Filme der Berlinale 2015:Bestrafung des eigenen Körpers als Frustbewältigung

Eine makabre Komödie über die Borderline-Gesellschaft, ein Balkanwestern und ein Film über Obsessionen einer Kammerzofe: Die Kandidaten für den Goldenen Bären könnten nicht unterschiedlicher sein.

Von David Steinitz

23 Bilder

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Quelle: SZ

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45 Years

Großbritannien 2015, 93 Min. Regie: Andrew Haigh, Darsteller: Charlotte Rampling, Tom Courtenay, Geraldine James

Eiskaltes Emotionschaos kurz vor dem 45. Hochzeitstag: Die Liebe eines routinierten älteren Paares wird auf die Probe gestellt, nachdem die Leiche der Exfrau des Mannes, die vor Jahrzehnten verunglückt ist, plötzlich gefunden wird - eingefroren in einem Gletscher.

Fotos: Berlinale

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Quelle: Mihai Chitu

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Aferim

Rumänien, Bulgarien, Tschechische Republik 2015, 108 Min., Regie Radu Jude, Darsteller: Teodor Corban, Mihai Comanoiu, Cuzin Toma

Ein Balkanwestern: Im Jahr 1835 sind ein Gendarm und sein Sohn auf der Jagd nach einem entflohenen "Zigeunersklaven". Ihre Odyssee führt sie durch ein Osteuropa, das zerrissen ist von Vorurteilen, religiösem Hass und generationsübergreifendem Nationalismuswahn.

Als wir träumten

Quelle: Peter Hartwig

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Als wir träumten

Deutschland, Frankreich 2015, 117 Min., Regie: Andreas Dresen, Darsteller: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Marcel Heuperman, Joes Basman

Verfilmung von Clemens Meyers gleichnamigem Postwende-Techno-Roman über ein paar lebenshungrige Kids, die in Leipzigs grauen Trabantenstädten auf das wilde Leben hoffen und einen Underground-Club eröffnen. Eine Desillusionierungsgeschichte im blitzenden Stroboskoplicht

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Quelle: SZ

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Body

Polen 2015, 90 Min., Regie: Małgorzata Szumowska, Darsteller: Janusz Gajos, Maja Ostaszewska, Justyna Suwała

Eine finster-makabre Komödie über die heutige Borderline-Gesellschaft, in der niemand mehr Nähe zulassen kann und die Bestrafung des eigenen Körpers die einzige Form der Frustbewältigung ist. Letzter Fluchtweg in ein neues Leben: schwarze Magie.

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Quelle: SZ

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Taxi

Iran, 82 Min., Regie: Jafar Panahi

Eine Dokumentation, für die sich der Regisseur Jafar Panahi selbst ans Steuer eines Taxis gesetzt hat und durch Teheran gefahren ist, um seine Fahrgäste zu interviewen. Herausgekommen ist ein buntes Porträt der iranischen Gesellschaft. Zumindest des taxifahrenden Teils. Der Film dürfte allein schon deswegen Wellen schlagen, weil Panahi im Iran wegen seiner gesellschaftskritischen Filme einem Berufs- und Reiseverbot unterliegt. Doch dem entzieht er sich immer wieder entzieht, zuletzt 2013 als er seinen Film "Parde" zur Berlinale schickte.

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El botón de nácar (Der Perlmuttknopf)

Frankreich, Chile, Spanien 2015, 82 Min., Regie: Patricio Guzmán

Chilenisches Küstendrama Nummer eins im diesjährigen Wettbewerb: Ein Dokumentarfilm im Schatten von Vulkanen und Gletschern entlang Chiles 4300 Kilometer langer Küste, vor der das Meer die großen Geheimnisse der Menschheit bewahrt.

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Every Thing Will Be Fine (außer Konkurrenz)

Deutschland, Kanada, Frankreich, Schweden, Norwegen 2015, 118 Min. Regie: Wim Wenders, Darsteller: James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams, Marie-Josée Croze

Ein Wim-Wenders-All-Star-Drama mit James Franco, Charlotte Gainsbourg und Rachel McAdams. Der Schriftsteller Tomas überfährt ein Kind, sein Leben droht an dem Trauma zu zerbrechen - bis er beginnt, das Geschehene aufzuschreiben. Aber darf er die Tragödie für einen Roman benutzen?

