in der wie besessen um den schöpferischen Augenblick gerungen wird. Rodin (Vincent Lindon) formt seine in Lieb' und Leid verschlungenen Körper, findet allmählich Anerkennung, und verspielt sein Lebensglück durch die Unfähigkeit, sich zu seiner Muse und Geliebten Camille Claudel (Izïa Higelin) zu bekennen.
Rainer Gansera
4 / 8
The Limehouse Golem
Quelle: dpa
London Mitte der 1880er, heimgesucht von einem Massenmörder: Die Slums sind neblig, die Music-Halls frivol, an den Tatorten schwappt das Blut. Ein müder Inspektor trifft eine junge Frau, die auf den Galgen wartet, beide jonglieren mit Geheimnissen, um den Killer zu stellen. Juan Carlos Medina zeigt Wut, Melancholie oder Eitelkeit seiner Figuren, er lässt ihre Stadt und seinen Thriller tiefschwarz glänzen.
Doris Kuhn
5 / 8
David Lynch: The Art Life
Quelle: NFP
Auch wenn er gerne matscht, ist es vielleicht zu einfach, den Ursprung von David Lynchs Kunst in einer Erdgrube zu vermuten. Dennoch ist The Art Life von Jon Nguyen eine vorzügliche Dokumentation, die mit altem und aktuellem Videomaterial davon erzählt, wie aus einem querköpfigen Jungen ein bildender, dem Unterbewussten verschriebener Künstler und späterer Filmemacher wurde. Ein Film, für alle, die Lynch lieben, oder nach einer Künstlerbiografie suchen, die an Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben" heranreicht.
Anna Fastabend
6 / 8
Jugend ohne Gott
Quelle: SZ
Vor achtzig Jahren schrieb Ödön von Horváth in "Jugend ohne Gott" von konformen und nichts hinterfragenden Schülern in einem totalitären System, das Buch ist eine Kritik am Faschismus. Alain Gsponer hat aus Horváths Roman eine Dystopie gemacht, die Handlung spielt in der nahen Zukunft in einem Luxuscamp in den bayerischen Alpen. Privilegierte Jugendliche nehmen an einer Art Assessment-Center teil, dann geschieht ein Mord. Das Ganze wird nicht linear erzählt, sondern verschachtelt, im bekannten Kurosawa-Prinzip. Das soll originell und modern wirken, täuscht aber nicht über schlicht gezeichnete Figuren und so manche Ungereimtheiten hinweg.
Josef Grübl
7 / 8
Killer's Bodyguard
Quelle: dpa
Auftragskiller und Personenschützer haben schon bessere Zeiten gesehen. Auf dem Weg zum internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo der Killer als Kronzeuge gegen einen russischen Kriegsverbrecher aussagen soll, sind die beiden 24 rasante Stunden lang widerwillig aneinander gebunden. Der dünne Plot ist Motor einer hyperaktiven Action-Komödie, in der Schwärme osteuropäischer Ganoven und amerikanischer FBI-Agenten zu Lande, zu Wasser und in der Luft verheizt werden. Auf der Tarantino-Resterampe lässt der Expendables-3-Regisseur Patrick Hughes Gegensätze kollidieren: Schützer vs Killer, Samuel L. Jackson vs Ryan Reynolds, überdrehter Aktionismus vs cooles Understatement.
Anke Sterneborg
8 / 8
Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt
Quelle: dpa
Karl Schmidt war mal irre, das Leben, die Drogen. Jetzt darf er nur noch Kaffee und Zigaretten. Deshalb ist er genau der Richtige, um die alten Kumpels auf ihrer Techno-Tour durchs Land zu fahren - einer muss ja nüchtern bleiben. Arne Feldhusen macht aus dem wunderbaren Postwende-Roman von Sven Regener einen Roadtrip durch die deutsche Bumm-Bumm-Szene der Neunziger und erzählt eine rührende Tragikomödie über alte Depressionen und neue Hoffnungen.
David Steinitz