Film:Anthony Hopkins

In Eran Creevys Film "Collide" spielt Anthony Hopkins einen Kriminellen, der sehr freundlich sein kann. Hat es etwas zu bedeuten, dass er die "Süddeutsche Zeitung" liest?

Von Fritz Göttler

Hagen Kahl kann sehr freundlich sein. Er ist ein Mann, der ganz von seinen guten Manieren lebt. Ein Mann, der großen Wert legt auf ein harmonisches Familienleben. Der sicher nie den Geburtstag einer seiner Töchter vergisst. Sein himmelblauer Anzug hat eine magische, vielleicht auch ein wenig spießige Aura von Makellosigkeit. Das ist sehr nützlich in dem Business, in dem Hagen Kahl erfolgreich ist, dem Rauschgifthandel in Köln. Anthony Hopkins hat sichtlich sehr viel Spaß, diesen Hagen Kahl in dem Film "Collide" von Eran Creevy zu spielen.

Hagen Kahl kann natürlich auch sehr unfreundlich sein. Entschlossen, sadistisch, mörderisch. Der junge Nicholas Hoult muss das erfahren, als er mit einem Freund einen Lastwagen abfängt, mit dem Hagen Kahls Halbjahres-Drogenlieferung herbeigeschafft wird. Hagen Kahl setzt ihm daher gnadenlos zu.

In einem Film, in dem fast unentwegt über Autobahnen gejagt wird ("Autobahn" war, deutsch, mal als Titel vorgesehen, es steckt eine Menge deutscher Fördergelder drin) und das Drehbuch sich rasant selber zerlegt, sorgt Anthony Hopkins für wohlkomponierte Momente von Entspanntheit. Ein guter Gangsterboss muss immer auch eine Art Semiotiker sein, das heißt, er muss die Kunst beherrschen, Zeichen zu setzen. Also sitzt der Mann, als es auf den Showdown zugeht, in einer Kölner Kultkneipe am Tisch, gelassen und konzentriert, so wie man sich gern einen idealen Leser der Süddeutschen Zeitung vorstellt, die Hagen Kahl vor sich hat.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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