Faye Dunaway zum 70.:Die Herrin von New Hollywood

In den späten sechziger Jahren war Faye Dunaway das böse Mädchen zu den bösen Jungs, galt als Vorbotin der sexuellen Revolution - und wollte später auch abseits der Leinwand nicht brav sein. Nun wird sie 70.

Susan Vahabzadeh

New Hollywood wäre nicht dasselbe gewesen ohne Faye Dunaway, ohne das junge Mädchen mit dem scharf geschnittenen Gesicht und den hohen Wangenknochen, bei dem man nie weiß, ob es nicht eine Spur zu hart und zu perfekt wirkt, um wirklich schön zu sein. Als in den späten sechziger Jahren eine neue Generation von Filmemachern ausrückte, um Filme über böse Jungs zu machen, da war Faye Dunaway das böse Mädchen dazu - immer ein wenig zäher als die Jungs, die sie liebten.

Faye Dunaway wird 70

Faye Dunaway machte der langsame Siegeszug, mit dem "Bonnie und Clyde" die Kinos eroberte, zum Star.

(Foto: dapd)

Faye Dunaway, am 14. Januar 1941 in als Tochter eines Offiziers in Florida geboren, machte 1962 ihren Schauspiel-Abschluss an der Universität von Boston, legte dann gleich am American National Theatre los, 1965 kamen erste Filmrollen - und 1967 dann gleich der Part ihres Lebens: die berechnende Gangsterbraut Bonnie in Arthur Penns "Bonnie und Clyde", jenem Film, mit dem 1967 New Hollywood überhaupt erst begann.

Sie hatte sich gegen Natalie Wood und Jane Fonda durchgesetzt, als die Rolle vergeben wurde. Dunaway entsprach dem Schönheitsideal der DepressionsÄra. Ihre Bonnie ist eine Dreißiger-Jahre-Figur, die sich mehr auf das Kino dieser Zeit bezieht als auf die echte Bonnie Parker - aber in ihrem Drang nach einer Freiheit, die ihr nicht zugestanden wird, war sie vor allem auch eine Vorbotin der sexuellen Revolution.

Faye Dunaway machte der langsame Siegeszug, mit dem "Bonnie und Clyde" die Kinos eroberte, zum Star. Fast zeitgleich kam dann der nächste legendäre Film - sie spielt die einzige Frau, die den kriminellen Abenteurer Steve McQueen reizen kann in "Thomas Crown ist nicht zu fassen". Es gab dann noch zwei ganz große, unvergessliche Rollen: in Roman Polanskis "Chinatown" (1974) spielte sie John Hustons Tochter, deren Geheimnis Jack Nicholson auf den Grund kommen will. Und dann machte sie, 1975, mit Sydney Pollack und Robert Redford den wunderbaren, herbstlichen Agentenkrimi "Die drei Tage des Condor".

Diese Rolle war für Faye Dunaway etwas besonderes - die Fotografin Kathy, die sie da spielt, die Redford als Geisel nimmt in ihrer eigenen Wohnung und die, als sie erkennt, dass er ihr nichts tun will, um sein Leben kämpft, sich auf seine Seite schlägt und sich in ihn verliebt. Kathy war kühl, aber nicht kalt - nur eine sehr reservierte Frau, die ihre Emotionen lieber in Bildern ausdrückt als in Worten. Diese vier Filme haben das Jahrzehnt, die der Traum von New Hollywood währte, geprägt.

Erfahren Sie auf Seite 2, warum Faye Dunaway ihre Rolle als Bonnie nie los geworden ist.

Das Südstaatenmädchen

Aber nur Bonnie ist Faye Dunaway nie los geworden. "Die Rolle steht mir am nächsten", sagte sie. "ich bin ein Südstaatenmädchen wie sie. Wir teilen den Frust, in dieser Kleinstadtumgebung leben zu müssen und unbedingt raus zu wollen. Das war Teil dessen, was mich als Mädchen ausmachte."

Dass sie in den Jahrzehnten danach unendlich viele Rollen spielte, aber nur noch selten in guten Filmen - das lag auch ein wenig daran, dass sie jenseits der Leinwand nicht lieb sein mochte. Polanski hat sie am Set von "Chinatown" genervt mit ihren Allüren, und weil sie besessen war von ihrem perfekten Make-up - und ihm schließlich, so steht's in Peter Biskinds "Easy Riders, Raging Bulls", eine Tasse voll Urin ins Gesicht schüttete. Keine guten Voraussetzungen für eine lange, erfüllte Karriere - zumal sie eben noch einer Generation von Schauspielerinnen angehörte, die sich schwer tat, Arbeit zu finden jenseits der Dreißig.

Dennoch waren da noch ein paar andere bemerkenswerte Auftritte: eine angsteinflößend Joan Crawford in "Meine liebe Rabenmutter" (1981), oder die vom Job besessene Fernsehjournalistin in Sidney Lumets "Network" (1976) - dafür bekam, sie nach zwei erfolglosen Nominierungen für "Bonnie und Clyde" und "Chinatown", den Oscar. Und schließlich war da Robert Duvalls herrische Hauptfrau in Volker Schlöndorffs "Die Geschichte der Dienerin" (1990), sowie vor einigen Jahren ein Cameo, als Psychiaterin, im "Thomas-Crown"-Remake mit Pierce Brosnan.

Ansonsten arbeitete sie, und tut es immer noch, fürs Fernsehen, spielt Nebenrollen in Krimiserien - Allüren mag sie da immer noch gehabt haben, wählerisch war sie nicht. Vielleicht hat sie die Lösung ja gefunden: In diesem Jahr wird ihr erster eigener Film fertig, sogar das Drehbuch zu "Master Class" hat sie selbst geschrieben - und sich gleich in der Hauptrolle besetzt, als Maria Callas.

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