Süddeutsche Zeitung

Festival Burning Man:Eine Sauna in der Wüste

Das finnische Architekturbüro JKMM hat für das Burning-Man-Festival in Nevada einen "Steam of Life"-Pavillon gebaut, inklusive Sauna.

Von Laura Weissmüller

Jetzt sind sie wieder abgebaut, die Zelte und die wundersamen Fantasiegebäude, die jeden Sommer für das Burning Man Festival in der Black Rock Desert im US-Bundesstaat Nevada errichtet werden. Dieses Jahr muss der Eindruck einer urbanen Fata Morgana noch etwas surrealer gewesen sein, man könnte auch überhitzt dazu sagen. Denn zwischen all den tangatragenden, muskelbepackten und mit Fliegerbrille ausgestatteten Menschen und ihren wesenhaften Fortbewegungsmitteln stand doch tatsächlich eine Sauna, entworfen von dem finnischen Architekturbüro JKMM. Aus Holz. In Form eines perfekten Kreises. Was symbolisch ja irgendwie Sinn macht, denn ist das Leben nicht genau das: ein endloser Kreislauf aus Schwitzen und wieder Abkühlen?

Keinen großen Sinn macht es allerdings, mitten in einer Wüste in die Sauna zu gehen. Auch wenn die Beteiligten von einem erfrischenden Effekt sprachen, dürfte der "Steam of Life"-Pavillon eher aus dem Gestus einer gewissen Selbstherrlichkeit heraus entstanden sein, frei nach dem Motto "Weil wir es können, machen wir es auch". Die Sinnfrage stellt sich dabei nicht. Damit passt die finnische Sauna in der Wüste vermutlich besser zum Festival als man es auf den ersten Blick glauben mag. Denn Burning Man hat sich längst zum Lieblings-Spieleparadies der Tech-Giganten entwickelt. CEOs wie Mark Zuckerberg, Larry Page oder Elon Musk, sie alle waren schon mal da, nicht einfach mit Zelt und Fahrrad, um übers Gelände zu kurven, sondern mit Helikopter, privatem Koch und diversen Klimaanlagen in ihren nicht von eigener Hand, sondern von Angestellten errichteten Luxuscamps. Teslas CEO Musk ging sogar soweit, Burning Man als "Silicon Valley" zu bezeichnen. Da passt es, dass die Ticketpreise seit 1994 in die Höhe geschnellt sind, von 35 Dollar auf über 400 Dollar, und langjährige Burning-Man-Festival-Gänger sich schon über diese Art der Gentrifizierung ärgern. Dabei findet offenbar in der Wüste nur das zusammen, was zusammengehört: Denn was wollen die Silicon-Valley-Sprösslinge anderes, als sich die Welt so zusammenzusetzen, wie sie ihnen gefällt.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2019
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