"Fight Club"-Zensur:Ende gut, alles gut

Lesezeit: 2 Min.

Brad Pitt und Edward Norton 1999 in "Fight Club". (Foto: Imago)

Nachdem "Fight Club" in China zensiert wurde, meldet sich der Autor der Romanvorlage zu Wort: Er sagt, das neue Finale sei näher an seinem Buch als der Originalfilm.

Von David Steinitz

Nachdem diese Woche herauskam, dass der Filmklassiker "Fight Club" in China mit einem neuen, zensierten Ende versehen wurde, hat sich nun der Autor der Romanvorlage zu Wort gemeldet, auf der der Film basiert.

Chuck Palahniuk, 59, schrieb "Fight Club" 1996, drei Jahre vor der Verfilmung. Es war sein erstes Buch, das veröffentlicht wurde. Und er findet, dass durch den Eingriff der chinesischen Zensoren der Film jetzt näher an seiner Version dran sei als die Original-Kinofassung. Dem Online-Magazin TMZ sagte er in einem Interview: "Ironischerweise haben die Chinesen den Schluss so gestaltet, dass der Film jetzt fast genauso endet wie das Buch. Im Gegensatz zu David Finchers Filmversion, die das spektakulärere, visuellere Ende hatte. Man könnte also sagen, die Chinesen haben den Film dem Buch ein bisschen angepasst."

Im Kinofilm tötet der schizophrene Edward Norton sein Alter Ego Brad Pitt zum Schluss. Danach sieht man eine Skyline explodieren, Gebäude brechen in sich zusammen. Es sieht so aus, als hätte die Hauptfigur es geschafft, ihren Plan umzusetzen: die Gesellschaft in Anarchie zu stürzen. Das passte den chinesischen Zensurbehörden offensichtlich nicht in den Kram. Straftäter müssen in China auch auf der Leinwand immer bestraft werden, und der gesellschaftliche Zusammenhalt muss gewahrt bleiben. Deshalb endet "Fight Club" in der Version, die derzeit beim chinesischen Streamingdienst Tencent Video (knapp 90 Millionen Abonnenten) zu sehen ist, ohne die Explosion, die herausgeschnitten wurde.

Der Autor ärgert sich nicht über China, sondern über die Amerikaner, die seine Bücher zensieren

Stattdessen ist eine Schrifttafel zu sehen, in der erklärt wird, dass es der tapferen Polizei gelungen sei, den Anschlag zu verhindern. Alle Täter seien verhaftet worden, auch die Hauptfigur, die man nach einer Gerichtsverhandlung zur Heilung in die Psychiatrie gesteckt hätte. 2012 sei sie kuriert aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Tatsächlich endet Chuck Palahniuks Buch auch ohne die Explosion, sein Held kann seinen Zivilisationssturz nicht in die Tat umsetzen. Allerdings nicht, weil die Behörden ihm auf die Spur kommen, sondern schlicht, weil die Bombe nicht funktioniert. Als er das merkt, schießt der Erzähler sich eine Kugel in den Kopf, wacht in der Psychatrie auf - und denkt, er sei im Himmel. Womit die Chinesen der Vorlage zumindest ein paar Nuancen treuer sind als der Regisseur David Fincher.

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Noch erstaunlicher als diese ironische Wendung findet der Schriftsteller Chuck Palahniuk allerdings die kollektive Empörung der Amerikaner über die chinesische Zensur. Denn seine Bücher würden seit Jahren zensiert - und zwar in den USA. "In texanischen Gefängnissen dürfen meine Bücher nicht in die Bibliotheken aufgenommen werden. Viele öffentliche Schulen und die meisten Privatschulen haben sie auch verboten. Aber aufregen tun sich die Leute erst, wenn die Chinesen einen Film "umschneiden".

Er habe sich, erklärt er in dem Interview weiter, schon lange damit abgefunden, dass man ihm in seine Arbeit hineinpfusche, ohne dass er etwas daran ändern könne. Zum Beispiel hätten viele seiner ausländischen Verleger schon vor Jahren an seinem Roman "Fight Club" herumgewerkelt - "damit das Buch so endet wie der Film".

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