Fernsehkritik: Uschi Obermaier bei "Beckmann":"Jimi Hendrix? Ein Three-Night-Stand"

Sie trifft sich gern mit ihren Ex-Freunden - sofern sie noch leben: Uschi Obermaier und Rainer Langhans gehen in die kommunale Talk-Offensive - im TV.

Julia Teichmann

Reinhold Beckmann kündigte sie an mit den Worten: "Jetzt möchte ich allein sein - mit Uschi Obermaier." Er sagte es zum ARD-Wetterexperten Jörg Kachelmann, das ist verständlich, denn der hat in der Kommune I auch in der Rückschau nichts verloren. Einiges im Verlauf der Sendung deutete aber darauf hin, dass Beckmann recht froh war, beim Alleinsein mit Uschi wenigstens noch Publikum zu haben.

Denn Uschi Obermaier kam ziemlich bald richtig in Fahrt. Auf lahme Fragen hat sie keine Lust, Rumdrucksen ist für sie ein Fremdwort. Für Reinhold Beckmann allerdings nicht, deshalb stellte er Fragen wie "Hast du gespürt, dass du eine besondere körperliche Ausstrahlung hast?"

Uschi: "Nö."

Das mit den verklemmten Fragen wurde und wurde nicht besser, Beckmann fand keine Gelegenheit, tiefenpsychologisch einzusteigen - diesen Mangel kompensierte er dann beim Auftauchen von Rainer Langhans -, also warf er biografische Stichworte in den Raum.

Uschi griff sie auf und erzählte: Allein. Mit tiefer Stimme, in gemäßigtem Bayerisch und kaum zu stoppen. Sie trug ein lila Jackett, eine schwarze Ballonkappe mit silbernem Stern vorne drauf, der ihre Talk-Offensive illustrierte und hatte ganz rote Lippen. Ein bisschen sieht sie aus wie die Schwester von Mick Jagger, dachte man, und dass sie das irgendwie ja auch ist.

Von München-Sendling erzählte sie und dass es sich dort so anfühlte, als sei man schon tot. Sie wollte raus, zog nach Schwabing und von da nach Berlin in die berühmte Kommune I. Affären mit Mick Jagger, Keith Richards ("In den Keith hab' ich mich wirklich verliebt") und Jimi Hendrix ("Ein Three-Night-Stand") folgten.

Beckmann fragte: Wie kam es zu Ihrer Liebesbeziehung mit Mick Jagger?" Uschi: "Das ging schnell. Den wollte doch jeder." Eins zu Null für Uschi. Beckmann hakte trotzdem nach: Mick Jagger sei ja gar kein richtiger Mann gewesen, wie der sich auf der Bühne bewegt und so... "Ein reiner Machotyp", belehrte ihn Uschi, "der bringt's nicht."

Später brachte sie ihre Art, so unverstellt zu erzählen, selbst auf den Punkt und sagte: "Instinkt ist ja auch ein Talent". Gestern Abend brachte ihr Instinkt den routinierten Night-Talker, der stets versucht, aus verstockten Menschen Geheimnisse herauszukitzeln, aus dem Konzept.

Üblicherweise geht Beckmann nach dem Rezept vor, aus seiner eigenen Familie zu erzählen und scheinbar die Hosen herunterzulassen. Dass jemand schon ohne Hosen vor ihm sitzt, kommt wohl eher selten vor.

Als Rainer Langhans auftrat, war Reinhold Beckmann sichtlich erleichtert. Endlich wieder dankbare spirituelle Angriffsfläche, um drauflos zu schwafeln. Beckmann erzählte von seinem Vater, der im zweiten Weltkrieg Soldat war, und dass er Langhans' Gerede von der Mördergeneration und dem kollektiven Unterbewussten weit von sich weise.

Beckmann fragte Langhans, was ihm zuerst an Uschi gefallen habe. Langhans antwortete: "Ich dachte, das ist die Frau, die in mir drin ist." Beckmann: "Ein Teil von Ihnen ist also auch eine Frau?"

Endlich wendete sich Rainer Langhans Uschi Obermaier zu, die das Gespräch skeptisch verfolgte. Jetzt kam der Höhepunkt der Sendung:

Obwohl sich beide erst letzten Herbst gesehen haben (Uschi: "Ich halte gern Kontakt mit meinen Verflossenen, sofern sie noch leben."), geht es rasch zur Sache: Uschi behauptet, dass Rainer sich sexuell verweigert hätte und verklemmt war. Rainer widerspricht lauthals. Uschi beharrt auf Details.

Matthias Schweighöfer, Darsteller von Rainer Langhans im Uschi-Obermaier-Film "Das Wilde Leben" kaut Fingernägel und ist gebannt, ähnlich geht seiner Kollegin Natalie Avelon, die die Uschi spielt. Beckmann verharrt in Schockstarre. Als es verspricht, richtig spannend zu werden, unterbricht er. Er fragt Matthias Schweighöfer, wie es ihm gehe, und meint dabei wahrscheinlich sich selbst.

Schweighöfer antwortet, er habe einen ganz trockenen Mund.

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