Mit einem Selbstbewusstsein, wie es nur französische Kulturschaffende ausstrahlen können, denen Selbstzweifel eher fremd sind, verkündete Cannes-Chef Thierry Frémaux am Donnerstag in Paris das Programm der 68. Filmfestspiele, die von 13. bis 24. Mai stattfinden werden. Frémaux hat das Festival in den letzten Jahren an die absolute Spitze der internationalen Festivalszene geführt. Auch in diesem Jahr will er wieder beweisen, dass um Cannes niemand herumkommt, der das Kino liebt - allerdings hauptsächlich mit längst etablierten Cannes-Dauergästen.
Neben ein paar Glamour-Highlights, die außer Konkurrenz uraufgeführt werden, wie Woody Allens "Irrational Man" oder George Millers Apokalypse-Blockbuster "Mad Max: Fury Road", gehen zunächst 17 Filme ins Rennen um die Goldene Palme. Zunächst, weil in den kommenden Tagen traditionell ein paar Werke nachnominiert werden, über die gerade noch heiß verhandelt wird. In der offiziellen Festival-Auswahl findet sich bislang leider mal wieder kein deutscher Teilnehmer, dafür sind aus Frankreich gleich vier Filme gesetzt. Darunter das Immigrationsdrama "Dheepan" des gefeierten französischen Regisseurs Jacques Audiard. Er gewann 2009 die Goldene Palme für "Ein Prophet".
Weitere Cannes-Veteranen im Wettbewerb: der Amerikaner Gus Van Sant mit "Sea of Trees", der Chinese Jia Zhangke mit "Mountains May Depart" und der Italiener Paulo Sorrentino mit "Youth". Letzterer hat für seinen neuen Film halb Hollywood besetzt, unter anderem: Michael Caine, Rachel Weisz, Jane Fonda und Harvey Keitel. Mit großen Namen geht auch der Amerikaner Todd Haynes an den Start, in seiner Patricia-Highsmith-Verfilmung "Carol". In den Hauptrollen: Cate Blanchett und Rooney Mara. Ebenfalls mit viel Starpower ausgestattet ist Justin Kurzels "Macbeth"-Verfilmung, mit Michael Fassbender und Marion Cotillard als fatalistischem Königspaar im Blutrausch. Eröffnet wird das Festival am 13. Mai mit "La tête haute", einem Coming-of-Age-Drama der Französin Emmanuelle Bercot.