Film - Berlin:Unterhaltsame Meyerhoff-Verfilmung mit Devid Striesow

Film - Berlin: Joachim Meyerhoff (M), Autor der Romanvorlage, kommt mit den Schauspielern Merlin Rose (l-r), Camille Loup Moltzen und Arsseni Bultmann zur Premiere des Films „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ in das Kino in der Urania. Foto: Soeren Stache/dpa
Joachim Meyerhoff (M), Autor der Romanvorlage, kommt mit den Schauspielern Merlin Rose (l-r), Camille Loup Moltzen und Arsseni Bultmann zur Premiere des Films „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ in das Kino in der Urania. Foto: Soeren Stache/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) - Die autobiografischen Romane von Schriftsteller und Schauspieler Joachim Meyerhoff schreien nach Verfilmungen. In "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" erzählt der heute 55-Jährige von seiner Kindheit auf dem Gelände einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Holstein. Darin stehen viele starke Sätze, die Bilder heraufbeschwören. Zum Beispiel schreibt der Erzähler über die knochige Hand seines Bruders: "Es sah aus, als würde er die Luft durchkitzeln, virtuos eine unsichtbare Harfe zupfen."

Am Freitagabend feierte die Verfilmung von "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" von Regisseurin Sonja Heiss auf der Berlinale Premiere. Die Tragikomödie bleibt relativ nah am Buch, rafft die einzelnen Episoden oder passt sie manchmal auch erzählerisch etwas an. Mit den Hauptdarstellern Devid Striesow und Laura Tonke ist sie grandios besetzt.

Ziemlich sicher mit der ein oder anderen Fiktion erzählen Buch und Film vom aufwachsenden Joachim, dessen Vater (Striesow) Direktor der Psychiatrie ist. Deswegen lebt die Familie - zwei Brüder gehören auch dazu - mitten auf dem Gelände der Psychiatrie in einer Villa. Während Joachim und sein Vater sich in der Gesellschaft der Bewohner - die in der Familienvilla ein- und ausgehen - wohl fühlen, träumt sich die Mutter (Tonke) davon. Sie würde eigentlich lieber in Italien leben.

"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" erzählt vom Erwachsenwerden in einer besonderen Umgebung, von manchmal schwierigen Familiendynamiken. Und von den Bewohnern einer Psychiatrie, die teils viel menschlicher und liebenswürdiger wirken als "die Gesunden". Überhaupt, betont Joachims Vater, mache so eine Unterscheidung keinen Sinn. Wenn seine Frau ihn bittet, doch einmal Freunde statt Psychiatriebewohner nach Hause einzuladen, sagt er: "Als ob die Henkels normal wären."

Liebevoll zeigt der im 21:9-Format gedrehte Film das selbstverständliche Miteinander von Joachim, seiner Familie und den Psychiatriebewohnern. Da ist zum Beispiel einer, der nicht spricht und sich nur durch Glocken, die er mit sich herumträgt, bemerkbar macht. Wenn es Joachim nicht gut geht, nimmt dieser Mann ihn auf seine Schultern und trägt ihn herum.

Die Psychiatriebewohner werden, so informiert die zuständige Filmagentur, von Schauspielerinnen und Schauspielern gespielt, die auch im echten Leben Beeinträchtigungen haben.

Überhaupt wirkt der Film authentisch. Dazu trägt sicher auch das (dezente, aber vorhandene) Zeitkolorit bei. Der Film macht zwei Zeitsprünge und setzt im Jahr 1974 ein. Der siebenjährige Joachim wird von Camille Loup Moltzen gespielt, der jugendliche von Arsseni Bultmann und der in den 90ern von Merlin Rose. In der Zeitraffung bleibt der Film manchmal ein bisschen an der Oberfläche verhaftet. Meist ist er ein kurzweiliges Vergnügen, das dazu motiviert, nochmal zu Meyerhoffs Romanen zu greifen.

© dpa-infocom, dpa:230218-99-642571/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: