Favoriten der Woche:Wo Obama Nudelsuppe aß

Favoriten der Woche: In keinem Gourmetführer: Das Bún Chả Hương Liên in Hanoi, in dem sich Barack Obama mit Anthony Bourdain traf.

In keinem Gourmetführer: Das Bún Chả Hương Liên in Hanoi, in dem sich Barack Obama mit Anthony Bourdain traf.

(Foto: Pete Souza / White House)

Eine Weltkarte führt zu den besten Kneipen und Straßenlokalen, die in keinem Gourmet-Führer auftauchen. Diese und weitere Empfehlungen der Woche aus der SZ-Kulturredaktion.

Von Joshua Beer, Harald Eggebrecht, Andrian Kreye, Alexander Menden und Laura Weißmüller

Online-Weltkarte: Die besten Kneipen und Straßenlokale

Anthony Bourdain war nicht nur der Rockstar der Gastronomie, wie man in der soeben erschienenen Biografie "Down and Out in Paradise" nachlesen kann. Er hat auch die "Chowhound"-Bewegung bekannt gemacht. Die sucht weltweit nach den besten Straßenlokalen und Kneipen, die in keinem Gourmet-Führer auftauchen. Höhepunkt war der Abend, an dem er sich mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama zu Nudelsuppe, Dumplings und Bier im Imbisslokal Bún Chả Hương Liên in Hanoi traf. Ein Fan hat nun angefangen, sämtliche Orte, die Bourdain für die Dreharbeiten seiner über 300 Fernsehsendungen besuchte, auf einer Weltkarte zu markieren und mit Notizen zu versehen. Auf anthonybourdainworldmap.com findet man nun schon mehr als 1500 dieser Orte. Dokument einer Zeit, als das Reisen noch grenzenlos war. Andrian Kreye

Musik-CD: Jazzissimo

Favoriten der Woche: "Jazzissimo" (Genuin) mit Matthias Well und Lilian Akopova.

"Jazzissimo" (Genuin) mit Matthias Well und Lilian Akopova.

(Foto: Genuin)

Die Worte "leicht" und "luftig" schreiben sich locker hin, aber sie auf einem Instrument in mitreißende, lebendige Musik zu verwandeln, ist eine ganz andere Herausforderung. Dem Geiger Matthias Well und der Pianistin Lilian Akopova gelingt das auf ihrer CD "Jazzissimo" (Genuin) so fesselnd und scheinbar so unbeschwert, als könnte es gar nicht anders sein.

Dabei sind die Stücke dieses Programms voller Fallstricke und Fußangeln, was Geschmack, Stilsicherheit und Können angeht. Das heißt, beide Musiker müssen einen ungetrübten Sinn und unmittelbare Freude am Virtuosen haben, ohne allein in schnellen Läufen, bogentechnischem Geflitter und rauschenden Klavierkaskaden ihr Heil zu suchen. Der Bogen spannt sich von "Le boeuf sur le toit", dem Ochsen auf dem Dach, den Darius Milhaud 1919 dort so schwerelos und schräg hinaufschweben ließ, als sei's ein Papierflieger, weiter zu Maurice Ravels raffiniert kalkulierter Sonate mit einem geradezu wie unter Laborbedingungen ausgereizten Blues in der Mitte und dem rasenden Schluss-Perpetuum-mobile. Die elegant angeschrägte kapriziöse Carmen-Fantasy von Alexander Rosenblatt macht den Anfang gefolgt vom Nuevo Tango des Astor Piazolla, einem "Porgy and Bess"-Song von George Gershwin, den Jascha Heifetz einst arrangierte, und einem glitzernden "Kaleidoscope" von Vladislav Cojocaru als Weltersteinspielung. Das Ganze sprüht vor Witz, Geistreichtum und einer Fülle eben leicht hingetuschter, Staunen erregender Klangfarbenvielfalt.

Matthias Wells Geigenspiel wird nie klebrig, kitschnah oder gar schmalzig, weil er jedes Stück, jede Phrase und jede Volte dieser Musikauswahl ernst nimmt, ohne sie zu beschweren mit menschlichen oder technischen Schwierigkeiten. Daher klingt nichts "bewältigt", sondern alles attraktiv und animierend. Man kann also hier lernen, was es heißt, luftig, gewichtsfrei und dennoch genau und im edelsten Sinne seriös zu musizieren. Dazu passt Lilian Akopovas zupackende rhythmische Elastizität und ihre pianistische Pointensicherheit. Die Mühen jedenfalls, die dieses höchst anspruchsvolle Album beim Einstudieren sicher bereitet hat, haben die beiden Künstler in vergnüglichste musikalische Seiltänzerei und glänzende Akrobatik überführt ohne doppelten Boden. Harald Eggebrecht

Gruseln im Kino: Nacht der lebenden Toten

Favoriten der Woche: Weder rennen sie, noch hängen ihnen die Fetzen vom Leib: Die ersten Kino-Zombies wirken noch recht intakt.

Weder rennen sie, noch hängen ihnen die Fetzen vom Leib: Die ersten Kino-Zombies wirken noch recht intakt.

(Foto: imago stock&people)

100 000 Dollar reichten George A. Romero, um Filmgeschichte zu schreiben. So niedrig war das Budget für sein Regiedebüt "The Night of the Living Dead", das ihm 1968 den Durchbruch brachte und ein ganzes Genre lostrat: den Zombiefilm. Zu dieser cineastischen Geburtsstunde können Horrorfans nun zurückkehren. Mehr als 100 Kinos in Deutschland bringen den Kultfilm in einer 4K-restaurierten Fassung exklusiv am kommenden Montag, zu Halloween. Anders als die heute bekannten Zombies gestaltete Romero seine ersten Untoten noch recht karg: Bleichgeschminkt wanken sie im dunklen Wald vor dem Farmhaus der Überlebenden. Weil er Kosten sparen wollte, drehte Romero in Schwarz-Weiß - aus ästhetischer Sicht ein großes Glück. Unbedingt sehenswert, revolutionär auch wegen der schwarz besetzten Hauptrolle. Joshua Beer

Quadratische Kunst: Josef-Albers-Ausstellung

Favoriten der Woche: Der Künstler Josef Albers bei der Arbeit.

Der Künstler Josef Albers bei der Arbeit.

(Foto: John T. Hill)

Josef Albers dürfte im Kunstkosmos der mit Abstand bedeutendste Bottroper sein, einer der wichtigsten Vorläufer der Op-Art und des Color Field Painting. Als Lehrer am Black Mountain College in North Carolina beeinflusste der Handwerkersohn und Bauhausschüler Albers Künstler wie Robert Rauschenberg. Bottrop trägt der Bedeutung seines großen Sohnes trotz klammer Kassen in beispielhafter Weise Rechnung. Im Nordwesten der Stadt gibt es seit 1976, dem Todesjahr von Albers, ein ihm gewidmetes Museum, das Quadrat. Es ist benannt nach seiner bedeutendsten Bildserie, der von 1950 an entstandenen Reihe "Homage to the Square". In Öl, Offset und Seriengrafiken erforschte Albers unermüdlich die "Farbrelativitäten", die sich bei der Zusammenstellung verschiedener Farbtöne im Auge des Betrachters ergeben, und zwar in Form mehrerer ineinander verschachtelter Quadrate.

Heinz Liesbrock, seit 2003 Leiter des Bottroper Quadrats, hat nun zum Abschied vom Haus einen 13-Millionen-Euro-Anbau eröffnen können, dessen Errichtung vor allem seiner eigenen Unermüdlichkeit zu verdanken ist. Das Gebäude behebt das Problem notorischen musealen Platzmangels auf elegante Weise. Gestaltet vom Zürcher Architekturbüro Gigon/Guyer bietet es, von außen farblich dem dunkelgrauen Bestandsbau angeglichen, auf zwei Stockwerken zusätzliche 1400 Quadratmeter Ausstellungsfläche, verteilt auf acht Räume. Licht fällt von oben durch ein gläsernes Sheddach und seitlich durch große Fenster, die den Blick auf den umgebenden Park freigeben.

Anlässlich der Eröffnung hat Heinz Liesbrock eine Ausstellung kuratiert, die eine "Verbeugung vor dem Quadrat" vollzieht. Was die 160 aus aller Welt zusammengestellten Arbeiten zeigen, ist aber weniger eine Abfolge von Quadraten, sondern, in ebenso umfassender wie konzentrierter Form, eine geradezu meditative Untersuchung der Eigengesetzlichkeit von Farbe - von "Farbe als relativstes Mittel der Kunst", wie Albers selbst sagte. Neben thematisch nach Farben und ihren Abstufungen geordneten Räumen sind unter anderem auch die geometrischen Vorläufer der strengen Quadrat-Serie zu sehen, sowie ein Gedicht in Albers' eigener Handschrift über Paul Cézanne, dessen Auseinandersetzung mit Farbe für ihn wegweisend war. Ein gelungeneres Abschiedsgeschenk als eine solche Schau in einem solchen Neubau hätte sich kein Museumsdirektor der Welt machen können. Alexander Menden

Musik vom Lastenfahrrad: DJ-Bike in München

Favoriten der Woche: Kurz vor der Winterpause: das DJ-Bike von Ian Jakab.

Kurz vor der Winterpause: das DJ-Bike von Ian Jakab.

(Foto: Fabian Neisskenwirth)

Nein, um Party zu machen, habe er sein DJ-Bike nicht entwickelt, sagt Ian Jakab. Vielmehr wollte der 34-Jährige schon immer seine Musik im öffentlichen Raum spielen. In Chile hat Jakab als Straßenmusiker gearbeitet, auch in München wollte er Passanten zeigen, was die Subkultur an Musik zu bieten hat, die Pandemie war der nötige Anstoß dazu. Ein solarbetriebenes Lastenfahrrad hat er deswegen mit zahlreichen Unterstützern zu einem Mischwesen aus DJ-Pult, Soundanlage und mobiler Bühne umgebaut. Den "Soundtrack für die Stadt" lieferte das DJ-Bike seit dem vergangenen Jahr in Form von kostenlosen Pop-up-Performances an ganz unterschiedliche Orten in der Stadt, jedes Mal mit anderen Soundkünstlerinnen und Musikern, nachzuhören auf der Website. Es ist der fahrende Beweis, wie wenig es braucht, um den öffentlichen Raum neu zu bespielen. Laura Weißmüller

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