Festival:Allzeit inspiriert

Festival: Ernst ist nicht alles im Leben - Rolando Villazón liebt es, wenn Musik und Theater zusammenkommen. In jedem Fall glüht er für die Bühne.

Ernst ist nicht alles im Leben - Rolando Villazón liebt es, wenn Musik und Theater zusammenkommen. In jedem Fall glüht er für die Bühne.

(Foto: Harald Hoffmann/Deutsche Grammophon)

Vor zwei Jahren übernahm Rolando Villazón die Leitung der Mozartwoche in Salzburg - auf die eine oder andere Art ist er bei jedem kommenden Programmpunkt beteiligt

Von Egbert Tholl

Man kann sich den Moment nicht vorstellen, an dem Rolando Villazón von seinem glühenden Enthusiasmus auch nur einen Hauch einbüßen könnte. Konkret gilt das erst einmal dann, wenn man ihn nur ganz nebenbei nach einem Konzert fragt, das ihn im Mai nach München kommen lässt: Zusammen mit dem Ensemble L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar wird er in der Philharmonie Monteverdis "L'Orfeo" aufführen, an sich konzertant, aber dann halt doch nicht. Konzertant mit Notenpult und so geht bei ihm ohnehin nicht, irgendwie wird es halbszenisch sein, denn die Produktion, die vor ein paar Jahren in Bremen und Bukarest gezeigt wurde, sei viel zu wertvoll, um damit nicht auf Tournee zu gehen. Das geschieht in diesem Jahr, "eine Reise durch alle Gefühle, mit allen Solisten, die ganze Oper".

Eigentlich wollte man Villazón nach dem Programm der Salzburger Mozartwoche fragen, die von 23. Januar bis 2. Februar stattfindet, deren Leitung er vor zwei Jahren übernahm und die 2019 eine Auslastung von 94 Prozent erreichte. Mit einem Programm, das nur aus Mozart bestand. So geht es weiter, Mozart und nur Mozart, wenn auch mit einem kleinen Kniff, denn als größte Produktion inszeniert Robert Wilson Händels "Messias" im Haus für Mozart. Das kommt so, und da funkelt Villazón wieder: Mozart bearbeitete Händels Oratorium, machte es sich zu eigen, schrieb neue Musik für die Bläser, kürzte es um 20 Minuten - "aber das Halleluja ist dabei, das ist wichtig, damit die Leute Karten kaufen". Villazón wollte keine Religion und keine Geschichte, deshalb fragte er Wilson und bekommt nun ein "Gemälde auf der Bühne", eine Lichtinstallation, Bildertheater von einem seiner Großmeister. Aufführungen sind am 23., 26. und 31. Januar, Marc Minkowski dirigiert die Musiciens du Louvre. Eine weitere Händel-Bearbeitung Mozarts dirigiert am 28. Januar Christina Pluhar im Mozarteum, nämlich die "Ode auf St. Caecilia".

An jedem Programmpunkt der Mozartwoche sei er beteiligt, zumindest im Reden darüber, direkt im Entwerfen oder als Künstler. Selbst richtet Villazón eine konzertante Aufführung des "Figaro" in der Felsenreitschule szenisch ein, er besprach mit Daniel Barenboim dessen auf vier Jahre angelegten Zyklus, bei dem dieser als Dirigent und Pianist agieren wird, besprach ein Programm nach dem anderen, ob das von Kristian Bezuidenhout, Daniel Harding oder Mojca Erdmann. Viele Alte-Musik-Spezialisten werden in Salzburg zu Gast sein, aber Musik ist stets das eine, Theater das andere, am besten ist halt beides zusammen. So setzt sich Villazón eine rote Nase auf, weil im Marionettentheater in "Punkitititi!" ein New Yorker Clown auf Mozarts Faschingspantomime treffen wird. Und berichtet von weiteren Abenteuern, von einem Mozart-Bingo beispielsweise oder "Mozart Moves!".

Das ist kein Ballett. Das sind sieben Theaterstücke. Was Mozart hier bewegt, ist die Inspiration von Dichtern. Ein Schwerpunkt der Mozartwoche in diesem Jahr ist die Musik für Holzbläser. Nun spukte in Villazóns Kopf und in dem von Carl Philip von Maldeghem die Erinnerung an einen Abend mit inszenierten Shakepeare-Sonetten herum. So kamen sie auf die Idee, an sieben Autoren - darunter Eric-Emmanuel Schmitt, Jorge Volpi oder Martha Bátiz - Bläser-Divertimenti von Mozart zu schicken, auf dass sich von der Musik die Dichter inspirieren ließen. Einzige Vorgabe: nichts Biografisches schreiben. Sieben völlig unterschiedliche Dramolette seien so entstanden, Science-Fiction, politisch, poetisch, ein Thriller oder auch Horror. Für die Aufführung holte sich Villazón Christina Piegger als Ko-Regisseurin und Reginaldo Oliveira als Choreografen, es spielen Schauspieler und Tänzer vom Landestheater. Villazón baute die Szenen zu einem großen Bogen zusammen, aber so, wie er den beschreibt, muss man sich das schon selber anschauen, am 27. oder 30. Januar oder am 2. Februar im Salzburger Landestheater.

Salzburger Mozartwoche, 23. Januar bis 2. Februar, www.mozarteum.at

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