Der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig geht an den Film „The Room Next Door“ des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar. Das gab die Jury am Abend bekannt. Das Drama erzählt von zwei Freundinnen, die sich mit dem Sterben auseinandersetzen müssen. Tilda Swinton verkörpert eine Frau mit Krebs im Endstadium, die eine alte Freundin (Julianne Moore) um einen komplizierten Gefallen bittet. Sie möchte im Moment ihres selbst gewählten Todes nicht allein sein. Der Film basiert auf dem Roman „Was fehlt dir“ von Sigrid Nunez.
Almodóvar widmete die Auszeichnung seiner Familie und seinen beiden Hauptdarstellerinnen Swinton und Moore. „Sie haben ein Wunder vollbracht“, sagte er. Der Film handle von Solidarität, aber auch vom Recht auf einen selbstbestimmten Tod. „Der Mensch muss die Freiheit haben, zu leben und zu sterben.“
Pedro Almodóvar ist der international bekannteste Regisseur Spaniens. Sein Film „Alles über meine Mutter“ gewann 2000 einen Oscar. Einen weiteren Oscar erhielt der 74-Jährige im Jahr 2003 für „Sprich mit ihr“. „The Room Next Door“ ist sein erster englischsprachiger Spielfilm.
Die australische Schauspielerin Nicole Kidman hat bei den Filmfestspielen den Preis für die beste Schauspielerin gewonnen. Als bester Schauspieler wurde der Franzose Vincent Lindon geehrt. In „Babygirl“ spielt Kidman, 57, eine Frau, die lange unterdrückte sexuelle Wünsche auslebt. Das Erotikdrama der niederländischen Regisseurin Halina Reijn erzählt auf innovative Weise von weiblicher Lust. Kidman verkörpert eine Geschäftsfrau, die eine Affäre mit einem deutlich jüngeren Praktikanten (Harris Dickinson) anfängt.
Wegen des Todes ihrer Mutter nahm Kidman nicht an der Preisverleihung teil. In ihrem Namen las die Regisseurin Halina Reijn eine Mitteilung vor: „Heute kam ich in Venedig an, um kurz darauf zu erfahren, dass meine schöne, tapfere Mutter Janelle Ann gestorben ist. Ich stehe unter Schock und muss zu meiner Familie, aber dieser Preis ist für sie.“
Lindon, 65, verkörpert im Drama „Jouer avec le feu“ von Delphine und Muriel Coulin einen alleinerziehenden Vater, der damit kämpfen muss, dass einer seiner Söhne ins rechtsextreme Milieu abtaucht.
Die italienische Regisseurin Maura Delpero erhielt für ihren Film „Vermiglio“ den Großen Preis der Jury. Der Film erzählt vom Leben einer Familie in einem italienischen Bergdorf während des Zweiten Weltkriegs. Als ein Deserteur auftaucht, gerät die Dynamik der Geschwister durcheinander. Der Film fokussiert sich vor allem auf die weiblichen Figuren und ihr vom Katholizismus und patriarchalen Strukturen geprägtes Leben.
Den Silbernen Löwen für die beste Regie gewann der US-Amerikaner Brady Corbet für „The Brutalist“. Das Historiendrama erzählt von einem jüdischen Architekten, der nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA ein neues Leben beginnen will. Hauptdarsteller des dreieinhalbstündigen Epos ist Adrien Brody.
Murilo Hauser und Heitor Lorega gewannen für „Ainda estou aqui“ (internationaler Titel: „I'm Still Here“) die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Das Drama erzählt von einer Familie, die die grausamen Auswirkungen der brasilianischen Militärdiktatur in den 1970er-Jahren miterlebt.
Einen Spezialpreis der Jury erhielt die georgische Filmemacherin Dea Kulumbegashvili für „April“. Das Drama handelt von einer Frauenärztin, die im ländlichen Georgien illegal Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Die 1986 geborene Kulumbegashvili verwendet in ihrem Film lange Einstellungen und kombiniert dokumentarisch anmutende Szenen mit Traum-Sequenzen.
Die 81. Filmfestspiele Venedig, die am 28. August begonnen hatten, zählen neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den drei bedeutendsten der Welt. Im diesjährigen Wettbewerb hatten 21 Werke um die Preise konkurriert. Die Auszeichnungen wurden von einer internationalen Jury verliehen. Ihre Vorsitzende war die französische Schauspielerin Isabelle Huppert.