Filmfest:Aus Leidenschaft

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Filmfest: "Argentina" von Carlos Sauras

Von Eva-Elisabeth Fischer

Die Objekte der Begierde des spanischen Filmemachers Carlos Saura waren und sind immer wieder der Tanz und die Musik, wie sie aus dem Volk kommen. Er filmt sie auf der Bühne, auf dass sie keine falsche Authentizität vortäuschen. Auch diesmal geht es um wahre Leidenschaft, weshalb sein jüngstes Opus "Argentina" ein Muss beim Filmfest ist, das heuer eben dieses Motto trägt.

Vor 30 Jahren hatte man atemlos seine "Carmen" gesehen mit Antonio Gades und Laura del Sol, die Verfilmung eines Flamenco-Spektakels, bei dem die Leidenschaft übersprang und einen als Zuschauer bis über den Abspann weit hinaus nicht mehr los ließ. Als Saura den Film drehte, war er 54. Jetzt, mit 84, hat er "Argentina" gedreht, ein sehr persönliches Wunschkonzert und dabei doch immer noch Dokumentation, voller Verehrung gewidmet Mercedes Sosa und Atahualpa Yupanqui, die nicht nur ihrer Schönheit und ihres Auftretens wegen zu Idolen wurden, sondern weil die Texte ihrer Lieder Kritik übten an den gesellschaftlichen Verhältnissen ihres Landes. Da Argentinien wie Spanien eine Diktatur durchlitten und Saura sich in all seinen frühen Filmen am Franco-Regime und seinen Folgen abgearbeitet hat, interessierte ihn ganz sicher gleichermaßen die gesellschaftspolitische wie die künstlerische Dimension der argentinischen Volkskunst. Deshalb laufen sämtliche Liedtexte als Untertitel in deutscher Übersetzung mit.

In "Argentina" begibt er sich mit den wahrscheinlich besten Tänzern und Sängern des Landes auf eine Tour d' horizon. Man staunt über "Metabombo", eine Gruppe von Indios, die ihre Trommeln durch präzise Schläge zum Klingen bringen, schaut gebannt auf die tanzenden Finger des begnadeten Gitarristen Luis Salinas, folgt fasziniert der Fußarbeit der Tänzer des Ballet Nuevo Arte Naivo de Koki & Pajarin Saavedra und lässt wohlig Mal um Mal archaische Laute dramatischer Gesänge in die Eingeweide einfahren.

Argentina, Regie: Carlos Saura, Filmfest-Premiere, Di., 28. Juni, 17.30 Uhr, Gasteig, Kino-Start am 7. Juli

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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