Film über David Foster Wallace:Endlicher Spaß

"How I Met Your Mother"-Star als trauriges Genie? Der Regisseur James Ponsoldt dreht ein Biopic über David Foster Wallace, den Autor des Romanmonsters "Unendlicher Spaß". In der Hauptrolle: Comedian Jason Segel. Wallace-Fans und sein Verlag sind empört - gerade das macht den Film spannend.

Von David Steinitz

1996 nahm David Foster Wallace einen Reporter des Rolling Stone mit auf die große US-Lesereise zu seinem mehr als 1000 Seiten starken Romanmonster "Unendlicher Spaß", einer bitteren Satire über das moderne Amerika - und die gnadenlose Aufarbeitung seiner Depression, die ihn schließlich, 2008, in den Selbstmord trieb.

Der Artikel zum Road Trip wurde zwar nie veröffentlicht, dafür schrieb der Journalist David Lipsky, basierend auf seinen Aufzeichnungen, zwei Jahre nach Wallace' Tod das Buch "Although Of Course You End Up Becoming Yourself", ein Porträt des kranken Schriftstellers. Dieses Buch wiederum dient nun als Vorlage für den Film "The End of the Tour", den der amerikanische Regisseur James Ponsoldt gerade mit Comedy-Star Jason Segel als Wallace und Jesse Eisenberg als Lipsky dreht.

Wallace' Familie sowie der David Foster Wallace Literary Trust und sein amerikanischer Verlag Little, Brown distanzierten sich in dieser Woche in einer gemeinsamen Erklärung deutlich von dem Film. Weder sei man vorab über das Projekt in Kenntnis gesetzt worden, noch werde man es in irgendeiner Art und Weise unterstützen, dass aus 18 Jahre alten Interviews nun plötzlich ein abendfüllender Spielfilm gemacht werden solle.

Segels Talent liegt zwischen Drama und Komödie

Auch Fans reagierten mit Unmut auf Ponsoldts Plan, besonders nachdem in dieser Woche erste Bilder vom Set im Internet kursierten. Ausgerechnet der "Muppets"- und "How I Met Your Mother"-Mann Segel soll das große, traurige Genie spielen?

Dabei verspricht der Film gerade deshalb spannend zu werden, weil er eben nicht erst den Segen aller Parteien einholt, die auf Wallace' Erbe Anspruch erheben. Ein gutes Biopic besticht in der Regel nicht dadurch, es allen recht machen zu wollen, sondern durch einen provokanten, eigenen Ansatz. Und Ponsoldt, der mit Abstand zu den besten amerikanischen Independent-Regisseuren gehört - zuletzt drehte er die bezaubernde Teenie-Tragikomödie "The Spectacular Now" - könnte genau das bieten.

Dafür spricht auch die Besetzung von Segel, der, gerade weil er ein ziemlich genialer Comedian ist, dessen komisches Talent sich aus der Gratwanderung zwischen Drama und Komödie speist, Wallace pointierter darstellen könnte als ein verbissener Charakterkopf.

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