Filmgeschichte:Das Profil des Boxers

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Ende der Sechzigerjahre drehte Jerzy Skolimowski schon nicht mehr in Polen – Szene aus „Le départ“ mit Jean-Pierre Léaud. (Foto: ddp images)

Jerzy Skolimowski brachte die Nouvelle Vague ins sozialistische Polen, ein Aufführungsverbot machte ihn zum Weltreisenden des Kinos. Eine Begegnung zur Retrospektive im Münchner Filmmuseum.

Von Fritz Göttler

Es war wie eine kleine Botschaft aus dem Niemandsland, zwischen den Zeiten. 1980 erfuhr Jerzy Skolimowski plötzlich durch einen Telefonanruf, dass "Hände hoch!", sein vierter Spielfilm, der 1967 von der polnischen Regierung verboten worden war, nun wieder freigegeben sei. Er war gerade in Beirut, spielte einen Fotoreporter, neben Bruno Ganz, in Volker Schlöndoffs "Die Fälschung". Mit Sarkasmus erinnert sich Skolimowski - er war für einen Tag nach München gekommen, wo das Filmmuseum eine Retrospektive seiner Filme zeigt - an das Verdikt, das ihn seinerzeit aus seinem Heimatland getrieben hatte. "Der Film war fertig. Der Leiter des Filmfestivals von Venedig kam nach Warschau, sah den Film und - nun kann ich es ja sagen - gratulierte mir. Das war damals etwas ganz Neues, niemand machte Filme wie diesen. Die Kopie war dann sogar schon in Venedig - da kam die Anordnung des Kulturministers, der den Film vom Wettbewerb dort zurückzog. Und dann wurde er eingeschlossen, im Keller des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei."

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