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Absolute, verrückte Liebe: In "Mata Hari, Agentin H.21" sind Jeanne Moreau und Jean-Louis Trintignant in ihren Anfängen als Liebespaar der Nouvelle Vague zu bewundern. Und Pierre Brice erlebte Abenteuer als polnischer Husar.

Von Fritz Göttler

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Wie die Liebe uns alle asozial macht ... Ich fühl mich ein wenig wie ein Deserteur, sagt der junge Hauptmann Lasalle zu Greta, die ihn aus einer feudalen Abendgesellschaft rausholt. Ich habe eine Verlobte, jetzt bin ich neben Ihnen. Bereit Ihnen zu folgen. Und, fragt Greta, bereuen Sie's? Ganz und gar nicht. Es ist der Erste Weltkrieg, in Paris. Greta, das ist die Niederländerin Margaretha Zelle, die im Alcazar auftritt als javanische Tänzerin Mata Hari. Sie braucht Geld, spioniert für die Deutschen. Während der Hauptmann Lasalle in ihrem Bett ist, holt sich ein Kumpan Gretas die Geheimdokumente, die der in einer Aktentasche dabei hat. Mata Hari, Agentin H.21 heißt die Geschichte, die Jean-Louis Richard, der mehr als Schauspieler denn als Regisseur arbeitete, und François Truffaut 1964 für Jeanne Moreau ersonnen haben, Richard inszenierte, Truffaut schrieb die Dialoge. Er packte seine tiefe Verehrung für Alfred Hitchcock in den Film (der komische Suspense beim Klau der Dokumente) und seine Liebe zur Lola Montez von Max Ophüls. Richard war von 1949 bis 1951 mit Moreau verheiratet, er hat später an Drehbüchern für Truffaut gearbeitet. Jeanne Moreau als Greta und Jean-Louis Trintignant als ihr Hauptmann, das ist ein (noch) unbekanntes Liebespaar der Nouvelle Vague, absolute, verrückte Liebe. Ohne Angst vor dem Sterben, der Tod ist Teil des Lebens. Du bist schön, sagt einmal Trintignant, in einem Bett, in einer Scheune, in einem Ruinen-Niemandsland, und so fragil, ich liebe es, dich so nah zu betrachten. (Die Blaue Serie)

Zwei Kriege weiter, zu Beginn des Kalten Krieges. Tyrone Power wird als Diplomatic Courier, als 'Kurier nach Triest' geschickt im Auftrag der US-Regierung, im gleichnamigen Film von Henry Hathaway, 1952. Die Route geht über Salzburg und Werfen nach Triest, dort erklingt im Café National plötzlich Zithermusik, wie im Nachkriegsklassiker Der Dritte Mann. Aber hier ist der Blick nach vorn gerichtet, es geht um eine drohende Besetzung Jugoslawiens durch die Sowjetunion. Die Männer sind grob oder naiv, Entertainer Maximilian wiegt sich im Club Gala zu Sambaklängen, er trägt einen Kopfputz, der den von Mata Hari weit übertrumpft, dann macht er Bette Davis nach. Die Frauen, Hildegard Knef und Patricia Neal, wollen Freiheit, sie können nicht immer auf die Moral achten. (Filmclub Edition)

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Noch ein amour fou aus Paris, Das Geheimnis des Doktor Mirakel, 1932, von Robert Florey, nach Edgar Allan Poe, The Murders in the Rue Morgue. Eine frühe Universal-Horror-Produktion, spielt Mitte des 19. Jahrhunderts, ein paar Jahre später als Marcel Carnes Kinder des Olymp. Der Schausteller-Doktor Mirakel sucht eine Frau für seinen Kumpan Erik, aber die Frauen, die er dafür testet, Prostituierte vorwiegend, sind nicht gut genug. Ihr Blut ist nicht rein. 'Du hast mich betrogen. Deine Schönheit war Lüge.' In den Dreißigern wird der Mensch gewissenlos zum Experimentiermaterial gemacht. Bela Lugosi ist der gemeine Mirakel, Erik - Kenner der Poe-Story ahnen es - ist ein Menschenaffe. Der Film lief noch vor King Kong an und bekam Schwierigkeiten mit der Zensur. Regisseur Florey war unglücklich, weil er gern Bette Davis für die weibliche Hauptrolle gehabt hätte. (Bluray, Ostalgica)

Die stärksten und fiesesten films noirs kommen derzeit aus Skandinavien: Verachtung von Christoffer Boe, nach einem Roman von Jussi Adler-Olsen. Es ist nasskalt in Kopenhagen, eine unerbittliche patriarchalische Strenge herrscht immer noch, überall Einsamkeit. Die sucht vor allem den Ermittler Carl Morck heim (Nikolai Lie Kaas), klebt ihm Frustration und trotzigen Grimm in seinem unrasierten Gesicht fest. Ein Mediziner praktiziert Selektion durch Sterilisierung. Aber es gibt doch ein bisschen Erlösungsstimmung: Eine Frau legt ihren Hass ab und kehrt zum Leben zurück, zur Liebe. (Warner/NFP)

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Historisches Abenteuerkino aus Italien, Der Ritt in die Freiheit von Fernando Cerchio, 1962, im Original: Col ferro e col fuoco. Der Freiheitskampf, mit Eisen und Feuer ausgefochten, spielt sich diesmal in der Ukraine ab, die von Polen besetzt ist. Es gibt nationale Aufstände, aber auch die Tataren mischen mit, von draußen. Die Loyalitäten sind instabil, denn auch die Liebe ist im Spiel, männliche Konkurrenz und Eifersucht, zwischen dem fantastischen blonden John Drew Barrymore und dem verschlossenen Pierre Brice, als polnischer Husar im schmucker Uniform. Ein Jahr später wird er im Schatz im Silbersee als Winnetou anfangen. Das italienische Kino hat eine aufregende Art, Mythen neu zu beleben und umzubauen. Verfilmte Weltliteratur, nach einem Roman des Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz. (Cargo Records)

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