Filmförderung:Ein Fehler wird korrigiert

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Eigentlich wollte Monika Grütters' BKM mehr Geld an die Verleiher von deutschen Filmen ausschütten, um sie in der Pandemie zu stärken. Fast wären dabei aber die kleinsten Firmen unter die Räder gekommen. Nun haben die Proteste gewirkt.

Von Susan Vahabzadeh

Es hat allerhand Rettungsmaßnahmen für die verschiedenen Bereiche der Filmindustrie gegeben, seit die Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19 alle Teile der Branche lahmlegten. Die Kinos waren erst geschlossen und durften dann nur unter Auflagen wieder öffnen, Dreharbeiten mussten kostenintensiv verschoben werden, Filmemacher beklagten, wie schwer es nun ist, unter den neuen Auflagen zu drehen, ohne dass sich alle viel zu nah kommen. Zuletzt sind die Verleiher, als Mittler zwischen den Kinos und den Filmproduzenten, in den Blickpunkt gerückt. Auch sie hatten in den vergangenen Monaten wenig zu tun und wenig zu lachen.

Eine Maßnahme im Rettungspaket der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) war es, ihre kulturelle Verleihförderung, bisher für kleinere und künstlerische deutsche Filme gedacht, deutlich aufzustocken und somit auf das deutsche Mainstreamkino auszuweiten. Im selben Atemzug aber sollte eine neue Untergrenze für "Herausbringungskosten" eingeführt werden. Wer unter 40 000 Euro ausgeben wollte, um einen Film zu bewerben und herauszubringen, wäre künftig ausgeschlossen gewesen. Für eine ganze Reihe von Filmverleihern, unter anderen den Dokumentarfilmspezialisten Salzgeber, hätte das wohl das Förder-Aus bedeutet. Für ein Rettungspaket eine eher befremdliche Idee: kleinen Firmen, die unter den Folgen der Pandemie leiden, den Zugang zu einer Subvention zu versperren, die sie vor der Pandemie noch hatten. Die SZ hatte am Dienstag darüber berichtet.

Den Plan, die kleinsten Verleiher auszuschließen, nimmt die Bundesregierung zurück

Diese Regelung hat das BKM nun wieder zurückgenommen, es wird vorerst keine Untergrenze geben. Angesichts der geäußerten Kritik können man nachvollziehen, so der Sprecher von Monika Grütters, Joachim Riecker, "dass die Einführung einer neuen Zugangshürde für kulturelle Fördermittel der BKM in der aktuellen Situation, die auch die Filmbranche vor enorme Herausforderungen stellt, nicht das richtige Signal darstellt. Wir werden daher von der Einführung eines Mindestbudgets für Anträge auf Verleihförderung bei der BKM absehen." Das ist die richtige Entscheidung.

Allerdings, so Riecker, werde man weiter das Ziel verfolgen, auch für die kleineren Filme mit der Förderung des Bundes eine bundesweite Sichtbarkeit herzustellen. Die Idee der Maßnahme sei es nicht gewesen, jemanden auszuschließen, sondern man wolle die Verleihfirmen dazu ermutigen, mehr in einen Start zu investieren. Aus BKM-Sicht kann es auch einem kleinen, aber feinen Dokumentarfilm nur nützen, wenn etwas mehr Geld da ist, um für seinen Kinostart die Trommel zu rühren. Dem steht allerdings die Erfahrung eines Verleihers wie Salzgeber entgegen, der mit einem kleinen Budget für einen Filmstart oft genau richtig lag - weil es so gelungen sei, profitabel zu arbeiten. Soll heißen: Es gibt großartige Filme, für die sich nur ein paar Tausend Leute interessieren, aber auch die sind ein dankbares und verlässlich zahlendes Publikum.

Man muss sich nichts vormachen: Die deutsche Filmbranche ist durchsubventioniert, das heißt, dass auch die großen Firmen nicht ohne Förderung auskommen. Constantin, Warner, Sony - sie alle haben für ihre deutschen Projekte Verleihförderung erhalten, wenn auch bisher nicht vom BKM. Ohne Förderung wird in Deutschland kaum ein Kinofilm gedreht. Je größer ein Budget ist, desto größer ist aber auch die Summe, die man dabei in den Sand setzen kann - viel Werbung ist keine Erfolgsgarantie. Letztlich buhlen in Deutschland zu viele Filme um die Aufmerksamkeit eines zu kleinen Publikums. Das Problem kann aber keine Filmförderungsmaßnahme lösen. Da hilft nur eines: ganz oft ins Kino gehen.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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