Süddeutsche Zeitung

67. Filmfestival Venedig:Goldener Löwe für Sofia Coppola

"Von der ersten Szene an verzaubert": Sofia Coppola gewinnt in Venedig mit "Somewhere" den Preis für den besten Film. Die Trophäe überreicht ihr ehemaliger Freund Quentin Tarantino.

Der Goldene Löwe des 67. Filmfestivals Venedig geht an die amerikanische Regisseurin Sofia Coppola. Die 39-Jährige erhielt den Hauptpreis des ältesten Filmfestivals der Welt.

In ihrem sechsten Film "Somewhere" beschreibt Coppola die innere Leere eines Hollywoodstars, herausragend gespielt von Stephen Dorff. Dabei fängt die Tochter von Regielegende Francis Ford Coppola ("Der Pate") wie schon in ihrem gefeierten Werk "Lost in Translation" auf ganz eigenwillige Weise eine einzigartige Stimmung ein, so dass die Leere und Hoffnungslosigkeit der Hauptfigur für die Zuschauer deutlich zu spüren sind.

Coppola setzte sich gegen 23 Konkurrenten durch. Unter ihnen war auch der deutsche Regisseur Tom Tykwer, der mit seinem neuen Werk "Drei" um eine Dreiecksbeziehung ins Rennen um die Preise gegangen war.

"Ich kann es nicht glauben, ich kann es nicht glauben, es ist eine große Ehre", freute sich Sofia Coppola über den Goldenen Löwen. Sie umarmte den Jury-Präsidenten Quentin Tarantino und dankte allen überschwänglich. Ein besonderer Dank gehe an die Eltern, vor allem an den Vater und übermächtigen Filmregisseur, "der mich unterrichtet hat", sagte Coppola.

Die Jury habe sich einhellig für "Somewhere" entschieden, erklärte ein sichtlich bewegter Tarantino: "Dieser Film hat uns von der ersten Szene an verzaubert, ist zu einer Passion geworden. Und auch wenn wir dann vielleicht über einen anderen Film gesprochen haben, sind wir auf diesen Film zurückgekommen." Die beiden begegneten sich auf dem Podium in Venedig nicht zum ersten Mal: Der 47-jährige Regisseur ("Pulp Fiction", "Inglourious Basterds") und Sofia Coppola waren vor einigen Jahren ein Paar.

Regie-Preis für Álex de la Iglesia

Der Silberne Löwe für die beste Regie ging an den Spanier Álex de la Iglesia für seine grotesk-überdrehte "Balada triste de trompeta". Der Regisseur erzählt darin auf äußerst ungewöhnliche Weise von Javier, einem traurigen Clown, während der Franco-Zeit.

Zwei weitere Preise vergab die Jury an einen ebenfalls politischen Film: "Essential Killing" des Polen Jerzy Skolimowski erhielt nicht nur den Spezialpreis der Jury. Der US-Amerikaner Vincent Gallo gewann auch - wie von vielen erwartet - die begehrte Trophäe als bester Darsteller. In "Essential Killing" spielt Gallo einen Mann aus Afghanistan, der vom US-Militär gefangen genommen und nach Europa transportiert werden soll. Auf dem Weg dorthin entkommt er aber und flieht durch verschneite Wälder vor seinen Verfolgern. Um zu überleben, muss er immer wieder töten.

Der Preis für die beste Darstellerin ging an die Griechin Ariane Labed aus "Attenberg". Ihre Filmfigur Marina ist 23 Jahre alt und lebt alleine mit ihrem kranken Vater. Das Werk der Regisseurin Athina Rachel Tsangari zeigt Marinas Weg zum Erwachsenwerden und die Entdeckung ihrer Sexualität.

Die Jury vergab außerdem einen Spezial-Löwen an Monte Hellman für sein Gesamtwerk. Der Amerikaner war mit dem Film "Road to Nowhere" im diesjährigen Wettbewerb zu sehen.

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