Film:Häppchen- Kultur

Hollywood-Mogul Jeffrey Katzenberg hat eine Entertainment-Plattform speziell für Mobilgeräte vorgestellt: Quibi. Sein Kumpel Steven Spielberg dreht bereits eine Horrorserie für neuen Streaming-Dienst der kurzen Clips.

Von Susan Vahabzadeh

Wenn jetzt alle ihren eigenen Streaming-Dienst haben, dann will Jeffrey Katzenberg auch einen. Es gibt ja schon mehrere Anbieter, im nächsten Frühjahr kommt noch Disney dazu - braucht die Welt also wirklich noch einen weiteren Service von Großproduzent Katzenberg ("Shrek")? Quibi soll der neue Dienst heißen, kurz für Quick Bites, also kleine Häppchen.

Als Katzenberg den Plan in Los Angeles vorstellte, war eine der Begründungen, warum Quibi so einzigartig sein werde, dass der Dienst tatsächlich aufs kleine Format, Smartphone und Tablet, abzielen werde. Und es wird dort zwar lange Filme geben - aber eben in Häppchen, die bis zu zehn Minuten dauern, zusammen ergeben sie aber einen ganzen Film. Das Abonnement, ab April in den USA erhältlich, gibt es ab 4,99 Dollar im Monat. Eines der ersten Projekte wird eine Horrorserie von Steven Spielberg werden, mit dem Katzenberg einst das Studio Dreamworks gegründet hat. Spielberg will die Serie sogar selbst schreiben, und neue Technologie wird es ermöglichen, so das Branchenblatt Variety, dass die einzelnen Häppchen, man könnte sie auch Folgen nennen, nur bei Nacht abrufbar sind. Das wäre dann fast so etwas wie eine Sendezeit. Fernsehen, bloß kleiner? Es klingt ein bisschen so, als hätte jemand eine prima Idee für eine neue Lese-Technologie: ein paar Seiten aus, Achtung, bedrucktem Papier. Für zwischendurch, endlich weniger anfällig für Wasserschäden, und das ewige Nachladen entfällt auch. Warum nicht? Amazon eröffnet ja inzwischen auch Ladengeschäfte.

Katzenberg meint das mit Quibi ganz ernst; für einen Scherz wird die Sache auch zu teuer. Er hat Investoren mit einer Milliarde Dollar gewonnen, vor dem Start soll es noch eine halbe mehr werden, und neben Spielberg hat er noch einige andere Regisseure verpflichtet: Catherine Hardwicke ("Twilight"), Steven Soderbergh ("Ocean's Eleven") und Guillermo del Toro ("The Shape of Water") beispielsweise.

Anderthalb Milliarden Dollar, das klingt nach viel, als Investition für eine ganze neue Plattform ist es dennoch eine überschaubare Summe. Katzenberg hat aber eine Methode gefunden, wie er seine Regiestars ein bisschen günstiger bekommt - die Rechte für die zusammengeschnittene Endfassung der Filme fallen wieder an die Filmemacher zurück. Katzenberg wettet mit Quibi auf ein sich veränderndes Sehverhalten. Er will Filme dann wenigstens so gestalten, dass sie in kurzen Kapiteln funktionieren und visuell für kleine Bildschirme konzipiert sind. Vielleicht ist das vorausschauend. Bleibt nur ein Problem: Wie viele Abos kann ein einzelner Zuschauer eigentlich haben?

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