Festival:Tanz in die Ferne

Festival: Ohne den Samba ist der Karneval in Rio nicht denkbar. Hier zu sehen sind Mitglieder der Samba-Schule Paraíso do Tuiuti im März diesen Jahres.

Ohne den Samba ist der Karneval in Rio nicht denkbar. Hier zu sehen sind Mitglieder der Samba-Schule Paraíso do Tuiuti im März diesen Jahres.

(Foto: Carl de Souza/AFP)

Der "International Samba Congress" geht zum ersten Mal in Europa über die Bühne - mit Kursen, Partys und Konzerten

Von Oliver Hochkeppel

Der Samba - manche sagen auch die Samba - ist nicht nur ein Tanz, sondern ein integraler Bestandteil der brasilianischen Kultur. Geboren ist er aus der Vielfalt der brasilianischen Bevölkerung, entstand der Name doch Anfang des 20. Jahrhunderts als Sammelbezeichnung für die verschiedensten Tanzformen, die die Sklaven aus dem Kongo, dem Sudan oder Angola in ihre neue Heimat mitgebracht hatten und aus dem schnell der bis heute bekannte, typische, vor allem von Perkussion angetriebene Tanz im Zweivierteltakt wurde. Schon um 1920 war er der Haupttanz des Karnevals in Rio, und nach dem Zweiten Weltkrieg trat er seinen Siegeszug um die ganze Welt an - seit 1959 gehört er zu den fünf Standardtänzen der lateinamerikanischen Turnierprogramme. Brasilianer in der Diaspora waren es auch, die sich 2016 zum "International Samba Congress" zusammenschlossen, um für den Samba, seine Geschichte und die ihn begleitenden Phänomene weltweit ein noch breiteres Publikum zu begeistern. In Los Angeles fand 2017 der erste große Veranstaltungsreigen unter diesem Titel statt, und der Erfolg war so durchschlagend, dass man inzwischen expandiert. Dass die erste europäische Ausgabe jetzt in München stattfindet, hat vor allem damit zu tun, dass der Tänzer, Perkussionist und Lehrer Irineu Nogueira mit seiner Produktionsfirma Cria Da Casa unlängst von London hierher gezogen ist. Zusammen mit der amerikanischen Dachorganisation und vielen Exponenten der brasilianischen Szene Münchens hat man für das kommende Wochenende ein üppiges Programm zusammengestellt. Tanz-Workshops mit renommierten Tänzern wie Carlinhos Salgueiro oder Patrick Carvalho in der Tanzschule Circulo; Drum- und Pandeiro-Kurse mit Größen wie Douglas Alonso oder Ailton Nunes in der Nachtkantine - wo auch die "Launch-" und "Closing"-Partys stattfinden; eine Kunstausstellung im Werksviertel; und schließlich als Höhepunkt ein Konzert im Carl-Orff-Saal des Gasteigs. "Voices from Brazil" ist es betitelt, präsentieren sich doch gleich drei herausragende Stimmen der neuen brasilianischen Samba-Generation mit einer zehnköpfigen Band und einem eigens dafür erarbeiteten Arrangement aus der Feder von Jurandir Santana, der bereits für Stars wie Gilberto Gil arbeitete. Einmal die unter anderen von der großen Maria Bethânia hochgelobte Fabiana Cozza. Dann Luciana Mello, die Tochter des Gesangsstars Jair Rodrigues. Und schließlich der zunächst als Hip-Hopper bekannt gewordene und von Caetano Veloso als "vielleicht wichtigste Figur des brasilianischen Pop" bezeichnete Criolo. Alle drei werden Samba- und Bossa-Nova-Klassiker auf ihre Art interpretieren, aber auch eigenes Repertoire vorstellen.

International Samba Congress Europe, Fr. bis So., 13. bis 15. Sept., Circulo, Nachtkantine und Gasteig, www.sambacongresseurope.com

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