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Journal d'une femme de chambre (Diary of a Chambermaid)

Frankreich, Belgien 2015, 96 Min. Regie: Benoit Jacquot, Darsteller: Léa Seydoux, Vincent Lindon, Clotilde Mollet, Hervé Pierre, Mélodie Valemberg

Vierte Verfilmung des Skandalromans von Octave Mirbeau, dessen ironisches Verwirrspiel sexueller Obsessionen schon Jean Renoir und Luis Buñuel faszinierte. Diesmal spielt Léa Seydoux die junge Kammerzofe, die zum Fin de Siècle in das wilde Treiben einer großbürgerlichen Familie in der Normandie hineingezogen wird.

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Nadie quiere la noche (Nobody Wants the Night)

Spanien, Frankreich, Bulgarien 2014, 118 Min., Regie: Isabel Coixet, Darsteller: Juliette Binoche, Rinko Kikuchi, Gabriel Byrne, Orto Ignatiussen

Berlinale-Dauergast Isabel Coixet erzählt im Eröffnungsfilm des diesjährigen Festivals ein Expeditionsdrama in Grönland im Jahr 1908. Josephine will zu ihrem Mann, dem Arktis-Forscher Robert Peary, doch auf ihrer Reise bleibt sie durch einen Schneesturm in einer Hütte gefangen.

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Quelle: SZ

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Yi bu zhi yao (Gone With The Bullets)

Volksrepublik China, Hongkong, China 2014, 120 Min. Regie: Jiang Wen, Darsteller: Jiang Wen, Ge You, Zhou Yun, Shu Qi, Hung Huang

Ein Großstadt-Gangster-Epos im Shanghai der Zwanzigerjahre, über einen Betrüger und einen Polizisten, die Geld waschen und schließlich in düstere Machenschaften verwickelt werden, die eine Spur zu groß für sie sind - und tödlich enden könnten.

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Queen of the Desert

USA 2014, 125 Min., Regie: Werner Herzog, Darsteller: Nicole Kidman, James Franco, Damian Lewis, Robert Pattinson

Ein Werner-Herzog-All-Star-Drama - natürlich auch mit James Franco, außerdem mit Nicole Kidman und Robert Pattinson. Das Porträt der verwegenen britischen Forscherlegende Gertrude Bell und ihrer Abenteuer im Orient .

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Quelle: SZ

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Ten no chasuke (Chasuke's Journey)

Japan, Frankreich 2014, 106 Min. Regie: Sabu, Darsteller: Ken'ichi Matsuyama, Ito Ohno, Ren Ohsugi, Yusuke Iseya, Hiromasa Taguchi, Tina Tamashiro

Im Himmel schreiben Dutzende Autoren unter Gottes Anleitung an den Biografien der hilflosen Menschlein unten auf der Erde, die diese dann durchleben. Doch als aus Versehen ein kleines Mädchen stirbt, sind die Himmelsschreiber unglücklich und senden einen Boten, um das Unglück zu revidieren.

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Quelle: SZ

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Mr. Holmes (außer Konkurrenz)

Großbritannien 2014, 103 Min., Regie: Bill Condon, Darsteller: Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan

Sherlock Holmes ist erstens in Rente und zweitens stinksauer: Immer wenn der mittlerweile 93-Jährige im Kino einen Film über sich sieht, wird er mit Halbwahrheiten und Lügen zu seiner Person konfrontiert. Nie hat er Pfeife geraucht! Eine Tragikomödie über Legenden und Legendenbildung.

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Quelle: NGUYEN DINH TUAN PHUONG

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Cha và con và (Unsere sonnigen Tage)

Vietnam, Frankreich, Deutschland, Niederlande 2014, 100 Min., Regie: Phan Dang Di, Darsteller: Do Thi Hai Yen, Nguyen Ha Phong, Le Cong Hoang, Truong The Vinh

Eine Coming-of-Age-Story über Voyeurismus und erwachende Sexualität: Im Saigon der Neunzigerjahre verliebt sich der Fotografiestudent Vu in seinen geheimnisvollen, liebestollen Mitbewohner - obwohl sein Vater im vietnamesischen Hinterland längst eine Braut für ihn ausgesucht hat.

CINDERELLA

Quelle: Jonathan Olley

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Cinderella (außer Konkurrenz)

USA, Großbritannien 2014, 105 Min., Regie: Kenneth Branagh, Darsteller: Cate Blanchett, Lily James, Richard Madden, Stellan Skarsgård

Shakespeare-Fachmann Kenneth Brannagh steigt nach seinem letzten großen Hollywood-Ausflug - Marvels "Thor" - nun auch in die hochbudgetierte Disney-Märchenproduktion ein. Gemeinsam mit Cate Blanchett als fieser Stiefmutter, die dem armen Aschenputtel das Leben zur Hölle macht.

