Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 3 Min.

Die Natur spricht zu ihr: Daisy Edgar-Jones als Kya in "Der Gesang der Flusskrebse". (Foto: Michele K. Short/dpa)

Die Flusskrebse singen von Mord, drei Frauen gehen auf die Jagd, und ein Hund hat all das Glück, das den anderen fehlt. Die Starts der Woche in Kürze.

Von den SZ-Kritikern

Auswahl der Filmstarts vom 18. August 2022.

Der ganz große Coup

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Philipp Stadelmaier: Wunderbar absurde Komödie, in der ein lesbisches Pärchen (Silvia D'Amico, Daphne Scoccia) auf eine süße französische Bulldogge aufpasst, bevor ein abgebrannter Heavy-Metal-Fan (Edoardo Pesce) sie entführt. Der programmatische Nonsens ist eine Parabel der italienischen Jugend, die kein Geld in der Tasche hat und keine Aussichten, an welches zu kommen. Fulvio Risuleo verbindet einen Humanismus à la Chaplin mit einer Freude am postmodernen Erzählen.

Der Gesang der Flusskrebse

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Martina Knoben: Das Outdoor-Märchen von Delia Owens war in den Jahren des Lockdowns ein Bestseller, seine Verfilmung nur eine Frage der Zeit. Hier also die schöne Wilde im Kino: Kya, die als Sechsjährige ihre Familie verliert und sich allein in den Sumpfgebieten von North Carolina durchschlägt. Daisy Edgar-Jones ist hinreißend als das "Marschmädchen", die Bilder der Landschaft sind wunderschön. Verführerisch auch die unbarmherzigen Lehren, die Kya aus dem Studium der Natur zieht - es gibt einen Toten, Kya wird wegen Mordes angeklagt. Plausibler und vielschichtiger als seine Vorlage ist auch der Film von Olivia Newman leider nicht. Aber wer will schon genau hinschauen, wenn Freiheit, Reinheit und Liebesglück mal so gut zusammengehen.

Jagdsaison

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Anke Sterneborg: Ein Jagdwochenende mit drei Frauen - eine verlassene Ehefrau und Teilzeitmutter (Rosalie Thomass) in Konkurrenz mit der neuen, jüngeren, erfolgreicheren Frau (Almila Bagriacik) an der Seite ihres Ex, und dazwischen ihre beste Freundin (Marie Burchard) als Puffer. Das Remake der gleichnamigen dänischen Komödie "Jagtsæson" von Tilde Harkamp ist eine vergnügt deftige Komödie um Rivalität, Freundschaft und Solidarität unter Frauen. Mit dem unangepassten Charme und dem furchtlosen Drive von Rosalie Thomass, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten und Regisseur Aron Lehmann auch Co-Autorin des Drehbuchs ist, rückt das Trio durchaus in die Nähe der tollen komödiantischen Frauenrollen in den Filmen der Amerikaner Paul Feig und Judd Apatow.

Il mio corpo

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Martina Knoben: Sizilien, abseits der Touristenströme: Der vielleicht 12-jährige Oscar sammelt für seinen Vater Altmetall auf illegalen Deponien; der wenig ältere Stanley ist aus Nigeria geflohen, hat eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre und putzt als Gegenleistung für die Gastfreundschaft eines Priesters die Kirche. Es sind reale Personen, deren Leben Michele Pennetta in seiner Dokumentation nachzeichnet, ihre Präsenz vor der Kamera ist atemberaubend und sehr körperlich: Oscars verletzter Kinderblick, seine Locken, die ihm der Vater zum Irokesenschnitt schert, die harte Arbeit des Schrottsammelns; Stanley, der mit einem Freund im Meer schwimmt oder Basketball spielt. Atemberaubend sind auch die Bilder der sizilianischen Landschaft, die öde und abweisend wirkt, postapokalyptisch. Eine Insel wie ein Gefängnis - über dem eine von Oscar auf dem Müll gefundene Madonna schwebt.

Wettermacher

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Fritz Göttler: Eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte aus dem Polarmeer, mit drei Meteorologen, die "das arktische Wetter machen" auf einer russischen Wetterstation. Unter der täglichen Arbeitsroutine, dokumentarisch subtil entfaltet, liegt ein dunkler, blutiger, psychotischer Urgrund, den Stanisław Mucha mit dem verschmitzten Understatement eines Märchenonkels beschwört. Da ist Alexander, er war Soldat und wurde am Kopf schwer verletzt, einen Monat lag er im Koma, nun soll er seine verwundete Seele in der Abgeschiedenheit heilen. Seine Mutter fürchtet, dass er sonst Amok läuft und die halbe Stadt erschießt. Seine Frau Sascha wird, als Alexander beim Zahnarzt in der Stadt ist (wochenlang!), vom Stationschef Wladimir bedrängt. Ein wenig abseits gibt es außerdem den alten Wassili vom Leuchtturm und den Wetterhund Jack, der den Film freilich nicht überleben wird.

Die Zukunft ist ein einsamer Ort

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Sofia Glasl: So schwermütig wie sein Protagonist ist der Rachethriller, den Martin Hawie und Laura Harwarth in einem Gefängnis irgendwo in der deutschen Einöde inszenieren. Familienvater Frank wirkt hier zwischen den Fronten der verfeindeten Gangs erst deplatziert. Doch der Einzelgänger hat eine eigene Agenda, das stellt sein rastloser Gesichtsausdruck bald klar. Als Charakterstudie eines gebrochenen und rachehungrigen Mannes mutet der Film wie eine Musterübung der Berliner Schule an, deren Lakonie die Action- und Spannungsmomente jedoch eher träge wirken lässt.

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