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Am Wochenende werden in Venedig die goldenen Löwen verliehen. Das älteste Filmfestival der Welt hat diesmal Cannes und Berlin an Glamour und Gewicht fast schon den Rang abgelaufen. Auch wenn die Filme vor allem vom Scheitern erzählen. Die schönsten Roben, die lustigsten Stars und die wichtigsten Themen in Bildern.
Schon klar: Jedes Land hat seine Vorzüge. Aber Italien hat einfach immer noch ein paar Qualitäten mehr als andere. Auch nach fast 40 Jahren Berlusconi (im Jahr 1972 gründete er in Mailand seinen ersten TV-Sender) sind neben der herausragenden Küche, der atemberaubenden Landschaft und dem milden Klima noch ein paar letzte Reste Hochkultur zu finden. Einige davon funkelten auf dem Filmfestival in Venedig nun so stark, ...
Im Bild: Monica Bellucci bei der Vorstellung ihres neuen Filmes "Une Ete Brulant"
Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de
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... dass sich die Filmkritiker bemüßigt fühlten, das kulturell schon verloren geglaubte Land in den höchsten Tönen zu preisen. Nach einer kühl kalkulierten Berlinale zu Beginn des Jahres mit wenigen Weltstars und viel Kino für den Kopf, nach einem aufgeregten Cannes im Frühjahr mit wiederausgeladenen Regisseuren und teils hochpolitischen Filmen an der Croisette, scheint das gute alte Venedig im Spätsommer mit seiner gefälligen Auswahl an Gästen und den so eingängigen wie einfühlsamen Filmen die Kritiker zu versöhnen. Die Hitze ist vorbei, die Stars haben sich gezeigt, die Filme sind gelaufen - nun ist das nächste filmische Großereignis erst wieder die Oscar-Verleihung im nächsten Jahr, deren Neu-Moderator Eddie Murphy gerade verkündet wurde. Und so konnten sich die Filmfans in Venedig vielleicht ein wenig mehr auf die Schönheit ...
Im Bild: Gwyneth Paltrow bei der Premiere ihres neuen Filmes "Contagion".
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... auf die Stärke ...
Im Bild: Kate Winslet zur Premiere ihres neuen Films "Carnage"
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... und auf die Neugier konzentrieren, mit der die Filme in der Lagunenstadt präsentiert wurden. Zumindest waren sich bisher die meisten Kritiker einig: Venedig hat in diesem Jahr Berlin und Cannes an Glamour und Gewicht fast schon den Rang abgelaufen. Das ist nicht selbstverständlich für das älteste Filmfestival der Welt, das ursprünglich 1932 aus der Idee geboren wurde, mit Filmfestspielen die Touristensaison zu verlängern. In den vergangenen Jahren hatten eher die Konkurrenzveranstaltungen anderer Länder mit Skandälchen, Filmauswahl und Staraufgebot von sich reden gemacht, Venedig galt inzwischen eher als eine hübsche Verlängerung der Filmfestsaison. Diesmal aber ist alles anders:
Im Bild: Keira Knightley und Sarah Gadon bei der Vorstellung ihres neuen Filmes "A Dangerous Method".
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Von "aufregenderen Stars", "prächtigeren Filmen", von Spannung, fesselnder Bildsprache und existenziellen Dramen ist die Rede. Und davon, dass das Kino in Venedig endlich wieder unter die Haut gehe. Gute Laune also am Lido auf Kritikerseite - und auch die Prominenz sieht danach aus, als lasse sie es sich gut gehen. Sowohl altbewährte Stars wie George Clooney, der mit seinem neuen Polit-Drama "The Ides of March" nicht nur die Filmfestspiele eröffnete, sondern auch zu den Favoriten der Anwärter auf den goldenen Löwen zählt und kraftvoll von der Abgebrühtheit (amerikanischer) Politik berichtet, ...
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... Stars wie Al Pacino, der hier für sein Lebenswerk geehrt wurde und mit "Wild Salome" ein skurril-wildes Alterswerk vorführte, das außer Konkurrenz lief, ...
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... als auch die Neuentdeckungen der Filmbranche: Jessica Chastain etwa gilt als heiß gehandelte Newcomerin, die schon in Cannes an der Seite von Brad Pitt in dem dort ausgezeichneten "Tree of Life" mitspielte, nun aber an der Seite von Al Pacino als wilde Salome restlos überzeugte und den Text- und Bildberichterstattern auch abseits der Leinwand den Atem raubte. Stichwort roter Teppich: Nicht jede Nachwuchsschauspielerin hat so viel Talent und Grandezza zu bieten wie die 30-jährige gebürtige Kalifornierin, die nun schon als neue Nicole Kidman gesehen wird.
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Und so bemühten sich die Kolleginnen aus aller Welt, ihre eigenen Vorzüge nicht allzu bemüht zu verdecken, ...
Im Bild: die italienische Schauspielerin Tiziana Lodato bei der Premiere von "Terraferma"
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... oder den fehlenden Bekanntheitsgrad für Publikum und Fotografen mit außerordentlich strahlendem Lächeln ...
Im Bild: die japanische Schauspielerin Fumi Nikaidou bei der Vorstellung des Filmes "Himizu"
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... extra sonnigem Look, ...
Im Bild: die italienische Schauspielerin Carolina Crescentini bei der Premiere von "Carnage"
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... oder Retro-Anleihen (die ungarische Schauspielerin Andrea Osvart erinnerte zum Beispiel optisch stark an die junge Uschi Glas der 60er Jahre) ...
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... zu kompensieren, ...
