Festival:Die Welt zu Gast in Ebersberg

Festival: Eine der großen Hoffnungen des iberischen Jazz': die Trompeterin Andrea Motis.

Eine der großen Hoffnungen des iberischen Jazz': die Trompeterin Andrea Motis.

(Foto: Carlos Pericas)

Das "EBE-Jazz" genießt in der Szene einen ausgezeichneten Ruf. Das liegt vor allem an den Machern, die selbst Musiker sind. Gäste sind unter anderen die Spanierin Andrea Motis und US-Star Pee Wee Ellis

Von Oliver Hochkeppel

Zusammen ist man stärker - das hat sich selbst im Jazz herumgesprochen, der Spielwiese von Individualisten und Einzelkämpfern. Wie es funktionieren kann, exerziert man seit Jahren im Landkreis Ebersberg vor. Die wichtigsten Repräsentanten der Szene, vom Bassisten und langjährigen Veranstalter der "Ebersberger Jazzdays" Josef Ametsbichler über seinen weltreisenden Kollegen Martin Zenker bis zu Institutionen wie dem Alten Kino Ebersberg oder der Musikerinitiative Grafing, schlossen sich 2014 zur IG Jazz zusammen, um die leicht versickernden Einzel-Initiativen zu bündeln und alle zwei Jahre ein richtig großes Ding auf die Beine zu stellen: das Festival "EBE-Jazz".

Von Samstag an geht es also in die dritte Ausgabe, die dem gemeinsam ausgetüftelten und vom künstlerischen Leiter Martin Zenker bestückten Erfolgsrezept folgt: Die Vielfalt der Macher auch im Programm abzubilden, um damit ein breites Publikum anzusprechen. Und mit Qualität klar zu machen, dass der Jazz das musikalische Feld ist, auf dem aktuell am meisten passiert. Zum Auftakt etwa hat man sich die erst 24 Jahre alte spanische Trompeterin Andrea Motis geholt, eine der großen Hoffnungen des iberischen Jazz, nicht erst, seit sie vor drei Jahren vom amerikanischen Major Universal für das legendäre Label Impulse Records rekrutiert wurde. Von Veteranen des spanischen Jazz wie dem Bassisten Joan Chamorro oder dem blinden Pianisten Ignasi Terraza unterrichtet (beide sind nun Begleiter in ihrem Quintett), greift Motis stark auf die Jazztradition zurück, auch bei ihrem aktuellen Programm "Do outro lado do azul", wo es in Richtung Brasilien geht. Dazu passt als Gast perfekt Scott Hamilton, der Klassic-Jazz-Saxofon-Großmeister.

Mit diesem Eröffnungsabend ergeben drei Doppelkonzerte das Korsett des Festivals. Alle bringen heimische Größen mit internationalen Stars zusammen, so das Duo des Pianisten Valentin Findling und des Gitarristen Christian Bekmulin - aktuelle Förderpreisträger des Bayerischen Landesverbandes Jazz - mit dem Funk-Musiker Pee Wee Ellis und seiner achtköpfigen Band. Oder das Landes-Jazz-Ensemble Bayern, eine All-Star-Band mit hiesigen Cracks wie Tizian Jost, Henning Sieverts oder Claus Reichstaller, mit dem Trio von Joey DeFrancesco, dem König der Hammond-Orgel. Und schließlich Paulo Morellos Brazil Quartet Sambop mit der Supergroup von Dave Liebman, Randy Brecker, Mark Copland, Drew Gress und dem Schlagzeuger Joey Baron mit ihrem New Yorker Powerjazz.

Rund um diese Konzerte ist alles geboten, was man sich zu Jazz noch vorstellen kann. Von den Ausstellungen "45 Jahre Jazz in Grafing" und "Fotografie & Jazz" mit Coverfotos von Thomas Wunsch für das heuer 50 Jahre alte ECM-Label über Jazz für Kinder und Jugendliche, Workshops, Tutorials und Vorträge vom "Artist in Residence", dem Gitarristen Andreas Dombert, bis zum Experiment von Piet Klocke und Nicole Johänntgen, Jazz und Kabarett zusammenzuspannen. Für ein vermutlich ebenso berührendes wie erhebendes Finale sorgt Duke Ellingtons "Sacred Concert" mit der EBE-Jazz-Bigband und den Stimmen des Choirs Crossing und der Solo-Sopranistin Alma Naidu.

EBE-Jazz 19, Samstag, 12., bis Sonntag, 20. Oktober, Ebersberg, www.ebe-jazz.de

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