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Feste - Cottbus:Sorbisches Christkind kommt in der Vorweihnachtszeit digital

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Cottbus (dpa/bb) - Bräuche gehören bei den Sorben in der Lausitz zur Vorweihnachtszeit - in Corona-Zeiten ist mitunter Erfindergeist nötig, um sie auch begehen zu können. Ein Brauch ist das Jänschwalder Christkind (Janšojski bog) - der Niederlausitzer Vorbote des Weihnachtsfestes. In diesem Jahr kann es wegen der Corona-Pandemie nicht ohne das Einhalten der Abstandsregeln traditionell seinen Segen in die "Stuben" bringen und kommt deshalb per Videobotschaft ins Haus.

Möglich macht das das Wendische Museum in Cottbus in Zusammenarbeit mit dem Dachverband sorbischer Vereine, "Domowina", und dem Witaj-Sprachzentrum. Es hat das Jänschwalder Christkind zu einem Filmdreh eingeladen, wie Museumskuratorin Christina Kliem der Deutschen Presse-Agentur erzählt. So können Kinder und Eltern auf Abstand am alten Brauch des Christkindes teilhaben.

Das "Gotteskindlein", zu DDR-Zeiten auch "Bescherkind" genannt, geht sonst jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit schweigend in festlicher niedersorbischer Tracht von Haus zu Haus und verteilt Nüsse, Äpfel und Süßigkeiten. Es segnet die Menschen durch ein Streichen über die Wange und einen leichten Schlag mit einer Reisigroute auf die Schulter. Derjenige, der gestreichelt wird, bleibt im kommenden Jahr gesund - so die Überlieferung.

In dem kleinen Film, der laut Kliem auch an Schulklassen geschickt werden soll, hat das verhüllte Christkind zwei Begleiterinnen an seiner Seite. Sie berichten auf sorbisch und deutsch über diese alte Tradition und begleiten sie mit Geschichten und Liedern.

Kliem sieht diese Idee gleichzeitig auch als Bildungsauftrag, um Kindern die sorbischen Bräuche Kindern zu bringen. Zudem sei es angewandter Sprachunterricht. "Die Kinder werden im Film gebeten, sich für den Gruß des Christkindes auf sorbisch in Form von Liedern und Geschichten und Bildern zu bedanken."

In der Gegend um Schleife und Hoyerswerda in der Oberlausitz wird dieser Brauch ebenfalls gepflegt, wie Werner Meschkank, Kurator des Museums berichtet. In den sieben Dörfern der Region um Schleife etwa, wo das Christkind "dźěćetko" (Kind) genannt wird, habe jedes Dorf ein Christkind mit eigener Tracht. Es durfte einst der Legende nach die Gemeindegrenze nicht übertreten und keinem anderen Kind begegnen, denn das könnte Unglück bedeuten. Heute werden die sieben Christkinder traditionell in der Kirche zu Schleife am ersten Adventssonntag gesegnet. Wegen Corona erhielt in diesem Jahr allerdings nur ein Christkind die Segnung.

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