Film:Das Geheimnis von Neapel

Film Das Geheimnis von Neapel
(Foto: Verleih)

Von Susan Vahabzadeh

Giuseppe Sanmartinos "Verhüllter Christus", eine Statue in der Cappella Sansevero in Neapel, hat den Regisseur Ferzan Ozpetek inspiriert zu einem der erfolgreichsten italienischen Filme der letzten Zeit, "Das Geheimnis von Neapel". Eine legendäre Skulptur von 1753, man sieht die Leiden Christi in ihr wie durch ein Tuch, das macht sie so einzigartig; früher dachten die Menschen, der Bildhauer habe eine geheime Technik gehabt, Stoff in Marmor zu verwandeln. Ein Spiel mit der Wahrnehmung, eigentlich wird der Christus nicht verdeckt, man sieht ihn unter seinem steinernen Tuch umso deutlicher. Für Ozpetek ist der Christus irgendwie ein Sinnbild für die ganze Stadt, die Gleichzeitigkeit von Verschleierung und Enthüllung.

"Das Geheimnis von Neapel" lebt tatsächlich von den Bildern, die Ozpetek gefunden hat von dieser Stadt. Sie ist hier nicht romantisch und touristisch, ärmlich oder gar Mafia-Kulisse - es ist eine alte Metropole, der man überall ihre historischen Wurzeln ansieht. Und die sind viel älter als das organisierte Verbrechen, das man so oft mit ihr verbindet. Alles beginnt als wäre der Film ein Krimi, aber das ist eine falsche Fährte: Adriana (Giovanna Mezzogiorno) lernt eines Abends auf einer Party einen viel jüngeren Mann kennen, Andrea. Die beiden landen in ihrer Wohnung und sie treffen eine weitere Verabredung. Doch Adriana läuft dann allein durchs Museum. Aber sie sieht ihn bald wieder - er landet auf ihrem Tisch in der Gerichtsmedizin. Die Polizei hat bald Fragen an sie, denn gefunden wurde der grauenhaft verstümmelte Leichnam nicht weit vom Ort des gescheiterten zweiten Dates. Sein Mörder hat ihm die Augäpfel herausgerissen.

Es wird dann aber doch eher ein innerer Thriller daraus als eine Verbrecherjagd, eine Familiengeschichte mit doppeltem Boden - bald taucht ein Zwillingsbruder von Andrea auf, und man weiß hier nie so recht, ob das, was Adriana zu sehen glaubt, nicht nur verdrängte Erinnerungen und alte Traumata sind, die ihren Augen einen Streich spielen.

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