Festival:Kammerparty

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Die Organisatoren des Kammermusikfestes im Prinzregententheater: das Quatuor Ebène aus Frankreich. (Foto: Julien Mignot)

Drei Konzerte mit dem Quatuor Ebène und Gästen

Von Henrik Oerding, München

Die angenehmsten Gäste sind immer die, die selbst etwas zur Party mitbringen - und am besten nicht nur einen faden Nudelsalat. Alles andere als langweilige Gastgeschenke gab es am Wochenende für das Streichquartett Quatuor Ebène: Die französischen Musiker hatten zu einem Kammermusikfest mit drei Konzerten Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Genres eingeladen. Jeder Gast brachte andere Musik ins Prinzregententheater mit - ein abwechslungsreiches Programm, das aber auch Längen hatte.

Der Ort war passend gewählt: 2004 hatte Quator Ebène hier als Sieger des ARD-Musikwettbewerbs im Preisträgerkonzert gespielt. 14 Jahre später überließen sie die Bühne aber vorerst ihren Gästen: Das Danish String Quartet eröffnete das Fest - und zwar furios. Die vier Männer mit blonder Sturmfrisur gestalteten ihren Konzertteil ausschließlich mit skandinavischem Folk, mal sehnsuchtsvoll langsam, mal rasant tanzend. Besonders die Tänze sorgten für Partystimmung.

Keine einfache Vorgruppe für Quatuor Ebène, die mit dem ersten und dem letzten Beethoven-Quartett vergleichsweise ernst weitermachten. Die vier Musiker spielten voller Ausdruck und trafen im Scherzo des Quartetts Nr. 16 sogar Klänge, die an die Volksweisen ihrer Vorgänger erinnerten. Dennoch wirkte Beethoven in diesem Programm ein wenig verloren, auch, weil zwei weitere Folkmusiker auf die Bühne kamen: Catriona McKay (Harfe) und Chris Stout (Fiddle) spielten zeitgenössische Folkmusik aus Schottland. Die von den beiden Musikern selbst komponierten Stücke machten dort weiter, wo das Danish String Quartet aufgehört hatte: Es wurde tänzerisch, euphorisch, ein sichtlicher Spaß für die Musiker. So sehr, dass sie knapp eine Stunde überzogen - und Teile des Publikums schon gegangen waren. Hätte man auf Beethoven verzichtet, wäre das Programm runder und kürzer gewesen. Deutlich klassischer war das zweite Konzert. Die Pianistinnen Shani Diluka und Akiko Yamamoto spielten die Fantasie f-Moll für vier Hände von Franz Schubert mit sakraler Schwere im Hauptthema. Dann kamen die Gastgeber dazu: Im Klavierquintett Es-Dur von Schumann zeigte Quatuor Ebène mit Shani Diluka, wo die Qualitäten des Quartetts liegen: Einerseits intensiv und kraftvoll im ersten Satz und dennoch so zart im zweiten, das dessen Ende zum Himmel zu schweben schien.

Höhepunkt des zweiten Konzertes war aber ohne Zweifel der Auftritt von Lisa Batiashvili. Sie hatte das Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett D-Dur von Ernst Chausson dabei. Ein Komponist, dessen Unbekanntheit unerklärlich scheint, wenn man Batiashvili, Akiko Yamamoto und Quatuor Ebène erlebt hat. Mit einer Tonsprache zwischen César Franck und Claude Debussy ist das Werk voller Spannung. Die kosteten die Musiker aus, Batiashvili fand genau die richtige Phrasierung, verstand sich blind mit den Kollegen. Der zweite Satz dürfte zu den intensivsten Konzertmomenten der jüngsten Zeit gehören.

Keine zwei Stunden später stand Quatuor Ebène im dritten Konzert mit dem Klarinettisten Martin Fröst und Werken von Johannes Brahms auf der Bühne. So entstand ein Kammermusikwochenende mit vielen Facetten, bei dem die Gäste am Ende etwas mehr strahlten als die Gastgeber. Aber das gehört sich wohl für eine gute Party so.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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