Süddeutsche Zeitung

Festival:Die Tradition von morgen

Das "Alpenspektakel" auf Gut Sonnenhausen bei Glonn konzentriert sich heuer ganz auf die Musik. Mit "Ramsch & Rosen" und "Federspiel" hat man zwei aufregende Gruppen zu bieten

Von Oliver Hochkeppel

Schon nach zwei Ausgaben hat es sich etabliert, das "Alpenspektakel" auf Gut Sonnenhausen bei Glonn. Jenes kleine Festival, das fröhlich-festliche Atmosphäre und bayerisch-bodenständige Kulinarik mit in jeder Weise grenzüberschreitender Musik aus dem Alpenraum kombiniert. Dafür stehen der Metzgerrebell, "Basic"-Mitgründer und "Greenpeace"-Vorstand Georg Schweisfurth als Hausherr und die Sängerin und Agenturbetreiberin Stefanie Boltz als künstlerische Leiterin. Sie hat damit der seit fünf Jahren bestehenden Konzertreihe im ehemaligen Reitergut, das jetzt ein ungewöhnliches Tagungs- und Hochzeitshotel ist, ein Krönchen aufgesetzt.

Freilich ist seit dem vergangenen Jahr einiges passiert: Ein Großbrand hat die große Scheune, das Löschwasser dann das angrenzende Bauernhaus erwischt. Ähnlich wie einst auf Schloss Elmau nutzte Georg Schweisfurth das Malheur als Chance: Ein großer neuer Hotelflügel mit einem weiteren multifunktionalen Veranstaltungsraum, der Sonnenhausen auch bei den Kulturveranstaltungen noch flexibler machen wird - ist fast fertig. Einschließlich der Absenkung einer kompletten Wiese um mehrere Meter nahmen und nehmen die Bauarbeiten gehörig Zeit, Geld und das Gros der Parkplätze in Anspruch. Ein Kultur-Festival mit Volksfest-Charakter, das sich über ein komplettes Wochenende erstreckt, war deshalb heuer nicht zu stemmen. Aber auch aus dieser Not macht man jetzt eine Tugend, mittels eines neuen biennalen Turnus: Heuer und dann alle zwei Jahre steht die Musik mit einem Doppelkonzert an einem Tag ganz im Mittelpunkt. In den Jahren dazwischen werden Kulinarisches und ein Rahmenprogramm mit Ausstellern, Vorträgen und Workshops die Konzerte begleiten und zum gewohnten Wochenendfestival runden.

"Alpenspektakel - Das Konzert" heißt es also jetzt am 22. September. Nichts geändert hat sich freilich am Anspruch, Musik zu präsentieren, die mit starren Traditionen bricht, ohne den heimatlichen Boden zu verlassen; die mit Elementen der verschiedensten musikalischen Genres jongliert und so Neues entstehen lässt, ohne ihren alpenländischen Ursprung, in diesem Fall die österreichische Herkunft zu verleugnen. Erfüllen wird ihn zunächst das Duo Ramsch & Rosen mit Julia Lacherstorfer an Geige, Bratsche, Gesang, Schellen und Trommeln sowie Simon Zöchbauer an Zither, Trompete, Gesang, Shruti Box und elektrischer Tampura. Volksmusik zwischen früher und jetzt nennen sie selbst, was sie spielen. Eine fulminante, virtuos gespielte Melange aus entstaubten alten Melodien und frischen Ideen, sie sich ihnen aufdrängen. In welchem Geist sie musizieren, zeigt auch die ebenfalls existierende Quartettbesetzung von Ramsch & Rosen, in der dann der Bassist Lukas Kranzelbinder spielt, der aktuell mit seiner Band Shake Stew gerade die europäische Jazzszene aufrollt.

Simon Zöchbauer bleibt dann gleich auf der Bühne, ist er doch auch Mitglied bei Federspiel, gewissermaßen dem österreichischen Pendant zu La Brass Banda. Sechs Blechbläser und der Klarinettist Frédéric Alvarado-Depuy, alle sieben auch stimmlich gut disponiert, zerlegen seit 2004 Volksmusik aus aller Welt, rekombinieren sie und lassen sie im Konzertsaal im und für den Moment neu entstehen. Ihr aktuelles Album "Smaragd" gewann unter anderem den Preis der Deutschen Schallplattenkritik; unlängst spielten sie im legendären Wiener Konzerthaus, jetzt sind sie also in der Reithalle von Gut Sonnenhausen zu erleben.

Alpenspektakel, Samstag, 22. September, 18.30 Uhr, Gut Sonnenhausen bei Glonn, t 21 83 73 00

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Quelle:
SZ vom 21.09.2018
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