Filippo Minelli: Google-Kunst:Suchtmaschine

Google ist jetzt "real": Der italienische Künstler Filippo Minelli drückt der Welt den Google-Stempel auf - oder war es andersherum? Die Bilder.

Isabelle Rupprecht

11 Bilder

Filippo Minelli, google

Quelle: SZ

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Schon mal versucht, einen Tennisschläger zu googeln? Dass wir armen analogen Technikwunderkinder uns in der digitalen Welt schon mal tüchtig vertwittern, ist uns schon öfter aufgefallen. Dass wir manchmal nicht mehr so richtig unterscheiden können, in welcher der Welten wir gerade unterwegs sind, nimmt mal bedrohliche, mal spaßige Züge an. Der italienische Nachwuchskünstler Filippo Minelli hat den Spieß jetzt umgedreht - und er will mit uns spielen:

Text: Isabelle Rupprecht/sueddeutsche.de/rus

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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Er pappt der Welt den Stempel des größten Suchmaschinen-Monopolisten auf. Und klebt damit all denjenigen einen, die glauben, genau zu wissen, in welcher Welt sie gerade leben. Google goes "real": die Bilder.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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"Ich google das mal..." Die Suchmaschine mit den zwei Os im Namen ist längst ein fester Bestandteil des täglichen Lebens geworden, zumindest derer, die sich im Internet bewegen.

Sieht man sich die Bilder des Künstlers an, asoziiert man das allgegenwärtige Unternehmen auch sofort mit seinen ähnlich aufdringlichen Kollegen aus der Essensbranche: Was McDonalds und Starbucks in der "richtigen" Welt sind, ist Google in der virtuellen - normalerweise.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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Selbst in den Duden hat es Google, als Verb, längst geschafft. Und mit Applikationen wie Google Earth, Google Street View und Google Maps rückt die virtuelle Welt der Suchmaschine unserer realen Welt immer mehr auf die Pelle. Doch auch ein so universelles Abstraktum hat seine Grenzen. Oder etwa nicht?

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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Filippo Minelli bestreitet das und versucht mit seiner Kunst die Lücke zwischen virtueller und realer Welt zu schließen. Seit 2008 ist er auf der ganzen Welt unterwegs und klebt seine Aufkleber mit dem markant-penetranten Google-Logo auf alles, was ihm auf Reisen in die Quere kommt. Und das ist nunmal die Echtwelt.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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Der 25-jährige Italiener beschäftigt sich mit Web-2.0-Technologien und der Idee, dass sie langsam aber sicher die Realität verdrängen. "Alles, was mit Internet zu tun hat, scheint abstrakt und nicht real zu sein, selbst ein großes Unternehmen. Ich wollte einen Raum zwischen der Realität und der Fiktion erschaffen. Ich verwendete Google-Sticker, um Google auch in der wirklichen Welt existieren zu lassen und nicht nur in der fiktiven Internetwelt." Dabei macht er sich auch lustig über die unzähligen Google-Applikationen, die da aus den Entwicklerbüros des kalifornischen Mountain View kommen.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli

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Der junge Künstler hat seine Wurzeln in der Graffiti-Szene, beschäftigte sich schon früh mit urbaner Kommunikation. In dieser Kunstrichtung geht es darum, sichtbar zu werden und seine Botschaften in die Welt hinaus zu tragen. Seine neue Google-Kunst, 2008 entstanden, ist künstlerisch einzuordnen zwischen Land-Art und Street-Art:

Aus der Reihe "Maybe", 2009/Foto: filippominelli.com

banksy

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Land-Art ist eine Kunstbewegung aus den 1960er Jahren, die gewollt in die Natur eingreift. Gallionsfiguren waren Christo und Jeanne-Claude, die mit ihrer Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 Aufsehen erregten. Minellis Kunst ist nicht so monumental und lässt sich eher mit der Street-Art eines Banksy vergleichen - einer Kunst, die nicht im Museum präsentiert wird, sondern primär auf der Straße. Was ihr eine rebellische Note verpasst.

Banksy, New Orleans, 2008/Foto:afp

Filippo Minelli, google

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Minelli hinterließ Spuren in der norditalienischen Landschaft, in europäischen Großstädten von Südamerika bis Südafrika, in Kathmandu, inmitten des Himalaya oder auch in den Slums Südostasiens. Mit Arbeiten wie "Google Great Walls" und "Google Care" politisiert er das mediale Phänomen der Allgegenwärtigkeit Googles, auch durch die Beinamen, die er dem Riesen gibt. Seine Sticker machen selbst vor der chinesischen Mauer nicht halt.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli

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Indem der Künstler Wörter und Sätze in den öffentlichen Raum wirft, will er in Kurzform moderne urbane Märchen erzählen, die mitten im hektischen Alltag an das Metaphysische erinnern sollen.

Foto: filippominelli.com

Filippo Minelli, google

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Von der Ästhetik des Graffiti hat er längst Abstand genommen und versucht nun, Bezug auf die Lokalität des Kunstwerks zu nehmen, das er aus dem öffentlichen Raum exponiert. Mit seiner unterschwelligen Ironie gelingt ihm das auf zeitgemäße Weise. Doch wie es immer so ist, mit Dingen die einen überfluten: Man hat schnell genug davon. Da Minellis Arbeiten aber stets temporär angelegt sind, brauchen wir nicht zu befürchten, dass Google uns ewig anhaftet - im wirklichen wie im digitalen Leben: Die neue US-Regierung unter Obama hat schon angekündigt, den Monopolisten zerschlagen zu wollen. Da kam Minelli ja gerade noch rechtzeitig, um Googliath ein kleines Bein zu stellen.

Foto: filippominelli.com

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