Süddeutsche Zeitung

Festival:Djangos Erben

Sechs Konzerte an drei Tagen: Zum fünften Mal bringen die Veranstalter der "Gypsy Jazz Tage" im Fraunhofer nationale und internationale Künstler auf die Bühne

Von Oliver Hochkeppel

Ein kleines Jubiläum können Daniel Fischer, selbst vielbeschäftigter Hot-Jazz-Musiker, und Christian Bartl in diesem Jahr als Veranstalter feiern: Zum fünften Mal gehen nun ihre "Gypsy Jazz Tage" im Fraunhofer über die Bühne. Schon jetzt sind die sechs Konzerte an drei Tagen fast ausverkauft - Beweis für die stetig wachsende Attraktivität des von Django Reinhardt begründeten und heute sowohl traditionell bewahrte wie in neue Richtungen weiterentwickelte Stils, der lange der einzig authentische europäische Jazz war.

Wieder richtete sich das Augenmerk dieses kleinen Festivals sowohl auf die heimische wie die internationale Szene. So heizen beim Auftakt zunächst Die Drahtzieher, das Trio des Regensburger Gitarristen David Klüttig mit Rhythmusgitarrist Bobby Guttenberger und Bassist Kolja Legde für den Stargast an: Duved's Prebop Orchestra, das von den zwei Parisern Adrian Delmer an der Violine und Duved Dunayevsky an Gitarre und Banjo geleitet wird. Ihr Orchester folgt zwar der Ästhetik des klassischen Manouche-Sounds, präsentiert aber eine moderne Interpretation der musikalischen Tradition des europäischen Swing. So unterscheidet sich schon Dunayevskis Gitarrenspiel deutlich von Reinhardts Gypsy Swing, erst recht der Bläsersatz und die Rhythmusgruppe, die hier mit herausragende Musikern der süddeutschen Jazzszene besetzt sind, zum Beispiel mit den Holzbläsern Jakob Lakner und Jan Kiesewetter, dem Trompeter Julian Hesse, der Bassistin Julia Hornung oder dem - sonst durch seinen Techno-Jazz bekannten - Pianisten Leo Betzl. Duved Dunayevski wird am Samstag, 18. Mai, auch einen Gitarrenworkshop geben. Und wer seinen Auftritt hier nicht schafft, hat am Freitag, 17. Mai, im Jazzclub Augsburg nochmal die Gelegenheit dazu.

Auch am zweiten Abend ist die Vorband weit mehr als nur "Support". Die drei Brüder Nino, Chekel und Nando Franz aus München vereinen in ihrem The Franz Ensemble (mit Robin Jermer am Bass) kunstvoll europäische mit amerikanischer Jazztradition, gehört zu ihren verinnerlichten Vorbildern doch nicht nur Django Reinhardt, sondern auch Biréli Lagrène und George Benson. Nach ihnen gibt sich dann wieder Berlins Avantgarde des Gypsy Jazz die Ehre. Django Lassi fordern mit Experimentierfreude und Spontanität die Gypsy-Tradition heraus, denken sie weiter, fügen ihr neue, spannende Balkan-Anekdoten hinzu.

Zum großen Finale kommt mit dem Gitarristen Angelo Debarre eines der großen Originale des Gypsy Swing, der auf einer Stufe mit den freilich hierzulande bekannteren Biréli Lagrène oder Stochelo Rosenberg steht. Im Trio mit seinem Sohn Raangie und dem Pariser Szene-Bassisten William Brunard geht es quer durch alle Facetten und Epochen des Genres, schnörkellos arrangiert, durchzogen von archaischer, instiktsicherer Improvisation. In alter Pariser Tradition wird Angelo Debarre zwei 70-Minuten-Konzerte spielen.

5. Gypsy Jazz Tage; Donnerstag bis Samstag, 16. bis 18. Mai, Theater im Fraunhofer, Fraunhoferstraße 9

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Quelle:
SZ vom 15.05.2019
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