Im Bild: die Schauspielerinnen Landy Wen, Lo Mei-Ling und Vivian Hsu bei der Vorstellung des taiwanisch-chinesischen Filmes "Seediq Bale"
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... was nicht ...
Im Bild: die Schauspielerinnen Kaya Scodelario und Shannon Beer bei der Premiere des britischen Films "Wuthering Heights"
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... in jedem Fall gelang. Sich auf roten Teppichen zu präsentieren ist aber natürlich auch etwas anderes als auf der Leinwand zu brillieren - eine Herausforderung, der sich auch jedes Mal aufs neue ...
Im Bild: die griechische Schauspielerin Aggeliki Papoulia bei der Vorstellung des Filmes "Alpis"
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... die Herren der Schöpfung zu stellen haben und die sie in diesem Jahr in Venedig teilweise erfolgreich unter Zuhilfename von Tieren lösten: Der japanische Regisseur Takashi Shimizu bewarb seinen Film "The Rabbit Horror 3D" mit Hasen in allen (Über-) Lebensgrößen ...
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... und der italienische Schauspieler Vinicio Marchioni kam zur Weltpremiere von "Horses" gleich mit mehreren Pferden. Tiere ziehen ja immer ...
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... schöne Frauen auch - und so dürften die Chancen für den Film "Dark Horse" mit Selma Blair nicht allzu schlecht stehen - auch wenn es darin eher um einen lebensuntüchtigen Mann geht, der einfach nicht erwachsen wird. Männer allen Alters ...
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... in Lebenskrisen sind eines der herrschenden Themen beim 68. Filmfestival von Venedig. Stichwort Polanski: Nach seiner Festnahme und dem Vorwurf der Vergewaltigung hat der umstrittene Filmemacher in Venedig sein neues Werk vorgestellt mit Namen "Carnage - Der Gott des Gemetzels", in der Christoph Waltz (im Bild mit Gattin), Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly die Hauptrollen spielen - sehr erfolgreich, wie man hört. Weniger vielversprechend ...
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... scheint der neue Film von Madonna zu sein, aber das war wohl zu erwarten: Auch "W.E.", ein Film über eine unglückliche Chirurgengattin im New York der neunziger Jahre, die sich in die Welt der historischen Verführerin Wallis Simpson träumt, die im England der dreißiger Jahre dem britischen König das Herz stahl, scheint wie alle bisherigen Madonna-Filme ein heißer Anwärter auf die Goldene Himbeere zu sein, die Auszeichnung für den schlechtesten Film des Jahres. Immerhin ist die Pop-Diva stets für einen großen Auftritt gut ...
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... genau wie Oscar-Gewinner Colin Firth, der mit seinem spröden Charme und seiner Gattin Livia Giuggioli für John le Carrés "Dame, König, As, Spion" warb. Der Spionage-Story mit Gary Oldman werden allerdings wegen ihrer altmodischen Anmutung wenig Chancen im Wettbewerb eingeräumt. Als vielversprechendster männlicher Nachwuchs-Star hingegen ...
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... gilt in Venedig diesmal der in Deutschland geborene irische Schauspieler Michael Fassbender (links im Bild), der mit gleich zwei Filmen zu Gast war: In "A Dangerous Method" spielt er neben Viggo Mortensen (rechts), Vincent Cassel (2.v.r.), Keira Knightley (Mitte) und Sarah Gadon (2.v.l.) unter Regie von David Cronenberg (Mitte) den Psychiater Carl Jung und modernisiert dessen amouröse Verflechtungen. In seinem zweiten Venedig-Film, und das ist derjenige, der für das größte Echo sorgt, spielt er einen sexbesessenen Großstadtmenschen, der im New York der Jetztzeit, äußerlich erfolgreich und geradezu glamourös, innerlich von seinen Pornophantasien zerfressen wird. Mit "Shame" und seinem brillianten Hauptdarsteller schickt Alexander McQueen einen heißen Löwen-Anwärter ins Rennen. Weniger Innenschau ...
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... als äußerliches Spektakel hat Steven Soderbergh mit "Contagion" zu bieten: In dem Weltuntergangs-Spektakel stirbt Gwyneth Paltrow schon nach fünf Minuten, und der Rest der Menscheit ist nicht minder von einem tödlichen Virus bedroht, das unter anderem Matt Damon (Im Bild mit Gattin und Glatze, die er sich für sein neuestes Filmprojekt scheren ließ) zu bekämpfen hat. Dem Untergang geweiht ...
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... ist die Welt auch in "4:44 - Last Day on Earth" von US-Regisseur Abel Ferrara (im Bild).
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Ein realer Abschied steht Venedig mit dem gerade in italienischen Medien verkündeten Weggang des Festivaldirektors Marco Müller bevor. Was oder wer genau den Römer schweizerischer Abstammung zu Höherem oder anderem beruft, war in diesen Tagen noch nicht zu erfahren. Der promovierte Anthropologe führte die Geschäfte in Venedig seit 2004 - und wenn bis zum Wochenende nichts Schlimmes mehr passiert, dürfte dieses letzte sein bestes Filmfestival in Venedig gewesen sein. Es soll ja Schlechteres geben, als auf dem Höhepunkt des Erfolges zu gehen.
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Wir wären allerdings nicht in Italien, wenn zwischendurch nicht auch noch eine Schönheitskönigin gekürt würde, die mit dem Filmfest eigentlich nichts zu tun hat: Diana Maria Bartolomei darf sich nun "Miss Cratere" nennen - "Fräulein Krater". Das wiederum dürfte auch Berlusconi gefallen - herzlichen Glückwunsch!