Film über Han Solo:Disney feuert "Star Wars"-Regisseure während des Drehs

Chris Miller, Phil Lord

Doch keine Sternenkrieger: die Regisseure Chris Miller (li.) und Phil Lord.

(Foto: Scott Roth/AP)

Phil Lord und Chris Miller gelten als wildes und anarchisches Regieduo. Für Lucasfilm-Chefin Kennedy war das wohl zu viel.

Von David Steinitz

So brutal wurde in Hollywood lange nicht mehr der Stecker gezogen: Die Produzentin Kathleen Kennedy, Chefin der Disney-Tochter Lucasfilm, hat am Dienstag die Regisseure Phil Lord und Chris Miller entlassen. Die beiden waren engagiert worden, um den übernächsten "Star Wars"-Film zu inszenieren, der derzeit noch den etwas sperrigen Arbeitstitel "Untitled Han Solo Star Wars Anthology Film" trägt.

Die Produktion ist ein Ableger der offiziellen "Star Wars"-Saga und soll von den Jugendjahren des Weltraumschmugglers Han Solo erzählen. In den späteren Filmen wurde er von Harrison Ford gespielt, in diesem Prequel steht der Jungstar Alden Ehrenreich vor der Kamera.

Dass in Hollywood Regisseure gefeuert werden, ist nicht unüblich. Bevor ein Projekt grünes Licht bekommt, werden oft Dutzende Namen genannt, Verträge unterschrieben und wieder aufgekündigt. Das Besondere in diesem Fall ist aber, dass Lord und Miller schon seit Februar in Londoner Studios an "Han Solo" drehen. Sprich: Bis auf ein paar Restwochen ist der Film eigentlich schon im Kasten.

Im US-Franchise-Geschäft sinken Regisseure oft zu bloßen Erfüllungsgehilfen herab

Die beiden gelten als wildes und anarchisches Regieduo, das schon das Remake der TV-Serie "21 Jump Street" und den Animationsfilm "The Lego Movie" zu Riesenhits aufpoliert hat. Aus diesem Grund wurden sie wohl auch von Kennedy engagiert, die einen frischen Wind in ihre Reihe bringen wollte. Das Problem bei den großen amerikanischen Franchises ist aber, dass sie mittlerweile fast alle nach dem Showrunner-Prinzip geführt werden. Wie bei TV-Serien gibt es einen alles entscheidenden Chefproduzenten, die Regisseure sind mehr oder weniger Auftragsarbeiter, die dessen Wünsche umsetzen. Bei Produktionskosten im dreistelligen Millionenbereich werden die meisten Disney-Reihen, von Marvel bis "Star Wars", so geführt.

Lord und Miller wollten keine bloßen Erfüllungsgehilfen sein, Kennedy wollte ihre Vision des Films umgesetzt bekommen, also kam es zum Knall, wie Variety unter Berufung auf Beteiligte berichtet. Nun wird hektisch ein neuer Regisseur gesucht, der sich bereit erklärt, das Projekt zu Ende zu drehen, denn Disney will am Starttermin - 24. Mai 2018 - nicht rütteln. Im Gespräch sind laut Hollywood Reporter Ron Howard und Joe Johnston, zwei erfahrene Blockbuster-Veteranen. Es sei aber noch kein Vertrag unterschrieben. Kleiner Trost: die Dreharbeiten zum ersten "Krieg der Sterne" 1977 verliefen auch vollkommen chaotisch und mit vielen Streits - ein Hit wurde der Film trotzdem.

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