Festival:Klingender Schmutz

Festival: Heißes Gebläse: Bei der Funkband "Stabil" brilliert vor allem das Blech mit groovenden Arrangements.

Heißes Gebläse: Bei der Funkband "Stabil" brilliert vor allem das Blech mit groovenden Arrangements.

(Foto: Stabil)

Funk und Soul führen hierzulande meist ein musikalisches Randgruppenleben. Damit das anders wird, haben sich ein paar Bands zusammengetan

Von Sabine Fischer

Dreckig soll sie sein, unangepasst und rau. Die Funk- und Soulmusik steht für das Konterkulturelle: ehrliche Musik in verschwitzten und verrauchten (früher!) Kneipen, die nicht nur in die Beine geht, sondern auch sagen soll, was Sache ist. Ganz der böse Bube eben.

Dennoch, so richtig in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist das Genre hierzulande immer noch nicht. "Wenn man ehrlich ist, gelten Funk und Soul eher als Randgruppenmusik. Nicht ganz so schlimm wie Jazz oder Blues, aber man merkt es schon", meint Christian Stefan, Frontmann der Münchner Kult-Funker Stabil. Davon, dass die rauchige Musik vielleicht schlicht nicht Mainstream-tauglich ist, will er allerdings nichts hören: "Viele Leute haben einfach nur eine sehr seltsame Vorstellung davon, was das überhaupt für ein Genre ist. Die kennen bestenfalls noch James Brown, aber mehr auch nicht."

Aber selbst den eingefleischten Funk- und Soulfans fehlte lange Zeit eine geeignete Plattform, um ihre Musik publikumswirksam zu zelebrieren. Seit zwei Jahren hat sich nun der Verein M-Funk rund um Christian Stefan dieses Missstandes angenommen und das Münchner Funk- und Soulfestival ins Leben gerufen. Damals, 2013, trafen sich dazu vier Bands in der Münchner Kyeso-Bar am Candidplatz und spielten einen Tag lang fröhlich ihre Songs. Doch bereits im vergangenen Jahr expandierte das Festival: Aus vier Bands wurden zwölf, aus einem Musik-Abend drei volle Festival-Tage. Gespielt wurde nun nicht mehr in der Kneipe, sondern open air. Und dieses Jahr soll das Funk- und Soulfestival noch größer werden. Zu diesem Zweck ziehen die Organisatoren mit ihrem Fest erst einmal um. Zur neuen Location soll die frisch eröffnete Brauerei Giesinger-Bräu werden. "Das Problem mit der Kyeso-Bar war vor allem, dass sie kaum jemand kannte", erklärt Christian Stefan die Entscheidung.

Bei der Brauerei sieht das nun ganz anders aus. Obwohl deren neues Gelände auch nicht wesentlich größer ist als der Platz um die Kyeso-Bar herum, ist sie in aller Munde; ob das jedoch dazu führt, dass neue Fangruppen auf das Festival aufmerksam werden, darüber will Stefan noch nicht spekulieren: "Wir wollten das einfach mal ausprobieren und schauen jetzt, wie es angenommen wird."

Weniger experimentell liest sich hingegen das diesjährige Festival-Programm: Die alteingesessene Münchner Funk-Prominenz trifft dabei auf einige Festival-Novizen. Das Opening übernehmen am Freitag gegen 18 Uhr The Monkey Funks, die mit ihrem authentischen "Dirt Funk" schon letztes Jahr Teil des Fests waren. Gefolgt werden sie von Tonunion, die auf dem Brauereigelände gegen 20 Uhr ihr Festivaldebüt geben. Um 22 Uhr treten die zehn Musiker der Century-Funk-Band Jacuzzi auf, die ihre Qualität in den unterschiedlichen musikalischen Hintergründen ihrer Mitglieder sehen und bereits mit dem Deutschen Pop- und Rockpreis geehrt wurden.

Am Samstag geht es ähnlich hochkarätig weiter. The Educated Bums ironisieren in ihren oft bairischen Texten ganz wunderbar Alltagssituationen. Die Band rund um Frontmann Berthold Huber schaffte es mit ihren leichtfüßigen Reggae-, Funk- und Rock-Songs 2013 bereits bis zum Chiemsee Summer, im letzten Jahr eröffneten sie das Funk- und Soulfestival. Um 18 Uhr geht es weiter mit dem Münchner Quintett JB's First, bevor gegen 20 Uhr die Jungs von Stabil die Bühne übernehmen.

Der letzte Festival-Tag wird mit einem ganz anderen Sound eingeleitet. Gregor Bürger schreibt und arrangiert die Funk- und Fusion-Jazz-Songs für seine 17-köpfige Münchner Earforce Bigband komplett selbst und legte mit "EF" bereits seine zweite EP vor. Danach sind die bayerischen Originale der Band Orange Fizz an der Reihe, die auf dem Funk- und Soulfestival inzwischen schon Stammgäste sind. Höhepunkt und Abschluss des Festivals ist gegen der Headliner Ecco di Lorenzo and his Innersoul. Gegründet wurde die elfköpfige Münchner Kult-Band vom Kabarettisten und Musiker Ecco Meineke, der schon 2001 mit dem Deutschen Folkförderpreis ausgezeichnet wurde. Ganz so abseits vom Mainstream ist das dann wohl doch nicht.

Funk- und Soulfestival. Freitag bis Sonntag, 24. bis 26. Juli, Giesinger Bräu, Martin-Luther-Str. 2

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