Verhalten in der Pandemie:Ein bisschen Wut muss sein

Verhalten in der Pandemie: Doppeltes Feindbild: Karnevalisten als Kirchgänger, hier im Kölner Dom.

Doppeltes Feindbild: Karnevalisten als Kirchgänger, hier im Kölner Dom.

(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Skifahrer, Karnevalisten, Kirchgänger: Die Pandemie bringt ganz neue Feindbilder hervor. Handelt es sich um gesellschaftliche Notwehr?

Von Andrian Kreye

Wut und Hass können etwas Befreiendes haben. Leider braucht man dafür aber Feindbilder, welche die Bewohner der freiheitlich-demokratischen Gesellschaften jedoch über die Jahre abgelegt haben. Der Pandemiewinter nun liefert den Grollenden unter den Vernünftigen gleich eine ganze Palette neuer Hassobjekte, die man getrost verdammen, verbannen und sogar beschimpfen darf. Dazu gehören Skifahrer, Karnevalisten, Kirchgänger, Yogaturner, Chorsänger und Mannschaftssportler jederlei Geschlechts, Hautfarbe oder Einkommensstufe. Also ausgerechnet jene Stützen der Gesellschaft, Muster- und Kleinbürger, die sich um Gesundheit, Gemeinschaft und Freundschaften kümmern. Soziologie und Verhaltensforschung werden da noch eine Weile zu kauen haben, was sich da alles mit dem Virus um 180 Grad gedreht hat. Das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern veröffentlichte im November schon eine erste Studie, die besagt, dass sich Vertrauen, Kooperations- und Hilfsbereitschaft während der Pandemie sogar innerhalb der Familien verringern.

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