Festspiele:Gestrandet im Salon

Opern-Uraufführung in Salzburg: Der Brite Thomas Adès vertont Luis Buñuels Film "Der Würgeengel". Ein Gespräch mit dem Komponisten.

Interview von Reinhard J. Brembeck und Fritz Göttler

Literaturvertonungen sind in der Oper die Regel, gelegentlich greifen Komponisten aber auch auf Filme zurück. Nur wenige machen sich jedoch das Leben so schwer wie der 1971 in London geborene Thomas Adès, dessen raffiniert packende Musik in England fast schon so populär ist wie einst die von Benjamin Britten. Für seine dritte Oper - sie wird am Donnerstag bei den Salzburger Festspielen erstaufgeführt - hat er sich zusammen mit dem Regisseur Tom Cairns den 1962 entstandenen "Ángel exterminador" (Der Würgeengel) von Luis Buñuel als Libretto eingerichtet. Nach einem Opernbesuch feiert die High Society einer mexikanischen Stadt in einem Privatpalais. Doch dann geschieht das Ungeheuerliche, aus unerfindlichen Gründen kann keiner der Gäste mehr den Salon verlassen, alle bleiben tagelang eingesperrt. Der Firnis der Zivilisation ist schnell ab, die zerstörerische Seite der menschlichen Psyche bricht sich Bahn. Ursprünglich sollte "The Exterminating Angel" schon 2004 an Londons Opernhaus Covent Garden herauskommen. Doch es gab Probleme mit dem Copyright, Adès brachte damals den "Sturm" von William Shakespeare auf die Bühne.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: