Film:Edmond Rostand

EDMOND ROSTAND
(Foto: DPA)

Von Aurelie von Blazekovic

Irgendwann geht es nicht mehr nur um das Werk, sondern um den Dichter selbst. Was Hollywood einst mit "Shakespeare in Love" vorgemacht hat, probieren die Franzosen jetzt mit Edmond Rostand. Dessen Klassiker "Cyrano de Bergerac" ist immerhin das meistgespielte Stück der französischen Theatergeschichte. Jetzt wird der 1868 geborene Dichter in Alexis Michaliks "Vorhang auf für Cyrano!" selbst Filmheld.

Edmond Eugène Alexis Rostand wurde in Marseille in eine gleichermaßen wohlhabende wie kultivierte Familie geboren. Er war ein brillanter Schüler, ging nach Paris, um zu studieren und sich zum Missfallen des Vaters schließlich voll und ganz der Schriftstellerei zu widmen. Obwohl Rostand früh Talent für komödiantisches Schreiben bewies, zog es ihn zu schweren Stoffen, biblischen Dramen und mittelalterlichen Tragödien. An dieser Stelle setzt "Vorhang auf für Cyrano!" ein.

In dieser - weitgehend fiktiven - Entstehungsgeschichte des "Cyrano de Bergerac" schreibt Rostand zunächst langatmige Versdramen. Doch das Pariser Publikum der Belle Époque fordert leichte Unterhaltung, Komödien, irgendwas mit Liebe. Nachdem er zwei Jahre lang rein gar nichts zu Papier bringt, möchte der große Schauspieler Coquelin eine Rolle von ihm. Rostand muss binnen kürzester Zeit ein Stück zusammenschustern. Als Vorlage dient ihm der dichtende Musketier Cyrano de Bergerac aus dem 17. Jahrhundert, einer, der ihm selbst gar nicht so unähnlich ist. Ein Dichter, ein Haudegen, einer mit Mut und Heldentum, letzteres bei Cyrano vielleicht stärker als beim Autor vorhanden. Weil es eine Komödie sein soll, bekommt Cyrano noch eine riesige Nase verpasst.

"Vorhang auf für Cyrano!" ist wie Rostands Theaterstück eine temporeiche Komödie der Verwechslungen. Der Film über einen historischen Dichter, der ein Theaterstück über einen historischen Dichter schreibt, spielt damit, dass sich hier ständig einer hinter dem anderen versteckt. Rostand ist im Film selbst ein von der Liebe geleiteter Cyrano. Beide schreiben im Namen anderer Liebesbriefe und meinen die Liebe doch selbst. Ob das der echte Rostand ebenfalls tat, ist nicht bekannt. Aber das ist es beim echten Cyrano ja auch nicht.

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