Feminismus:Handbuch gegen Sexismus

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Von ELISABETH GAMPERL

Sei nicht so hysterisch. Sei nicht so sensibel. Du Rabenmutter. Wir haben leider keine Frau für dieses Podium gefunden. - Sexistische Aussagen über Frauen sind so ermüdend wie vorhersehbar. Binär festgelegte Unterschiede zwischen den Geschlechtern rechtfertigten teilweise seit Jahrhunderten eine Ungleichbehandlung im Berufs- wie Privatleben. Frau emotional, Mann rational, und so weiter - man kennt diese Mythen. Doch wie geht man mit diesen Klischees um, ohne das Weihnachtsessen mit der Familie zu sprengen oder es sich mit den Kollegen oder gar dem Chef zu verscherzen? Gegen all diese Fallstricke gibt es jetzt eine Handlungsanleitung, herausgegeben von dem österreichischen Frauennetzwerk Sorority: "No More Bullshit - das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten". Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst zerpflücken in 18 Beiträgen die gängigsten Parolen.

Jetzt bitte keine Panik. Das Handbuch hat nicht vor, das Gegenüber als Idioten dastehen zu lassen. Im Gegenteil. Auf den ersten Seiten wird erklärt, wie man sich in hitzigen Diskussionen fair verhält, dass man nicht moralisierend und wertend auftreten, hingegen etwa Einigkeit in Details suchen soll. Ganz schön ist auch die Entscheidungshilfe, ob es sich überhaupt lohnt, mit jemandem in den Ring zu steigen. Es lohnt sich fast immer zu kontern, außer man ist müde oder im Stress. Es gibt auch einen Exkurs darüber, was Wahrheit bedeutet.

Das Buch bündelt unterschiedliche Tonalitäten und Ansichten. Es ist an manchen Stellen sehr lustig, und die Ansichten der einzelnen Autorinnen sind erfrischend divers. Während die Wissenschaftlerin und Rapperin Lady Bitch Ray in "Verstehst du keinen Spaß?" den Wissenschaftsbetrieb als "Fuckademia" bezeichnet und das Wort "Bitch" verteidigt, schlüsselt die Soziologin Laura Wiesböck auf, warum die Aussage "Ich bin für Humanismus, nicht Feminismus!" nicht passt - das eine ist eine philosophische Denkrichtung, das andere eine politische Bewegung. Auch Männlichkeit wird in den Beiträgen entgiftet, denn das sogenannte starke Geschlecht ist verletzlicher, als es ihm die Gesellschaft oft zugesteht.

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