Fifty Shrinks:Freie Gedanken

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Wohin kommen die Patienten, wenn sie zu Psychoanalytikern gehen? Der amerikanische Fotograf und Psychiater Sebastian Zimmermann porträtiert New Yorker Analytiker in ihren Praxen.

Von Mizzi Kaspar

In "Rebel Without a Cause", dem Film mit James Dean, wird ein bestimmter Beruf als "head-shrinker" bezeichnet. Das war damals, im Jahr 1955, ein in die Umgangssprache eingegangener Begriff: Als "Schrumpfkopfjäger" bezeichnete man Psychologen und Psychoanalytiker, zum ersten Mal war der Begriff in einem Time-Artikel Ende des Jahres 1950 aufgetaucht.

Der amerikanische Fotograf und Psychiater Sebastian Zimmermann scheint diese Berufsbezeichnung ziemlich stolz für sich und seine Kolleginnen und Kollegen zu beanspruchen. Die unterschiedlichsten Leute suchten psychologischen Beistand, schreibt er im Vorwort zu seinem Bildband "Fifty Shrinks", "von einem angstgeplagten Wall-Street-Broker zu einem überforderten Jazzkomponisten bis hin zu einem depressiven, aber ehrgeizigen Oberstufenschüler und einem manischen Poeten in den Achtzigern". Aber wohin kommen sie eigentlich, wenn sie zum Shrink gehen, worin unterscheiden sich die Psychologen, und was haben sie gemeinsam?

Um das zu erforschen, hat er in New York City, vielleicht der Welthauptstadt der Psychoanalyse, fünfzig Kollegen in ihren Behandlungszimmern fotografiert. Es sind Räume, schreibt die Architekturprofessorin Elizabeth Danze in ihrem Vorwort, in denen "Büro, Untersuchungsraum, Beichtstuhl und Nest" verschmelzen, die leer genug sein sollen, um dem freien Gedankenfluss der Analysanden Raum zu geben, und in denen es dennoch Gegenstände braucht, an die sich die Assoziationen heften können.

Zum Beispiel sieht man da (hier im obersten Bild), die Analytikerin und Autorin Jamieson Webster fast schwebend in einem Zimmer voller nostalgischer Objekte. Ihre zentralen Fragen seien, schreibt sie, woher die Hoffnung kommt, die ein Mensch hegt, und was ihn zu Fall bringt. Der Auffassung des 2007 gestorbenen Albert Ellis nach kommen Menschen schon mit verschiedener Disposition zu irrationalem Denken zur Welt. Dagegen hatte er seine eigene Form der Verhaltenstherapie entwickelt. Zimmermann zeigt ihn vor seinen imposanten Adresskarteien sitzend.

Und vor den Fenstern der Therapeutin Lisa Kentgen erstreckt sich die Weite der großen Stadt. Wer zu ihr kommt, erklärt Kentgen, kann in ihrem Raum Gefühle ausleben, ohne sie, wie sonst, herunterspielen zu müssen.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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