Filmpreise:Der Instinkt zu demütigen

"La La Land", ein Musical über das Träumen, ist der große Gewinner der Golden Globes - aber Meryl Streep holt den Abend in die Realität von Trumps Amerika.

Von Susan Vahabzadeh

Kino ist ein Oberbegriff für sehr unterschiedliche Kunstformen; manche davon hat Hollywood erfunden, andere werden dort nicht einmal verstanden. Der große Sieger bei den Golden Globes, den Vorboten der Oscars, war "La La Land", als bestes Musical ausgezeichnet und in sechs weiteren Kategorien prämiert. Bei den Oscars, die für Musicals keine eigene Kategorie haben, hat Damien Chazelles traurige Liebesgeschichte, in der Ryan Gosling und Emma Stone ein Paar spielen, das auf der Suche nach der künstlerischen Bestimmung einander aus dem Blick verliert, gute Chancen auf den Gesamtsieg. Und vielleicht auch "Toni Erdmann", aus deutscher Sicht der Verlierer - der Film hat als bester ausländischer Film verloren gegen Paul Verhoevens "Elle" mit Isabelle Huppert, die auch gleich noch einen Schauspiel-Preis bekam. "Toni Erdmann" passt vielleicht nicht nach Hollywood; Maren Ade setzt nicht auf berauschende Bilder oder Effekthascherei, sie hat einen Film gemacht, auf den man sich einlassen muss, und der tatsächlich mehr als zwei Stunden Aufmerksamkeit verlangt, um ein Genuss zu sein - das ist keine Disziplin, mit der man sich in Hollywood gut auskennt.

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