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Quelle: SZ

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Pod electricheskimi oblakami (Under Electric Clouds)

Russische Föderation, Ukraine, Polen 2015, 138 Min. Regie: Alexey German Jr., Darsteller: Louis Franck, Merab Ninidze, Viktoriya Korotkova, Chulpan Khamatova

Ein Episodenfilm über Russland. Ein Mädchen kehrt aus dem Ausland zurück, ein Touristenführer berichtet von früher und ein Student stellt für alle gemeinsam die Identitätsfrage: Wer sind wir, wer würden wir gerne sein?

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Quelle: SZ

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Vergine giurata (Sworn Virgin)

Italien, Schweiz, Deutschland, Albanien, Republik Kosovo 2015, 90 Min. Regie: Laura Bispuri, Darsteller: Alba Rohrwacher, Flonja Kodheli, Lars Eidinger, Luan Jaha, Bruno Shllaku, Ilire Celaj, Drenica Selimaj, Dajana Selimaj

Ein Mädchen, das in einer kargen albanischen Berglandschaft aufwächst, schwört ewige Jungfräulichkeit, um so der Zwangsverheiratung zu entgehen.

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Quelle: SZ

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Victoria

Deutschland 2015, 140 Min. Regie: Sebastian Schipper, Darsteller: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André M. Hennicke

Die Geschichte einer wilden Partynacht, die plötzlich eskaliert: Eine junge Spanierin lernt beim Feiern im Berliner Nachtleben vier Jungs kennen und wird in eine wilde Gangstergeschichte hineingezogen.

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Quelle: SZ

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El Club (The Club)

Chile, 2015, 98 Min., Regie: Pablo Larraín, Darsteller: Roberto Farías, Antonia Zegers, Alfredo Castro, Alejandro Goic, Alejandro Sieveking

Chilenisches Küstendrama Nummer zwei im diesjährigen Wettbewerb, diesmal aus der Abteilung Spielfilm. Eine Gruppe von Priestern lebt abgeschieden und friedlich am Meer, bis eines ihrer Mitglieder Selbstmord begeht und die Kirche einen hausinternen geistlichen Ermittler in die verschwiegene Gemeinschaft entsendet.

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Quelle: SZ

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Eisenstein in Guanajuato

Niederlande, Mexiko, Finnland, Belgien 2014, 105 Min. Regie: Peter Greenaway, Darsteller: Elmer Bäck, Luis Alberti, Rasmus Slatis, Jakob Öhrman, Maya Zapata

Ein Porträt des legendären russischen Regisseurs Sergej Eisenstein, der im Jahr 1931 für Dreharbeiten nach Mexiko reist. Dort gerät der sonst so selbstsichere Kino-Meister in existenzielle Schwierigkeiten und entdeckt schließlich sich selbst und die Revolution neu.

'Knight of Cups'

Quelle: Melinda Sue Gordon

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Knight of Cups

USA 2014, 118 Min., Regie: Terrence Malick, Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman

Heidegger-Übersetzer und Kino-Metaphysiker Terrence Malick hat eine Abrechnung über das Hollywood von heute gedreht. Christian Bale spielt einen Produzenten, der innerlich leer ist und sich deshalb äußerlich mit Natalie Portman und Cate Blanchett dekoriert.

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Quelle: SZ

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Ixcanul (Ixcanul Volcano)

Guatemala, Frankreich, 2015, 90 Min., Regie: Jayro Bustamante, Darsteller: María Mercedes Coroy, María Telón, Manuel Antún, Justo Lorenzo, Marvin Coroy, Leo Antún

Ein junges Maya-Mädchen möchte die begrenzte Welt der Kaffeeplantage, auf der sie aufgewachsen ist, verlassen, um die große weite Welt kennenzulernen.

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Quelle: SZ

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Elser (außer Konkurrenz)

Deutschland 2015, 110 Min., Regie: Oliver Hirschbiegel, Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner

Nach Adolf Hitler und Prinzessin Diana ein weiterer Biopic-Versuch von Oliver Hirschbiegel. Diesmal über den Schreiner Georg Elser, dem es am 8. November 1939 leider nicht gelang, den "Führer" im Bürgerbräukeller in München in die Luft zu sprengen.

© SZ.de/pak
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