Film und Politik:Ai Weiwei - Opfer der Filmzensur?

Der Episodenfilm "Berlin, I love you" feiert die Stadt als Ort der Liebe. In der amerikanischen Fassung wurde allerdings der chinesische Künstler Ai Weiwei herausgeschnitten. Nun erhebt dieser bittere Vorwürfe.

Von kni

Um in aller Nüchternheit zu beginnen: Seit 8. Februar läuft in den USA ein Episodenfilm namens "Berlin, I Love You", der die Stadt als Ort der Liebe feiert. Darin spielen zwar auch Stars wie Keira Knightley mit, aber das Werk fiel durch - die Website Rotten Tomatoes etwa bewertet es mit vernichtenden 19 Prozent. Nun hat eine der Episoden der chinesische Dissidenzkünstler Ai Weiwei gedreht, unter Mitwirkung von Til Schweiger - und die wurde in der amerikanischen Fassung herausgeschnitten. Ai Weiwei ist wütend und wirft den Produzenten vor, sich dem Druck Pekings und/oder den Verlockungen des chinesischen Marktes gebeugt zu haben - was denkbar ist, schließlich werden solche Projekte fürs schnelle Geld zusammengeschustert. Die deutschen Produzenten Claus Clausen and Edda Reiser bestätigten der Los Angeles Times auch, sie hätten "Angst und Einfluss" gespürt. Ai Weiwei geht aber noch weiter und beschuldigt auch die Berlinale, vor China eingeknickt und den Film - damals wohl noch mit seinem Beitrag - abgelehnt zu haben. Diesen Vorwurf weist die Berlinale zurück, und die Bewertungen für den Film geben Dieter Kosslick und seiner Truppe recht: Das Festival hat die Aufgabe, Totalausfälle aus dem Programm fernzuhalten. Selbst wenn sie Werbung für Berlin machen - und ein prominenter Chinakritiker beteiligt war.

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